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Der schwedische Trompeter.
Der Schweizer band dem Esel einige Disteln an den Schweif
— der Tuttlinger und der Lehrjunge legten ihm in jedes Ohr
ein Stück brennenden Zunders — das Tbor flog auf, und die
entsetzte Bestie rannte raffelnv durch vie Straßen.
.Fort, fort! Wieder an die Arbeit!“ rief der Meister. „Der
Morgen dämmert schon und Niemand darf Etwas von der
Geschichte wissen!"
Und im Dreischlag hämmerte er mit den Gesellen, als ob
Nicht» vorgegangen wäre.
VIII.
Nächst der Oppenheimer-Pforte lag ein Erercier-Platz der
Schweden, und die Besatzung Sachsenhausens war eben um die
Offiziere in einem Viereck rangirt, als der vor Schmerz und
Angst wüthende Esel mit seiner Bürde heranstürmte, die Reihen
der Soldaten durchbrach und dann in dem Viereck hin und
her rannte.
ES gab eine allgemeine Verwirrung — Knut wurde zwar
augenblicklich, aber auch als ein Todter erkannt — seine Arme
fielen schlaff herab, sein Kopf hing zurück. Der Esel sprang
schreiend mit dem Todten hin und her, vor den rings ihm
entgegen gestreckten Flinten und Partisanen, von einer Seite
zur andern flüchtend. Rasend vor Schmerz setzte er endlich
über einige Arkebustere weg, stürzte aber hinter denselben in
eine tiefe Kalkgrube, welche nächst der Stadtmauer, zur AuS-
führung einiger Baureparaturen, angelegt war. DaS unglückliche
Thier verschwand mit seinem Reiter und staunendes Gemurmel
durchlief die Reihen der Krieger.
„ES ist nicht anders" — sprachen einige alte Schnauzbärte —
„der Teufel ist in den Esel gefahren und hat den Knut geholt!'
„Ja, ja! so ist's!" bekräftigte der Wachtmeister — „er
fluchte auch immer gar zu gräßlich!"
„Stellte Weibern und Mädchen nach" — fügte der Fahnen-
träger bei.
„Hatte Tag und Nacht die Schnauze im Becher" — seufzte
der Corpora!.
„Und so ist's kein Wunder, daß ihn der Gottseibeiuns
heimgeführt!" schloß die ganze Gesellschaft.
Der Obrist Vitzthum von Eckstedt, der Major von Zobelfitz
Krottenfeind» Altgesell, „läwich iS der Kriegsmann niche, er
is ju stief un kalt!"
„Ae gansch verruchte Unthat isth däS!' sagte der Tuttlinger.
.B'hüt Gott, de» braucht ma au n» i üsri bösi Zyti!"
setzte der Schweizer hinzu.
VN.
„Dhah — ha ha — Ahahaha!" tönte ein laute» Eselge-
schrei vor dem Hofthor.
„Was ist denn da» wieder?" zürnte der Meister.
Der Danziger riegelte die Pforte auf und gravitätisch trat
ein schwedischer Pack-Esel, stch rings umschauend, in den Hof.
„Meister," sprach der Bub', „der kommt wie gerufen —
da» ist einer von den spanischen Schweden-Eseln, der stch irgend-
wo loSgeriffen hat. — Setzt den Schweden auf das Thier —
jagt e» au» dem Thor — der Trompeter kommt dann wieder
zu den Seinigen, ohne daß wir Etwas mit der Geschichte zu
thun kriegen."
„Hört!" sagte erfreut der Meister, „hört, da hat der
Hanne» einmal einen gescheidten Einfall! Er hilft unS,
Gott sei Dank, aus aller Verlegenheit und hiermit schenk'
ich ihm ein halb Jahr an seiner Lehrzeit für seinen gu-
ten Rath! — Packt den Schweden-Esel und bringt den
Trompeter herbei!"
Der Danziger und der Tuttlinger bemächtigten stch
deS Esels, und ob er stch auch wehrte, biß und aus-
! schlug — die beiden Männer, welche schon die wildesten
Hengste gebändigt, wußten ihn sehr bald zu ftommem
Stillstehen zu bringen. Sie bogen die eisernen Rand-
leisten deS hölzernen Packsattels lo» und als nun der
Meister und der Bub den Trompeter auf den Sitz
brachten, wanden fie die Leisten dem Todten über die
Schenkel, reckten fie ihm hinauf bis an den Kopf, und banden
und nieteten ihn so fest, daß er wie lebend auf dem Sattel
stch erhob.
Der schwedische Trompeter.
Der Schweizer band dem Esel einige Disteln an den Schweif
— der Tuttlinger und der Lehrjunge legten ihm in jedes Ohr
ein Stück brennenden Zunders — das Tbor flog auf, und die
entsetzte Bestie rannte raffelnv durch vie Straßen.
.Fort, fort! Wieder an die Arbeit!“ rief der Meister. „Der
Morgen dämmert schon und Niemand darf Etwas von der
Geschichte wissen!"
Und im Dreischlag hämmerte er mit den Gesellen, als ob
Nicht» vorgegangen wäre.
VIII.
Nächst der Oppenheimer-Pforte lag ein Erercier-Platz der
Schweden, und die Besatzung Sachsenhausens war eben um die
Offiziere in einem Viereck rangirt, als der vor Schmerz und
Angst wüthende Esel mit seiner Bürde heranstürmte, die Reihen
der Soldaten durchbrach und dann in dem Viereck hin und
her rannte.
ES gab eine allgemeine Verwirrung — Knut wurde zwar
augenblicklich, aber auch als ein Todter erkannt — seine Arme
fielen schlaff herab, sein Kopf hing zurück. Der Esel sprang
schreiend mit dem Todten hin und her, vor den rings ihm
entgegen gestreckten Flinten und Partisanen, von einer Seite
zur andern flüchtend. Rasend vor Schmerz setzte er endlich
über einige Arkebustere weg, stürzte aber hinter denselben in
eine tiefe Kalkgrube, welche nächst der Stadtmauer, zur AuS-
führung einiger Baureparaturen, angelegt war. DaS unglückliche
Thier verschwand mit seinem Reiter und staunendes Gemurmel
durchlief die Reihen der Krieger.
„ES ist nicht anders" — sprachen einige alte Schnauzbärte —
„der Teufel ist in den Esel gefahren und hat den Knut geholt!'
„Ja, ja! so ist's!" bekräftigte der Wachtmeister — „er
fluchte auch immer gar zu gräßlich!"
„Stellte Weibern und Mädchen nach" — fügte der Fahnen-
träger bei.
„Hatte Tag und Nacht die Schnauze im Becher" — seufzte
der Corpora!.
„Und so ist's kein Wunder, daß ihn der Gottseibeiuns
heimgeführt!" schloß die ganze Gesellschaft.
Der Obrist Vitzthum von Eckstedt, der Major von Zobelfitz
Krottenfeind» Altgesell, „läwich iS der Kriegsmann niche, er
is ju stief un kalt!"
„Ae gansch verruchte Unthat isth däS!' sagte der Tuttlinger.
.B'hüt Gott, de» braucht ma au n» i üsri bösi Zyti!"
setzte der Schweizer hinzu.
VN.
„Dhah — ha ha — Ahahaha!" tönte ein laute» Eselge-
schrei vor dem Hofthor.
„Was ist denn da» wieder?" zürnte der Meister.
Der Danziger riegelte die Pforte auf und gravitätisch trat
ein schwedischer Pack-Esel, stch rings umschauend, in den Hof.
„Meister," sprach der Bub', „der kommt wie gerufen —
da» ist einer von den spanischen Schweden-Eseln, der stch irgend-
wo loSgeriffen hat. — Setzt den Schweden auf das Thier —
jagt e» au» dem Thor — der Trompeter kommt dann wieder
zu den Seinigen, ohne daß wir Etwas mit der Geschichte zu
thun kriegen."
„Hört!" sagte erfreut der Meister, „hört, da hat der
Hanne» einmal einen gescheidten Einfall! Er hilft unS,
Gott sei Dank, aus aller Verlegenheit und hiermit schenk'
ich ihm ein halb Jahr an seiner Lehrzeit für seinen gu-
ten Rath! — Packt den Schweden-Esel und bringt den
Trompeter herbei!"
Der Danziger und der Tuttlinger bemächtigten stch
deS Esels, und ob er stch auch wehrte, biß und aus-
! schlug — die beiden Männer, welche schon die wildesten
Hengste gebändigt, wußten ihn sehr bald zu ftommem
Stillstehen zu bringen. Sie bogen die eisernen Rand-
leisten deS hölzernen Packsattels lo» und als nun der
Meister und der Bub den Trompeter auf den Sitz
brachten, wanden fie die Leisten dem Todten über die
Schenkel, reckten fie ihm hinauf bis an den Kopf, und banden
und nieteten ihn so fest, daß er wie lebend auf dem Sattel
stch erhob.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der schwedische Trompeter"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 5.1847, Nr. 107, S. 82
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg