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„Aber — für den Lut hast du zu viel Punkte
und für den Rock zu wenig ausgegeben."

Ein gerissenes Unternehmen

mieteten, gaben sich Mühe, so brav und bieder zu erscyeinen, wie
man das — sie wußte» es wohll — von ihnen erwartete. Sie wünschten
ihren Sommergästen gute Erholung und vor allem immer schönes
Wetter. Dann kamen nämlich mehr Leute, und sie blieben auch
länger. Aber selbst so braven Leuten werden die Wünsche manchmal
nicht erfüllt; es regnete damals sehr oft. An einem ganz besonders

trostlosen Tage nun ging ich nach dem „istrandbasar" -*• selbst
viel kleinere Bäder als Unkelshorst haben einen Strandbasar — um
zu sehen, ob ich dort nicht etwas zu lesen fände. Ein ganzer Stapel
Bücher lag da, an die hundert Exemplare des gleichen Werkes. Es
ivar schlicht broschiert, aber der Titel fiel stark ins Auge: „Die Ankels-
hvrster. Bon Leinrich Pommrehn. — Preis 3 Mark."

Run, wenn jemand als Badegast in Unkelshorst sich aufhält, wenn
er bei einem Dauerregen nichts mit sich anzufangen weiß und dann

ein Buch „Die Unkelshorster" sieht-dann kauft er es; das ist

doch klar. Aebrigens, um es gleich vorwegzunehmen: die Inhaberin
des Strandbasars erzählte mir dann später auf meine Frage, daß
sie in jedem Jahre etwa 500 Exemplare verkaufte.

Ich hatte in dem Werkchen so etwas wie eine lokale Chronik
erwartet, Geschichten von den Unkelshorstern und ihren Vorvätern
bis hinauf in die Zeit der räubernden Vitalienbrüder, von ihrem
ewigen Kampf mit den Sturmfluten, von Schiffbrüche» und merk-
würdigem Strandgut und anderen Küstenbegebnissen. Und in Leinrich
Pommrehn, dem Autor, hatte ich einen früheren Pastor oder Lehrer
des Ortes vermutet.

Meine Erwartung wurde nicht erfüllt. Am auch dies gleich vor-
wegzunehmen: Leinrich Pommrehn — so hatte nie ein Pastor
oder Lehrer in Unkelshorst geheißen; der Name war ein Pseudonym,
und warum er es sein mußte, das wird man noch erfahren. Es
handelte sich nicht um eine Chronik. Als ich das Büchlein nach
vollzogenem Kaufe aufschlug, las ich, was der Umschlag verschwiege»
hatte: „Vaterländisches Schauspiel in drei Akten. Zeit 1812." — Also
gegen Ende der „Franzosentid". Die Personen dieses bald mit
gänzlichem Mangel an Befriedigung durchblätterten Erzeugnisses
einer mehr als schwächlichen dramatischen Poesie waren ein Liebes-
paar, zwei dazugehörige Väter, ein Dorftrottel als notwendige ko-
mische Figur, ein französischer Sergeant mit einigen Soldaten und
Dorfbewohner als Volk und Chor. Die bessere Lälfte des Liebes-
paares, das Mädchen, hieß Gretche» und wurde meist als „holdes
Mädchen" bezeichnet; ihr Liebhaber und zum Schluffe glücklicher
Bräutigam trug den Namen Bastian, was mir zuerst in einer Reihe
etwas befremdender Einzelheiten auffiel, denn Bastian ist kein in
Unkelshorst üblicher Name. Bastian, der jugendliche Leid, ist seit
einigen Monaten aus dem Dorfe verschwunden. Niemand weiß,
wohin und warum. Gretchen ist sehr traurig darüber. Sie hat aber
noch anderen Grund zum Kummer. Ihr Vater will von Bastian
nichts wissen; er ist.der Dorfschulze und ein. braver Mann. Bastians
Vater aber, von Beruf Müller, ist nicht brav, sondern gemein; er
macht profitliche Geschäfte mit der französischen Einquartierung und
hat bei Beschlagnahmungen und ähnlichen Sachen den Denunzianten
gespielt. Man versteht, daß Gretchens wackerer Vater den Sohn
dieses Schubiaks nicht zum Schwiegersöhne haben möchte. Dies die
Vorgeschichte.

Mit Bastians überraschender Rückkehr ins Dorf beginnt nun
das Schauspiel. Gretchen hängt im Garten hinter dem Schulzen-
hause Wäsche auf und summt dabei schmerzlich vor sich hin: „Ach,
wie ist's möglich dann-". Da klettert jemand über den Zaun. Ba-

stian ist es, der Verschwundene. „Grüß Gott, mein holdes Mäd-
chen!" ruft er. „Sind wir ohne Zeugen? Belauscht uns auch nie-
mand?" Es stellt sich dann heraus, daß Bastian in sehr löblichen
Absichten verschwunden war, nun aber auch sich hüten muß, von
den Franzosen entdeckt zu werden. Natürlich fällt er ihnen doch in
die Lände, durch Schuld seines eigenen Vaters, der von dem Dorf-
trottel vernimmt, daß irgendwer sich im Dorfe versteckt halte, und
nun ohne Ahnung, daß es sich um seinen Sohn handele, den sran-
zösischen Sergeanten scharf macht. Bastian wird gefangen und soll
erschossen werden. Zum Glück gibt es einen unvermuteten Aufschub.
Der Dorftrottel, der von dem Sergeanten mit dem Transport einer
Kiste beauftragt worden ist, läßt diese in einen Bach fallen — aus
Trotteligkeit, wie es scheint, und die Franzosen annehmen, aber
vielleicht doch aus List, wie der riugere Zuschauer vermuten soll.
Denn die Kiste enthält die Munition für die Flinten der Franzosen,
die nun Bastian nicht sofort totschießen können, sondern ihren Schieß-
kram erst trocknen müssen. Ehe sie damit fertig sind, trifft aber die
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Aber - für den Hut hast du zu viel Punkte und für den Rock zu weinig ausgegeben"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Bauer, Max
Entstehungsdatum
um 1944
Entstehungsdatum (normiert)
1939 - 1949
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Weltkrieg <1939-1945>
Junge Frau <Motiv>
Wertzeichen
Damenmode

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 200.1944, Nr. 5157, S. 5157_256

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Erschließung

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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