Fliegende Blätter (59.1873 (Nr. 1459-1484))

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Erscheinen wöcheml. ein Mal. Snpseriplions- ^
, preis für den Band von 26 Numm. 3 fl. 54 kr.
od. 2 Rihlr. 5 Sar. Einzelne Numinern 9 kr. od. 2ft» Sgr

Bd.

Von Gallon Delmarc.

Da lag ich auf dem Rücken im schwellenden Grase am
sanften Hügclabhang, an dessen Saum sich die Heerstraße fort-
zog und blickte wohlgemutst in die liebe Gottcswclt hinaus; zu
Häupten spendete mir ei» gastlicher Baum seinen Schatten, durch
dessen Geäste der blaue Himmel auf mich herablugte; in den
Lüften trillerten die Lerchen um die Wette, und zum Ueberfluß
spielte auch noch die linde würzige Morgenluft so schmeichelnd um
mein Haupt, daß sie daraus alle Sorgen hätte verbannen müssen,
wenn ich deren gehabt Hütte.
Nach einer dreistündigen Wanderung that mir die kurze
I Rast gar wohl.
Ich streckte daher meine Füße weit von mir, reckte und
dehnte mich behaglich und war bis in's Innerste so froh, daß
ich einigemalc laut anfjanchzte, ja ich fühlte mich, obwohl Bündel
j und Wandcrstab mein einziges Hab und Gut waren, doch zu-
friedener als ein König.
Eine gute Weile mochte ich so gelegen sein, als ich Plötz-
, lich Getrappel vernahm und in der Ferne am äußersten Ende
der Straße ein Reitpferd im vollen Jagen heransprengen sah.
Eine Gestalt auf demselben schien sich ängstlich an den Sattel
^ zu klammern, ihr blauer Schleier flatterte in den Winden. Ich
sprang schnell auf, ergriff den Stock, schwang ihn und stürmte
! den Hügel hinab, dem Thiere entgegen. Das Roß, ein kleiner
Apfelschimmel nahm mich ohne Zweifel schon von weitem wahr,
müßigte in etwas seinen Lauf und als es näher kam und jch
ihm rasch in die Zügel griff, stand es lammfromm stille. Zu-
! gleich glitt eine schlanke Mädchengestalt aus dem Sattel und
sank mir in die Arme; ihr Köpfchen lag an meiner Schulter,
ihre dunklen Seidenlocken ringelten sich an meiner Brust und
ihr feines Gesichtchen.war trotz des Schreckens rosig angehaucht
und gar lieblich anzuschen. Die Augen waren geschlossen, aber

der Athem ging sehr lebhaft, und ich bildete mir ein, er sei so
duftig, wie der Hauch der Rose.
Jch war in meinem Leben noch nie in einer solchen Si-
tuation gewesen; man kann mir dicß leicht glauben, da ich erst
achtzehn Jahre zählte, und die holde Last in ineinen Armen
schien kaum fünfzehn vorüber zu sein. Sie kam mir auch gar