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Unter eigenem Dach.
Abends sechs Uhr bringen Sic im Carcer zu." — Dietrich:
„Aber — ich habe eben so heftiges Zahnweh gehabt und da
Meinte ich — — Rector: „Sie haben nichts zu
Meinen. In der Anstalt muß Ordnung sein; unter dem eigenen
Dach können Sie einmal thun, was Ihnen beliebt, aber in
diesem Hause bin ich Herr! Wissen Sie's!"
-I- -l-
*
Tags darauf trifft der visitirende Rector den Sträfling
im Carcer, wo er behaglich mit qualmender Pfeife unter seinem
Regenschirm sitzt. Rector: „Das heiße ich einmal eine
Frechheit, Sie Unverschämter!" - Dietrich: „Der Herr
Rector haben ja gestern selbst gesagt, unter meinem eigenen
Dach dürfe ich thun, was mir beliebt."
Splitter und Balken.
Gegen Damen etwas unverschämt zu sein — das ist nur
ein Splitter; aber eine Dame nicht schön zu finden — ist
ein Balken.
Bankerott zu machen und sich dann eine Herrschaft kaufen
das ist nur ein Splitter; aber beim Einschmuggel» von
5 Pfd. Kaffee ertappt werden — das ist ein Balken.
Von Lessing und Schiller nichts zu wissen — das ist
nur ein Splitter; aber in den Salons der llauto volss nicht
französisch plappern zu können — das ist ein Balken.
Einem armen Teufel ein Paar Kopfstücke zu appliciren —
das ist nur ein Splitter; aber einer Person von Rang nicht
den vollen Titel zu geben — das ist ein Balken.
(Fortsetzung folgt.)
Durch Nacht zum Licht.
Geboren bei Gesäuge
Ist kaum der Rebe Kiud,
Liegt es auch schon gefangen
In dunklem Eichengebind;
Da träumet es im engen
Sternlos nächtigem Verließ',
Von Liedern und Glockenklüngen,
Vom sonnigen Paradies;
Doch wird es einst befreiet
Aus jahrelanger Haft —,
Dann ist der Mann gefeiet
Mit wundersamer Kraft;
Und stoßen die Römer zusammen —
Was gibt es für mächtigen Klang,
Was sprühen heraus die Wammen
Wie tönet so voll der Gesang!
Das sind die Stimmen der Glocken,
Ist goldener Sonnenschein,
Ist seliger Menschen Frohlocken,
Die weihten den werdenden Wein.
So schlürfst du mit jedem Glase
Die dichtungsvollste Geschieht' —
Und jede rothe Nase
Ist das heiterste Weltgericht. Crastus.
Rechtsgrundsatz.
(Der Accessist Müller trifft auf der Treppe seinen Chef, den
Gerichtsamtmann Meyer, welcher eben im Begriff ist, zum Früh-
schoppen zu gehen.) Gerichtsamtmann: „Ei, ei, Herr Accessist,
es ist noch eine halbe Stunde bis zum Schluß der Expeditions-
zeit!" — Accessist Müller: „Entschuldigen Sie, Herr Ge-
richtsamtmann, ros ueecWoriu ssquitur xrineipulsw."
Unter eigenem Dach.
Abends sechs Uhr bringen Sic im Carcer zu." — Dietrich:
„Aber — ich habe eben so heftiges Zahnweh gehabt und da
Meinte ich — — Rector: „Sie haben nichts zu
Meinen. In der Anstalt muß Ordnung sein; unter dem eigenen
Dach können Sie einmal thun, was Ihnen beliebt, aber in
diesem Hause bin ich Herr! Wissen Sie's!"
-I- -l-
*
Tags darauf trifft der visitirende Rector den Sträfling
im Carcer, wo er behaglich mit qualmender Pfeife unter seinem
Regenschirm sitzt. Rector: „Das heiße ich einmal eine
Frechheit, Sie Unverschämter!" - Dietrich: „Der Herr
Rector haben ja gestern selbst gesagt, unter meinem eigenen
Dach dürfe ich thun, was mir beliebt."
Splitter und Balken.
Gegen Damen etwas unverschämt zu sein — das ist nur
ein Splitter; aber eine Dame nicht schön zu finden — ist
ein Balken.
Bankerott zu machen und sich dann eine Herrschaft kaufen
das ist nur ein Splitter; aber beim Einschmuggel» von
5 Pfd. Kaffee ertappt werden — das ist ein Balken.
Von Lessing und Schiller nichts zu wissen — das ist
nur ein Splitter; aber in den Salons der llauto volss nicht
französisch plappern zu können — das ist ein Balken.
Einem armen Teufel ein Paar Kopfstücke zu appliciren —
das ist nur ein Splitter; aber einer Person von Rang nicht
den vollen Titel zu geben — das ist ein Balken.
(Fortsetzung folgt.)
Durch Nacht zum Licht.
Geboren bei Gesäuge
Ist kaum der Rebe Kiud,
Liegt es auch schon gefangen
In dunklem Eichengebind;
Da träumet es im engen
Sternlos nächtigem Verließ',
Von Liedern und Glockenklüngen,
Vom sonnigen Paradies;
Doch wird es einst befreiet
Aus jahrelanger Haft —,
Dann ist der Mann gefeiet
Mit wundersamer Kraft;
Und stoßen die Römer zusammen —
Was gibt es für mächtigen Klang,
Was sprühen heraus die Wammen
Wie tönet so voll der Gesang!
Das sind die Stimmen der Glocken,
Ist goldener Sonnenschein,
Ist seliger Menschen Frohlocken,
Die weihten den werdenden Wein.
So schlürfst du mit jedem Glase
Die dichtungsvollste Geschieht' —
Und jede rothe Nase
Ist das heiterste Weltgericht. Crastus.
Rechtsgrundsatz.
(Der Accessist Müller trifft auf der Treppe seinen Chef, den
Gerichtsamtmann Meyer, welcher eben im Begriff ist, zum Früh-
schoppen zu gehen.) Gerichtsamtmann: „Ei, ei, Herr Accessist,
es ist noch eine halbe Stunde bis zum Schluß der Expeditions-
zeit!" — Accessist Müller: „Entschuldigen Sie, Herr Ge-
richtsamtmann, ros ueecWoriu ssquitur xrineipulsw."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Unter eigenem Dach" "Durch Nacht zum Licht"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 59.1873, Nr. 1478, S. 159
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg