o
CEarltna? Ganz uninteressant!
Bon Iolef Roder« Larrer
Umberto Sarto nahm auf der Terrasse des Cafe Gozzini Platz.
Roch eine Viertelstunde, dann saß Carlina neben ihm! Da bemertte
er zu seinem Entsetzen, daß sich Giuseppe Roffi näherte. Rasch ver-
barg er sich hinter einer Zeitung. Nein, er durfte nicht gesehen werden,
am wenigsten von Giuseppe, mit dem er am Vorabend bei dem
Maler Cneso die reizende Carlina kennen gelernt hatte. Auf dem
Keimwege hatte Giuseppe gefragt: „Nun, wie gefällt dir Carlina?
Ist sie nicht ein entzückendes Mädchen?" Umberto hatte geringschätzig
gelächelt. „Ach, eine von vielen I Car-
lina? Ganz uninteressant!" Das war
gelogen; er hatte sich im Gegenteil so-
fort in Carlina verliebt und er hatte
bereits ihre Zusage, ihn heute um fünf
Ahr im Cafe Gozzini zu treffen. And
jetzt kam dieser Giuseppe daher! Dabei
fehlten nur mehr einige Minuten auf
fünf! Und vielleicht war Carlina pünkt-
lich I Kurz, Umberto war wütend. Da
sprach jemand neben ihm, und dieser
jemand war der zudringliche Giuseppe:
„Oh, welcher Zufall! Du hier, Um-
berto? Darf ich neben dir ein wenig
Platz nehmen?"
„Bitte!" knurrte Umberto, aber sein
Lerz schrie: „Verschwinde!"
Giuseppe begann zu plaudern. Um-
berto verstand kein Wort; er dachte
fieberhaft nach, wie er fich des jetzt
unerwünschten Freundes entledigen
konnte. Da merkte er, daß ihn Giu-
seppe mit leisem Spott ansah. Plötz-
lich horchte er auf. War nicht der
Name Carlina gefallen? Er unter-
brach ihn.
„Verzeih, Giuseppe, ich habe den
letzten Satz nicht verstanden!"
»Ich sagte, daß ich nicht begreife,
warum dir Carlina nicht gefällt! Sie
ist doch wirklich ein entzückendes
Mädchen!"
„Ach, entzückend ist bald ein junges
Mädchen!" meinte Umberto gelang-
weilt. „Deshalb muß man noch lange
nicht begeistert oder gar verliebt sein!"
„Ich kenne nun Carlina seit einigen
Monaten!" erwiderte Giuseppe. „Ich
gestehe dir als meinem aufrichtigen
Freunde, daß mir Carlina schlaflose Nächte bereitet, denn ich habe
nicht die geringsten Aussichten bei ihr. Wie oft habe ich sie nicht
schon bestürmt, mir eine Zusammenkunft zu gewähren! Erst vor
einer Viertelstunde wieder, da rief ich sie an! Umsonst, aussichts-
los I Ich bin nicht ihr Typ. Wir sprachen auch von dir. Ich warf
ihr vor, daß ste dich gestern recht lange angeblickt hat! Oh, wie sie ins
Telephon lächelte! Und dann fragte sie, was du über sie gesagt habest!"
„Nun? And du, was erwidertest du?" fragte erregt Umberto.
„Ich sagte, daß du in den schönsten
Worten über sie gesprochen hast!"
„Wirklich sehr nett von dir'....Aber
jetzt verzeih, wenn ich dich bitte, diesen
Schauplatz da von deiner Anwesen-
heit zu befreien!" Er sagte eS lächelnd;
es sollte wie ein Scherz klingen. „Ich
erwarte nämlich jede Sekunde eine
Dame! Sie ist sehr scheu. Wenn sie
sieht, daß jemand neben mir sitzt, kommt
sie gar nicht her ... Vielleicht ist sie
schon weggegangen I Um fünf Ahr
hätte ste kommen sollen! Es find be-
reits zehn Minuten über die Zeit!"
Giuseppe lachte.
„Zehn Minuten? Jedes Mädchen
verspätet sich! Das gehört nun schon
einmal zum Reiz einer Vereinbarung.
Wetten wir, daß deine mit Ungeduld
erwartete Donna nicht vor sechs
Uhr erscheint! Lundert Lire? Ge-
macht?"
„Gut, meinetwegen wette ich um
hundert Lire, daß-— Alles kannst
du von mir haben, wenn du mich jetzt
allein läßt!"
„Die Wette gilt also? Nun, dann
kannst du mir die hundert Lire sofort
auszablen, denn vor sechs Uhr kommt
Carlina nicht... Da machst du Augen!
Sie bat mich vorhin, dir das zu sagen.
Sie kennt nämlich deinen Zunamen
nicht. Und sie kann doch nicht bloß einen
Umberto ans Telephon rufen, um ihm
zu sagen, daß sie erst eine Stund«
später kommen könne. Da übernahm
ich als guter Freund, dir das zu
sagen, damit du vor lauter Warten
nicht auS der Laut fährst!"
„Eis ist eigentlich nicht mehr da, aber ich habe eine
Portion für mich selbst zurückstellen lassen; die werde
ich den Äerrschaften bringen."
„Sehr liebenswürdig, Lerr Ober! Dann hat wenig-
stens die Dame was."
„Oh, es reicht für Sie beide, meine Lerrschaften."
302
CEarltna? Ganz uninteressant!
Bon Iolef Roder« Larrer
Umberto Sarto nahm auf der Terrasse des Cafe Gozzini Platz.
Roch eine Viertelstunde, dann saß Carlina neben ihm! Da bemertte
er zu seinem Entsetzen, daß sich Giuseppe Roffi näherte. Rasch ver-
barg er sich hinter einer Zeitung. Nein, er durfte nicht gesehen werden,
am wenigsten von Giuseppe, mit dem er am Vorabend bei dem
Maler Cneso die reizende Carlina kennen gelernt hatte. Auf dem
Keimwege hatte Giuseppe gefragt: „Nun, wie gefällt dir Carlina?
Ist sie nicht ein entzückendes Mädchen?" Umberto hatte geringschätzig
gelächelt. „Ach, eine von vielen I Car-
lina? Ganz uninteressant!" Das war
gelogen; er hatte sich im Gegenteil so-
fort in Carlina verliebt und er hatte
bereits ihre Zusage, ihn heute um fünf
Ahr im Cafe Gozzini zu treffen. And
jetzt kam dieser Giuseppe daher! Dabei
fehlten nur mehr einige Minuten auf
fünf! Und vielleicht war Carlina pünkt-
lich I Kurz, Umberto war wütend. Da
sprach jemand neben ihm, und dieser
jemand war der zudringliche Giuseppe:
„Oh, welcher Zufall! Du hier, Um-
berto? Darf ich neben dir ein wenig
Platz nehmen?"
„Bitte!" knurrte Umberto, aber sein
Lerz schrie: „Verschwinde!"
Giuseppe begann zu plaudern. Um-
berto verstand kein Wort; er dachte
fieberhaft nach, wie er fich des jetzt
unerwünschten Freundes entledigen
konnte. Da merkte er, daß ihn Giu-
seppe mit leisem Spott ansah. Plötz-
lich horchte er auf. War nicht der
Name Carlina gefallen? Er unter-
brach ihn.
„Verzeih, Giuseppe, ich habe den
letzten Satz nicht verstanden!"
»Ich sagte, daß ich nicht begreife,
warum dir Carlina nicht gefällt! Sie
ist doch wirklich ein entzückendes
Mädchen!"
„Ach, entzückend ist bald ein junges
Mädchen!" meinte Umberto gelang-
weilt. „Deshalb muß man noch lange
nicht begeistert oder gar verliebt sein!"
„Ich kenne nun Carlina seit einigen
Monaten!" erwiderte Giuseppe. „Ich
gestehe dir als meinem aufrichtigen
Freunde, daß mir Carlina schlaflose Nächte bereitet, denn ich habe
nicht die geringsten Aussichten bei ihr. Wie oft habe ich sie nicht
schon bestürmt, mir eine Zusammenkunft zu gewähren! Erst vor
einer Viertelstunde wieder, da rief ich sie an! Umsonst, aussichts-
los I Ich bin nicht ihr Typ. Wir sprachen auch von dir. Ich warf
ihr vor, daß ste dich gestern recht lange angeblickt hat! Oh, wie sie ins
Telephon lächelte! Und dann fragte sie, was du über sie gesagt habest!"
„Nun? And du, was erwidertest du?" fragte erregt Umberto.
„Ich sagte, daß du in den schönsten
Worten über sie gesprochen hast!"
„Wirklich sehr nett von dir'....Aber
jetzt verzeih, wenn ich dich bitte, diesen
Schauplatz da von deiner Anwesen-
heit zu befreien!" Er sagte eS lächelnd;
es sollte wie ein Scherz klingen. „Ich
erwarte nämlich jede Sekunde eine
Dame! Sie ist sehr scheu. Wenn sie
sieht, daß jemand neben mir sitzt, kommt
sie gar nicht her ... Vielleicht ist sie
schon weggegangen I Um fünf Ahr
hätte ste kommen sollen! Es find be-
reits zehn Minuten über die Zeit!"
Giuseppe lachte.
„Zehn Minuten? Jedes Mädchen
verspätet sich! Das gehört nun schon
einmal zum Reiz einer Vereinbarung.
Wetten wir, daß deine mit Ungeduld
erwartete Donna nicht vor sechs
Uhr erscheint! Lundert Lire? Ge-
macht?"
„Gut, meinetwegen wette ich um
hundert Lire, daß-— Alles kannst
du von mir haben, wenn du mich jetzt
allein läßt!"
„Die Wette gilt also? Nun, dann
kannst du mir die hundert Lire sofort
auszablen, denn vor sechs Uhr kommt
Carlina nicht... Da machst du Augen!
Sie bat mich vorhin, dir das zu sagen.
Sie kennt nämlich deinen Zunamen
nicht. Und sie kann doch nicht bloß einen
Umberto ans Telephon rufen, um ihm
zu sagen, daß sie erst eine Stund«
später kommen könne. Da übernahm
ich als guter Freund, dir das zu
sagen, damit du vor lauter Warten
nicht auS der Laut fährst!"
„Eis ist eigentlich nicht mehr da, aber ich habe eine
Portion für mich selbst zurückstellen lassen; die werde
ich den Äerrschaften bringen."
„Sehr liebenswürdig, Lerr Ober! Dann hat wenig-
stens die Dame was."
„Oh, es reicht für Sie beide, meine Lerrschaften."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Eis ist eigentlich nicht mehr da"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1944
Entstehungsdatum (normiert)
1939 - 1949
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 200.1944, Nr. 5161, S. 5161_302
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg