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9ln gerissene« Unternehmen

Kunde vom Zusammenbruch der großen Armee in Rußland ein, und
die Franzosen müssen abmarschieren. Sie wollen Bastian mitnehmen,
aber da tritt sein Vater auf, der alte Müller, klagt sich selber wegen
seiner häßlichen Aufführung vor den versammelten Dorfbewohnern
an und fordert sie auf, Bastian beizustehen. Die Dorfbewohner
murmeln wild; das Murmeln schwillt immer drohender an — — da
geht die Trommel, und der französische Sergeant zieht mit seinen
Leuten ab, ohne sich noch weiter mit der Sache zu befassen. Bastian
und Gretchen sinken einander in die Arme, der Vater Dorfschulze
reicht dem entsühnte» Müller die Land, und dann schreien alle zum
Schluß dreimal Lurra!-

Das war also das Schauspiel „Die Ankelshorster". Jeder ver-
nünftige Mensch wird die Landlung läppisch nennen. Aber auch
sonst war der Autor Leinrich Pommrehn zu tadeln. Was für ein
jämmerlicher Dialog! Gleich die ersten Worte Bastians forderten
die schärfste Kritik heraus. „Grüß Gott!" Wer sagt denn in Ankels-
horst an der Ostsee „Grüß Gott!"? Das paßt nach Oberbayern.
And dann: „Mein holves Mädchen!" Das wird in keinem Dorfe
gesagt, wenigstens nicht von den Einheimischen; für Ankelshorst hätte
sich etwa „Min leiwe Deern!" geschickt.

And weiter: ließ nicht der Titel „Die Ankelshorster" wenigstens
etwas Lokalkolorit erwarten? Aber davon war nicht die Spur zu
merken. Da kam z. B. ein Satz vor: „Er ist nach dem Nachbardorfe
gegangen." Nun wohl: Ankelshorst hat — östlich, westlich und süd-
lich, im Norden liegt die See — drei Nachbardörfer: Pöttchenkraug,
Gloppsow und Schliewe. Warum also hatte Äeinrich Pommrehn
nicht geschrieben: „Er ist nach Pöttchenkraug gegangen?" Oder nach
Schliewe? Oder nach Gloppsow?

And ein anderer Satz: „Wir treffen uns an der großen Linde!"
Beinahe jedes Dorf hat eine große Linde; das ist nichts Besonderes.
Ankelshorst aber hat als bemerkenswerten Dorfmittelpunkt einen
Tümpel, der „Poggenkuhl" genannt wird. Warum also hatte Äeinrich
Pommrehn nicht geschrieben: „Wir treffen uns am Poggenkuhl!"

„Patina der Antike? In diesem Falle
sicher nur schlecht abgestaubt!“

Vettern und Basen

„Ueberall spannen einem unsre USA-Vettern die
Weiber aus; zur Zeit sind sie sogar im Fernen Osten
auf der Suche nach Landluft-Basen I“

Das wäre doch wenigstens ein, wenn auch sehr äußerliches Charak-
teristikum des Ortes der Äandlung gewesen. —

Ich war also sehr unzufrieden und schmiß die „Ankelshorster",
dieses erbärmliche Machwerk, auf den Grund meines Koffers. Zu
Lause steckte ich es zu anderen, bei Gelegenheit einmal als Maku-
latur zu verkaufenden Büchern und dachte dann nicht mehr daran.

Ein Jahr später kam ich auf ein paar Tage nach dem kleinen
Luftkurort Wutzach an der Saale. Da gab es auch einen schreck-
lichen Regentag, und ich ging in den Papierwarenladen, in dem die
schönsten Ansichtskarte» von Wutzach verkauft wurden. Ich wollte
sehen, ob ich da nicht etwas zu lesen fände. Siehe, da lag ein großer
Stapel Bücher, an die hundert Exemplare eines Werkes. Es war
schlicht broschiert, aber der Titel fiel stark ins Auge: „Die Wuhacher.
Von Günther Macheleit. — Preis 3 Mark."

Sofort kaufte ich inir eines der Büchlein. Der echt thüringische
Name des Verfassers zog mich an; er würde gewiß reizende Ge-
schichten von Wutzach und seinen Bewohnern erzählen. Man soll
aber kein unbekanntes Buch kaufen, ehe man nicht wenigstens ein
bißchen darin geblättert hat, ob der Kauf nicht vielleicht doch ganz
unlohnend wäre; am besten ist es sogar, es ganz genau zu lesen

-dann braucht man es nicht zu kaufen, selbst wenn es gut ist.

Ich hatte in Macheleits „Wutzachern" nicht geblättebt, und als ich
nun aufschlug, war ich enttäuscht, zu lesen: „Vaterländisches Schau-
spiel in drei Akte». — Zeit 1812."

Immerhin, sehen wir einmal zu, was die Wuyacher 1812 erlebt
haben:

Erster Akt, erste Szene.

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Patina der Antike?" "Vettern und Basen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Croissant, Eugen
Entstehungsdatum
um 1944
Entstehungsdatum (normiert)
1939 - 1949
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Weltkrieg <1939-1945>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 200.1944, Nr. 5157, S. 5157_257

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