Das Hexengrab.
nicht finden konnte. Aber man muß den Mantel nach dem
Winde hängen, und das hatte sich der Maier wohl zu Herzen
genommen, zwar nicht freiwillig, sondern nothgedrungen, und
das ist ein hartes Wort. Er war heute im nächsten Städtchen
auf der Schranne gewesen, hatte da einige Schäffel Getreid
verkauft, um die nächster Tage zu entrichtende Grundsteuer be-
zahlen zu können, und konnte nun auf dem Heimwege nicht
umhin, bei Thaddäus einzusprechen. Die warme Pudelmütze
über den Ohren, saß er an einem der Tische; rechts neben ihm
ein Metzger oder Viehhändler mit robustem Gliederbau, wohlge-
mästetem breiten Gesichte, in hellbraunem Rocke mit schmutzigen
Aerineln. Um die Lenden hatte er einen wohlgefüllten Leder-
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gurt geschnallt, und unter seinem Stuhle lag ein großer dunkel-
farbiger Hund in tiefem Schlafe schnarchend. Gegenüber dem
Viehhändler saß ein langer hagerer Mann mit gebräuntem Gesichte
und spärlichen graulichen Haaren auf dem spitzigen Schädel.
Die Nase war feuerfarbig und wenn man sie lange ansah, war
es, als ob elektrische Funken daraus hervorsprüheten. Hinter
ihm stand an der Wand eine Krackse mit grüner Wachsleinwand
umwickelt, und daran lehnte ein langer eisenbeschlagener Stock,
wie Aelpler und Gebirgsjäger zu tragen pflegen. Seinem Aus-
sehen nach und dem hochtrabenden Bombast seiner Reden gemäß
zu urtheilen, mußte der Mann in die Klaffe der Wundermänner
und Marktschreier gehören.
(Schluß folgt.)
Ter Haifisch.
Draus uffem große weide Meer
Do segelt e Schiff; — un hinnerher,
Kaam hunnert Ehle hinterm Schteuer,
Schwimmt e gefräßig grimmig Ungeheuer,
Drei Raihe Zähn im offne Maul,
E Haifisch, wo en ganze Gaul,
Wie gschweih en Mensch, un wär's der gröschte Mann,
Wie Unsercens e Auschter, schlucke kann.
Fällt was vum Schiff ins Meer enein",
Glei is der Haifisch hinnedrein', —
'S mag sein' was 's will, 's werd nig guckt,
Alles grimmig verbisse un nunnergschluckt,
Dodtc Hund un Katze, Lumbe, alde Schuh und Hoffe,
Er meent, er dörft nix schwimme löste;
Sicher vorrem is nit 's Kind im Mudderleib!
Er beißt ans Hunger, un beißt zum blose Zeitvertreib,
WaS er packe kann, das muß in Fetze,
Und wär's aa nor um die Zähn' dran' zu wetze.
Doch wann mar e recht Schtück Schpeck dran' wendt,
Do fängden 's Schiffsvoll aach am End.
Wärs nit in jeder Radurgschicht zu lese,
Wollt ich Viel noch verzähle vun seim Treiwe un Wese; —
Ihr habt sein' ganz Borträ. wann ihr euch denke könnt:
'Schiff wär e Autor, un der Haifisch e Recensent.
K. G. Nadler.
nicht finden konnte. Aber man muß den Mantel nach dem
Winde hängen, und das hatte sich der Maier wohl zu Herzen
genommen, zwar nicht freiwillig, sondern nothgedrungen, und
das ist ein hartes Wort. Er war heute im nächsten Städtchen
auf der Schranne gewesen, hatte da einige Schäffel Getreid
verkauft, um die nächster Tage zu entrichtende Grundsteuer be-
zahlen zu können, und konnte nun auf dem Heimwege nicht
umhin, bei Thaddäus einzusprechen. Die warme Pudelmütze
über den Ohren, saß er an einem der Tische; rechts neben ihm
ein Metzger oder Viehhändler mit robustem Gliederbau, wohlge-
mästetem breiten Gesichte, in hellbraunem Rocke mit schmutzigen
Aerineln. Um die Lenden hatte er einen wohlgefüllten Leder-
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gurt geschnallt, und unter seinem Stuhle lag ein großer dunkel-
farbiger Hund in tiefem Schlafe schnarchend. Gegenüber dem
Viehhändler saß ein langer hagerer Mann mit gebräuntem Gesichte
und spärlichen graulichen Haaren auf dem spitzigen Schädel.
Die Nase war feuerfarbig und wenn man sie lange ansah, war
es, als ob elektrische Funken daraus hervorsprüheten. Hinter
ihm stand an der Wand eine Krackse mit grüner Wachsleinwand
umwickelt, und daran lehnte ein langer eisenbeschlagener Stock,
wie Aelpler und Gebirgsjäger zu tragen pflegen. Seinem Aus-
sehen nach und dem hochtrabenden Bombast seiner Reden gemäß
zu urtheilen, mußte der Mann in die Klaffe der Wundermänner
und Marktschreier gehören.
(Schluß folgt.)
Ter Haifisch.
Draus uffem große weide Meer
Do segelt e Schiff; — un hinnerher,
Kaam hunnert Ehle hinterm Schteuer,
Schwimmt e gefräßig grimmig Ungeheuer,
Drei Raihe Zähn im offne Maul,
E Haifisch, wo en ganze Gaul,
Wie gschweih en Mensch, un wär's der gröschte Mann,
Wie Unsercens e Auschter, schlucke kann.
Fällt was vum Schiff ins Meer enein",
Glei is der Haifisch hinnedrein', —
'S mag sein' was 's will, 's werd nig guckt,
Alles grimmig verbisse un nunnergschluckt,
Dodtc Hund un Katze, Lumbe, alde Schuh und Hoffe,
Er meent, er dörft nix schwimme löste;
Sicher vorrem is nit 's Kind im Mudderleib!
Er beißt ans Hunger, un beißt zum blose Zeitvertreib,
WaS er packe kann, das muß in Fetze,
Und wär's aa nor um die Zähn' dran' zu wetze.
Doch wann mar e recht Schtück Schpeck dran' wendt,
Do fängden 's Schiffsvoll aach am End.
Wärs nit in jeder Radurgschicht zu lese,
Wollt ich Viel noch verzähle vun seim Treiwe un Wese; —
Ihr habt sein' ganz Borträ. wann ihr euch denke könnt:
'Schiff wär e Autor, un der Haifisch e Recensent.
K. G. Nadler.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Haifisch"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 5.1847, Nr. 99, S. 21
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg