Man laufet nach dem Wundermann.
Der auf dem Kopfe tanzen kann,
Bonbons, Lebkuchen, Hüte und Westen,
Und kaust sie theuer auf Kirchweihfesten
O Welt! o Menschen! o Thoren!
O Charlatane! o Reformatoren!
Du gold'ne Aera der Perrücke!
O kehrst du nie, ach nie znrücke?
Zopf, wirst du nimmer auferstehen?
O Freund! wie würde dir'S ergehen.
In diesem Säkulnm der Mußbäuche!
O weh — kein Respekt gegen alte Gebräuche I
Was einst ehrwürdig war dem Vater,
Drob lacht der Herr Sohn im Lipperltheater.
O weh — keine Ehrfurcht vor grauen Haaren!
Das Ei thut sich mit der Henne narren;
Die JungenS versteh'» kaum halb den Donat,
So fordern Sie schon einen Sitz im Rath-
O weh — — doch halt, daß ich nicht vergesse,
Sperr' uculos; lest mal hier die Adresse, — —
Nicht etwa eine Holstein-Schleswig'sche,
Sondern einfach eine „An Mich'sche!!"
<Da« »«ehrlich« Mitglied weiit einen Brief vor,)
„An Herrn PaffnnzinS — par bonte,“
Und damit punctum! Herr Jemine,
Wie gräulich verschlimmern sich die Zeiten!
Eh' schrieb man die Titel auf ganze Seiten,
Da hieß es: „Der gelehrte und wohlgebornc
Vom Stadtrath bestallte und erkorne
Anwalt und Notariu* publicus
Immalriculalus Caesareus
Ulriusque doctor Paflnuzius"
Jetzt — schlechthin: „der Herr 3£- Dpfilon."
Das nennt man Welt, das nennt man Koni»»
'ne feine Art! Sind wir gradnirt,
Daß man wie den Hausknecht uns titulirt?
Ha, sprechen wir deßhalb in fremden Zungen
Und haben Acmter und Würden errungen.
Auf daß zuletzt der Büttel dreist
Uns angrinst und Herr Kollega heißt? —
O weh! — keine Achtung vor Rang und Titel!
Der Bauer im buntgcflickten Kittel
Rückt kaum einen Zoll noch seinen Hut,
Wenn ihm der Junker begegnen thut.
O weh — kein Sinn mehr für ächte Gelehrtheit!
Die heut'gen Juristen in ihrer Verkehrtheit
Reimcln und verscln drauf und dran
Und wissen kein Wort vom Ulpian,
O weh — keine Scheu mehr vor'm Magistrat!
Der Bürger will Freiherr sein im Staat,
Und dünkt sich so gut, wie unser Einer;
Befehlen will Jeder, gehorchen Keiner.
O weh — kein Schrecken vorm Eriminale,
Damit der Kopf ohne Schmerzen falle.
Berauscht der Henker den Miffethäter
Am Blocke fein glimpflich mit Scknvefeläthcr.
O weh! keine Furcht mehr vor Gottes Blitzen!
Man trotzt rem Himmel mit Wetterspitzen,
Und meint, gelähmt sei der Allmacht Hand,
Stünd so ein Ding auf des Daches Rand, —
Ich frage: Wird das lange sein?
Nequaquam! Nein, und abermal nein!
Habt Acht! habt Acht! wir erleben All'
Für den Engel - einen Bengclfall.
Bald wird ein Tag des Gerichts geschch'n.
Da wird man Gottvatern fitze» seh'n
Auf gold'nem Throne und ringsumher
Nengeistler, zahllos wie Sand am Meer.
Und eint Stimme wird sich erheben,
Daß weithin die Sterne des Himmel« erbeben:
„Links um, Gesindel, zieh' ans die Schuh'
Und laufe dem Teufel barfuß ;«!!“ Adalbert Müller.
Skizzen aus dem Frankfurter Volksleben.
„E schee Kumbelement vom meim Vater, unn do schickt er
Ihne ebbcs, Sie solle sichs gut schmecke losse, unn er kennt
heint nik klimme zum Ererzirn, Sie solle n'en erkusirn," —
„God verdamm mich, des is d'r e schee Hitz gewese, mach
emol uff, e Gewitter soll des Ererzirn verschmeiße,"
Der auf dem Kopfe tanzen kann,
Bonbons, Lebkuchen, Hüte und Westen,
Und kaust sie theuer auf Kirchweihfesten
O Welt! o Menschen! o Thoren!
O Charlatane! o Reformatoren!
Du gold'ne Aera der Perrücke!
O kehrst du nie, ach nie znrücke?
Zopf, wirst du nimmer auferstehen?
O Freund! wie würde dir'S ergehen.
In diesem Säkulnm der Mußbäuche!
O weh — kein Respekt gegen alte Gebräuche I
Was einst ehrwürdig war dem Vater,
Drob lacht der Herr Sohn im Lipperltheater.
O weh — keine Ehrfurcht vor grauen Haaren!
Das Ei thut sich mit der Henne narren;
Die JungenS versteh'» kaum halb den Donat,
So fordern Sie schon einen Sitz im Rath-
O weh — — doch halt, daß ich nicht vergesse,
Sperr' uculos; lest mal hier die Adresse, — —
Nicht etwa eine Holstein-Schleswig'sche,
Sondern einfach eine „An Mich'sche!!"
<Da« »«ehrlich« Mitglied weiit einen Brief vor,)
„An Herrn PaffnnzinS — par bonte,“
Und damit punctum! Herr Jemine,
Wie gräulich verschlimmern sich die Zeiten!
Eh' schrieb man die Titel auf ganze Seiten,
Da hieß es: „Der gelehrte und wohlgebornc
Vom Stadtrath bestallte und erkorne
Anwalt und Notariu* publicus
Immalriculalus Caesareus
Ulriusque doctor Paflnuzius"
Jetzt — schlechthin: „der Herr 3£- Dpfilon."
Das nennt man Welt, das nennt man Koni»»
'ne feine Art! Sind wir gradnirt,
Daß man wie den Hausknecht uns titulirt?
Ha, sprechen wir deßhalb in fremden Zungen
Und haben Acmter und Würden errungen.
Auf daß zuletzt der Büttel dreist
Uns angrinst und Herr Kollega heißt? —
O weh! — keine Achtung vor Rang und Titel!
Der Bauer im buntgcflickten Kittel
Rückt kaum einen Zoll noch seinen Hut,
Wenn ihm der Junker begegnen thut.
O weh — kein Sinn mehr für ächte Gelehrtheit!
Die heut'gen Juristen in ihrer Verkehrtheit
Reimcln und verscln drauf und dran
Und wissen kein Wort vom Ulpian,
O weh — keine Scheu mehr vor'm Magistrat!
Der Bürger will Freiherr sein im Staat,
Und dünkt sich so gut, wie unser Einer;
Befehlen will Jeder, gehorchen Keiner.
O weh — kein Schrecken vorm Eriminale,
Damit der Kopf ohne Schmerzen falle.
Berauscht der Henker den Miffethäter
Am Blocke fein glimpflich mit Scknvefeläthcr.
O weh! keine Furcht mehr vor Gottes Blitzen!
Man trotzt rem Himmel mit Wetterspitzen,
Und meint, gelähmt sei der Allmacht Hand,
Stünd so ein Ding auf des Daches Rand, —
Ich frage: Wird das lange sein?
Nequaquam! Nein, und abermal nein!
Habt Acht! habt Acht! wir erleben All'
Für den Engel - einen Bengclfall.
Bald wird ein Tag des Gerichts geschch'n.
Da wird man Gottvatern fitze» seh'n
Auf gold'nem Throne und ringsumher
Nengeistler, zahllos wie Sand am Meer.
Und eint Stimme wird sich erheben,
Daß weithin die Sterne des Himmel« erbeben:
„Links um, Gesindel, zieh' ans die Schuh'
Und laufe dem Teufel barfuß ;«!!“ Adalbert Müller.
Skizzen aus dem Frankfurter Volksleben.
„E schee Kumbelement vom meim Vater, unn do schickt er
Ihne ebbcs, Sie solle sichs gut schmecke losse, unn er kennt
heint nik klimme zum Ererzirn, Sie solle n'en erkusirn," —
„God verdamm mich, des is d'r e schee Hitz gewese, mach
emol uff, e Gewitter soll des Ererzirn verschmeiße,"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Skizzen aus dem Frankfurter Volksleben. Stadtwehrmänner"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 5.1847, Nr. 97, S. 4
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg