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(Stn glücklicher Mensch

bohrter Staatsanwälte. Ja. das wollte er bei wenig bemittelten
Klienten sogar ganz umsonst machen. Aber dann war es auf einmal
nichts mit der Aussicht auf diese Anwaltspraxis. Dem Onkel war
Saltmann nicht scharf genug; er zog einen anderen Neffen vor. der
sich wohl auch vorgedrängt hatte. Jedoch mein Freund Christian
sagte sofort: „Gut so! Jedenfalls meint es das Schicksal freundlich
mit mir. Ich wäre am Ende einer von jenen Anwälten geworden,
die gierig auf fette Prozesse sind und auch bei Strafsachen möglichst
viel herausschinden wollen, die etwa, wenn z. B. eine jammernde
Frau zu ihnen kommt und erzählt, ihr Mann sei unter der und der
Beschuldigung verhaftet worden, dann ganz kühl sagen: .Na. ich
werde sehn, was sich machen läßt. Aber zunächst: wieviel Vorschuß
können Sie denn zahlen?' Ja, so ein Kerl wäre ich vielleicht geworden.
Aber jetzt werde ich eben Amtsrichter; da bin ich keinen solchen
Versuchungen und häßlichen Regungen ausgesetzt."

Er ist schließlich auch richtig Amtsrichter geworden, und wir kamen
dann auseinander und haben uns nur noch selten gesehen. Als ich
ihn nach ein paar Jahren besuchte, war er verheiratet. Die Frau
war hübsch, aber sie brauste leicht auf und erging sich dann in einer
Art deklamatorischer Rechthaberei, die erbitternd wirken mußte-
Mein guter Christian gestand mir das auch ein, aber auch daran
hatte er natürlich eine gute Seite gefunden. Wenn ich daran denke,
wie vergnügt er mir das erzählte-"

Onkel Cornelius legte die Zigarre fort und fuhr sich über die
Stirn, als wollte er der Erinnerung nachhelfen. „Erzähle weiter,
Onkel!" bat ich.

Aber Onkel Cornelius wehrte ab. „Nein, mein Junge, das brauchst
du jetzt noch nicht zu wissen, wie Christian Saltmann sich über seine
rauhe Ehe getröstet hat. Vielleicht erzähle ich es dir später einmal,
wen» du erwachsen bist — falls ich dann noch auf dieser die Trost-
gründe so nötig machenden Welt herumlaufe. Für heute hast du
genug gehört und weißt nun. wie man den kleinen Verdrießlichkeiten
des Lebens immer eine gute Seite abgewinnen muß. Deshalb ist
mein Freund Christian ein glücklicher Mensch gewesen. Er ist nun
schon lange dahin; er starb frühzeitig an einem Brustübel. Kurz
vorher besuchte ich ihn noch einmal. Er wußte Bescheid über seinen
Zustand, aber er sagte lächelnd: „Sterben kann man ganz ruhig,
wenn man sich überlegt, daß es eigentlich viel schlimmer ist, geboren
zu werden." —

In diesem Augenblick stieg uns beiden ein unangenehm brenzlicher
Geruch in die Nasen: Onkel Cornelius hatte seine Zigarre »eben den
Aschbecher gelegt, und sie halte ein großes Loch in die Tischdecke
gebrannt. Er fing an, ganz schrecklich zu fluchen.

„Aber Onkel, sieh doch die gute Seite an dem Mißgeschick!"
sagte ich.

„Was soll schon Gutes an dem verdammten Loch sein?" fragte
er verdutzt.

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„Daß du nun das große Vergnügen haben wirst, meiner Mutter
eine neue Tischdecke zu bringen."

„Richtig!" Onkel Cornelius lachte, aber doch etwas gezwungen.
„Ich sehe, du hast schon etwas gelernt von meiner Geschichte." Dann
ging er und überließ mich meinen Schmökern, und ich nahm zuerst
den prächtigen .Roten Freibeuter' vor.

Mir später einmal zu erzählen, wie sich der glückliche Christian
Saltmann über seine harte Ehe getröstet hat — dazu ist mein Onkel
Cornelius aber nicht mehr gekommen, und deshalb kann ich es diesem
oder jenem Leser, dem daran gelegen wäre, leider nicht mitkeilen.

Kleine Ckronik

Laut „Daily Telegraph" hat Scotland Vard festgestellt, daß
eine große Anzahl Taschendiebe London verlassen und sich in die
Provinz begeben haben.

Es liegt ihnen an der eigenen Sicherheit, aber dann wollten sie
auch den Herrschaften folgen, die mit dick gefüllten Brieftaschen aus
der gefährdeten Stadt abgereist sind.

Der Britische Abgeordnete Sorenson hat erklärt, England dürfe
die Anwendung der V 1 nicht beanstanden, denn man müsse sich er-
innern, daß ja englische Flieger nach Angriffen auf deutsche Städte
zugegeben hätten, ganz blindlings bombardiert zu haben, und auch,
daß Churchill gesagt habe, für England gebe es keine Grenze der
Gewalttätigkeit.

Churchill dürfte finden, daß Mister Sorenson sich nicht zum
britischen Abgeordneten eigne, denn er habe ein zu gutes Gedächtnis

„Agathe hat so etwas Zeitloses, es ist schwer, ihr Alter zu taxieren."
„Ja. eine Herbstzeitlose."
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Noch nicht bald fertig, Kurt, die Leute schauen schon!" "Agathe hat so etwas Zeitloses, es ist schwer Ihr Alter zu taxieren"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Croissant, Eugen
Entstehungsdatum
um 1944
Entstehungsdatum (normiert)
1939 - 1949
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Weltkrieg <1939-1945>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 200.1944, Nr. 5169, S. 5169_090

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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