Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Der Staatsstreich de» Prinzen von Aurignon


an den Kopf werfen wollie und »er Vorsitzende rief, daß die
Scheiben klirrten:

.Halsstarriger Schacher, ich will dich auf der Stelle über
die Folterbank spannen lassen!'

Gamben batte bi« zu diesem Augenblick seinen Trotz beide«
ballen — die letzten Wort» aber trafen ibn wie ein Donner-
schlag. Auf den Tod gefaßt, hatte er allen seinen kecken
tolldreisten Uebermulh behalten: aber er hatte nicht daran ge»
dacht, daß es im Jahre de» Heil» 179* noch Länder gebe, wo
man di» .peinliche Frage" anwandte!

Unterdeß war wirklich ein wüster vierschrötiger Gesell, der
Stockknechr, »ingetreten und nahte ftch dem Gefangnen mit
einem fragenden Blicke auf den Seneschall.

.Legt nicht Hand an mich," rief Lambert, dessen Muth bei
dem Anblick diese« plumpen Büttel» «iederkebrte und in zor»
Niger Flamme über sein Gesicht lohte — .wer mich berührt,
den schlag' ich zu Boden! Schießt mich todt wie einen Hund,
aber mißhandeln lasse ich mich nicht!"

.Votiren wir, ob Znquisit mit der peinlichen Frage anzu-
gehen »rer vorab mit angemessener Züchtigung zu belegen sei"
— sagte der Seneschall zu seinen Beisitzern gewendet und zum
Bewußtsein seiner Amtlwürde zurückkehrend. Aber er wurde
plötzlich durch eine heftige Bewegung unterbrochen, welche unter
dem Volkshaufen entstand, »er sich im untern Ende de« Saale»
neugierig zusammengedrängt hatte.

Eia Bote!

Ein Postillon au» Thionville!

Eine Estafette!

Ein Eourier!

so schrie e» durcheinander und in der That entwickelte sich au»
dem Gedränge die Montur «ine» Postknecht», der eia große»
Schreiben mit einem mächtigen Siegel trug, und es dem Gene»
schall überreichte.

.Von wem ist da»k" ftagte dieser und la< dann:

A ihm bons ei fi'-odaux. le senrrhall et la cour «ouveraioe «cante
(Jans not re principaulc (f Aurignon, a Aurignon.

Der Seneschall erbrach da» Schreiben, la», wurde sehr
ernsthaft dabei und nahm eme überaus starke Prise, nachdem
er e« seinem Nachbarn gereicht.

.Man führe für jetzt den Gefangenen in dir Herenkammer
zurück, bi» auf weitere«!" befahl er dann mir seiner feinen
näselnden Stimme. .Da» Volk hinaus!"

Lambett wurde abgefühtt, der Saal geräumt.

Al» dir» geschehen war, hielttn di« gestrengen Herrn sofott
»in« Brratbung über den auffallenden Inhalt de» erhaltenen
Briefe». Dieser war kein anderer al» eine Ankündigung de»
regierenden Fürsten von Rohan, daß er seinen Erbprinzen be-
auftragt Hab«, in seine« R-men seine Herrschaft Aurignon in
Augenschein zu nehmen, sich de« Wohle« seiner geliebten Un«
terrbanen zu vergewissern und Notiz vom ganzen Stand« der
Geschäft« und der Angelegenheiten de» Lande» zu nehmen.

.Da» ist rin ganz absurder Einfall," sagte der älteste Beisitzer.

.Ri« erhört bei unseren und unsrer Väter Lebzeiten!" rief
der Seneschall

.Man sollte prokestiren dawider!" meinte der jüngste der
gestrengen und hochmigenden Herrn.

.Man kann ihn nicht hindern, in'» Land zu kommen," ver«
setzte achselzuckend der Seneschall — .auch muß er gebührend
und mit allen Ehren empfangen werden. Aber wa» den
Stand der Geschäfte angeht, so ist die wohlbestallte Cour sou-
veräne dafür eingesetzt und Niemand ander»! Wir werden
dem gebührenden Ansehen unsrer Stellung nicht» »ergeben.
Die Sitzung ist aufgehoben!"

Am Mittag hörte Lambert in seiner Herenkammer den
Donner der alten eisernen Kanonen, mit welcher die Platt-
form eine« der Schloßthürme besetzt war. Sie bewillkomm-
neten den einziehenden Herrscher, der eben in einer einfachen
dreispännigen Neisekaleschr, nur von einem Sekretair und eine«
Diener begleitet, durch die Gaffen de» Städtchen» zur Burg
hinan fuhr. Dir Glocken wurden geläutet, da» Volk lief mit
Hurra» und Vivatrufen hinter dem Wagen her und die Cour
souveraine empfing den künftigen Fürsten mit eifriger Bezeu-
gung aller möglichen herkömmlichen Devotion am Außenthor«
de« Schlosse«, dann wurde er in die besterhaltenen Gemächer
de« Gebäude« geleitet, welche die Frau Geneschallin mit g«.
sammter zahlreicher Nachkommenschaft in aller Eile hatte räu-
men müssen. Für den Abend bereiteten die guten Bürger von
Aurignon einen Fackelzug und eine Illumination vor, und der
Erbprinz mußte, wenn er ander« ein fühlende« Herz im Busen
trug, in der Seele gerührt sein von der Anhänglichkeit seiner g«.
treuen Unletthanen, dieser verwaiselen Schaafe, welche die Sorg-
losigkeit ihrer Herrscher so lange ohne Vater und Hirten gelassen.
lSchluß folgt.)

Zeitfpiegel.

.Sie »eb»« f Sind die «etreitvreisr gefalle« ?*

.91ha; 8« siehe« n« S Gnldea hoher, al« am »orige« Schraaaeatage."
„Warm» de»»?"

„Weil« gelier» Sl-chiatitag geregaet hat."

.Merkwärrig!"

« *
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Zeitspiegel"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Gespräch <Motiv>
Karikatur
Getreide
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 5.1847, Nr. 102, S. 43
 
Annotationen