In London eingetroffen: Mister Bowman, „Amerikas erster
geographischer Experte für den europäischen Dschungel“.
Der Miiuserich
sein Mauseloch, setzte sich nieder und dachte nach. Sein Gesichts-
ausdruck wurde dabei finsterer und finsterer, sein Kinn schob sich
brutal vor, der Bart zitterte. Mit einemmal hielt es ihn nicht inehr.
Mit einem Ruck sprang er auf, sauste um die Ecke seines Loches,
durch lange Gänge, bis er im grellen Tageslicht unten im Los an
der Treppe angelangt war. Dort richtete er sich zu seiner ganzen
Größe auf, blickte wild suchend um sich und brüllte: „So, setz komm,
du feiges Luder von einem Kater, damit ich dich in der Luft zerreiße!"
(Zuschriften wegen der Adresse des Dr. Silbernagel sind zweck-
los, er bekommt selbst keinen Morella mehr. Außerdem ereignete
sich obige dramatische Angelegenheit bereits am 13. 8. 39.)
Ralph Urban.
Kleine Ckronik
Wegen der Kohlenknappheit bekommen jetzt die englischen
Truppen in der Deimat an jedem Freitag nur kalte Verpflegung.
Jetzt werden sich die Tommies an jedem Freitag fragen, warum
sie eigentlich den heimatlichen Derd verteidigen sollen.
Aus einer Tagmrg englischer Seeleute ist
gesagt worden, die britischen Schiffahrtsgeseye
seien noch vollkommen mittelalterlich; englische
Matrosen würde» wie Sklaven behandelt.
Das sagt man, wenn man zu Dause unter-
einander ist; sonst aber heißt es stolz im englischen
Seemannsliede: „British never shall be slaves"
Briten werden niemals Sklaven sein.
Ein Major vom amerikanischen Geheimdienst
hat geklagt, es würden zu viele Dinge ausge-
plaudert, über die geschwiegen werden müßte;
die USA seien überhaupt die geschwätzigste Ra-
tion der Welt.
Und das viele Schwatzen besorgt man noch
dazu mit dein größten Mundwerk.
Dem „Daily Derald" zufolge ist eine Einord-
nung ergangen, daß Wagen, die das Abzeicheir
eines amerikanischen Generals trage», „aus jeden
Fall" von allen britischen Wehrmachtsangehörigen
zu grüßen seien.
Auf jeden Fall? Also auch dann, wenn in
dem Wagen gar kein General sitzt; der Wagen
hat dann gewissermaßen die Funktion eines
Geßlerhutes.
In New Zsork wurden 10 000 Kisten mit
„Whisky" beschlagnahmt, der aus Kartoffelschalen
destilliert war, mit Zusatz von 20 Prozent wirk-
lichem Whisky; für eine Kiste mit 10 Flaschen
wurden 100 Mark verlangt.
Man hat diesen üblen Stoff beschlagnahmt,
weil zur Zeit niemand in USA sich Kopfschmerzen
machen soll. Nach dem Kriege wird ohnehin
vielen Vankces der Schädel brummen.
Die ägyptische Negierung will jetzt keine
weiteren Eniigranten mehr zulassen; das Land
müffe de» Aegyptern gehören und nicht Fremden.
Aegypten ist eben gewarnt; es hat sich schon
einmal durch jüdische Fremdlinge schreckliche Pla-
gen zugezogen.
In Neapel kam es zu Demonstrationen der Bevölkerung, als sich
nach der Ankunft eines ASA-Frachters, in dem man Lebensmittel
vermutet hatte, herausstellte, daß er nur 20 000 Gallonen Vier für
die anglo-amerikanischen Truppen gebracht hatte.
Der Durst der Anglo-Amerikaner geht dem Dünger der Be-
völkerung vor. Aber vielleicht haben sie wenigstens auf das Woh!
der Bevölkerung getrunken.
„Deim Vater schlägst aber kaum nach, Bobbele, der mag's
Wasser gar net, dem isch der Wein ond's Bier viel lieber."
272
geographischer Experte für den europäischen Dschungel“.
Der Miiuserich
sein Mauseloch, setzte sich nieder und dachte nach. Sein Gesichts-
ausdruck wurde dabei finsterer und finsterer, sein Kinn schob sich
brutal vor, der Bart zitterte. Mit einemmal hielt es ihn nicht inehr.
Mit einem Ruck sprang er auf, sauste um die Ecke seines Loches,
durch lange Gänge, bis er im grellen Tageslicht unten im Los an
der Treppe angelangt war. Dort richtete er sich zu seiner ganzen
Größe auf, blickte wild suchend um sich und brüllte: „So, setz komm,
du feiges Luder von einem Kater, damit ich dich in der Luft zerreiße!"
(Zuschriften wegen der Adresse des Dr. Silbernagel sind zweck-
los, er bekommt selbst keinen Morella mehr. Außerdem ereignete
sich obige dramatische Angelegenheit bereits am 13. 8. 39.)
Ralph Urban.
Kleine Ckronik
Wegen der Kohlenknappheit bekommen jetzt die englischen
Truppen in der Deimat an jedem Freitag nur kalte Verpflegung.
Jetzt werden sich die Tommies an jedem Freitag fragen, warum
sie eigentlich den heimatlichen Derd verteidigen sollen.
Aus einer Tagmrg englischer Seeleute ist
gesagt worden, die britischen Schiffahrtsgeseye
seien noch vollkommen mittelalterlich; englische
Matrosen würde» wie Sklaven behandelt.
Das sagt man, wenn man zu Dause unter-
einander ist; sonst aber heißt es stolz im englischen
Seemannsliede: „British never shall be slaves"
Briten werden niemals Sklaven sein.
Ein Major vom amerikanischen Geheimdienst
hat geklagt, es würden zu viele Dinge ausge-
plaudert, über die geschwiegen werden müßte;
die USA seien überhaupt die geschwätzigste Ra-
tion der Welt.
Und das viele Schwatzen besorgt man noch
dazu mit dein größten Mundwerk.
Dem „Daily Derald" zufolge ist eine Einord-
nung ergangen, daß Wagen, die das Abzeicheir
eines amerikanischen Generals trage», „aus jeden
Fall" von allen britischen Wehrmachtsangehörigen
zu grüßen seien.
Auf jeden Fall? Also auch dann, wenn in
dem Wagen gar kein General sitzt; der Wagen
hat dann gewissermaßen die Funktion eines
Geßlerhutes.
In New Zsork wurden 10 000 Kisten mit
„Whisky" beschlagnahmt, der aus Kartoffelschalen
destilliert war, mit Zusatz von 20 Prozent wirk-
lichem Whisky; für eine Kiste mit 10 Flaschen
wurden 100 Mark verlangt.
Man hat diesen üblen Stoff beschlagnahmt,
weil zur Zeit niemand in USA sich Kopfschmerzen
machen soll. Nach dem Kriege wird ohnehin
vielen Vankces der Schädel brummen.
Die ägyptische Negierung will jetzt keine
weiteren Eniigranten mehr zulassen; das Land
müffe de» Aegyptern gehören und nicht Fremden.
Aegypten ist eben gewarnt; es hat sich schon
einmal durch jüdische Fremdlinge schreckliche Pla-
gen zugezogen.
In Neapel kam es zu Demonstrationen der Bevölkerung, als sich
nach der Ankunft eines ASA-Frachters, in dem man Lebensmittel
vermutet hatte, herausstellte, daß er nur 20 000 Gallonen Vier für
die anglo-amerikanischen Truppen gebracht hatte.
Der Durst der Anglo-Amerikaner geht dem Dünger der Be-
völkerung vor. Aber vielleicht haben sie wenigstens auf das Woh!
der Bevölkerung getrunken.
„Deim Vater schlägst aber kaum nach, Bobbele, der mag's
Wasser gar net, dem isch der Wein ond's Bier viel lieber."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"In London eingetroffen: Mister Bowman" "Deim Vater schlägst aber kaum nach"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1944
Entstehungsdatum (normiert)
1939 - 1949
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 200.1944, Nr. 5158, S. 5158_272
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg