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©ctjbliij in Gotha.
Doch kaum eine Viertelstunde verrann.
Da hob sich draußen verworrenes Schrei'n,
Und es stürzte der Wachoffizicr herein
Und rief: „Herr Marschall, allez vous-en,
Les Prussiens, les Prussiens!"
Jäh fuhren die Herren Franzosen empor.
Und von Ferne schon klang es an jedes Ohr:
„Trari, trara, tratarantanta,
Der Seydlitz ist da, der Seydlitz ist da!"
Herr Soubise wurde so bleich ivie die Wand,
Und Messer und Gabel entfiel seiner Hand,
Er saß eine Weile ganz starr und stumm.
Dann band er die Serviette sich um
Statt der Schärpe und griff nach dem Marschallshut:
„Mit dem Seydlitz dinircn, das thut nicht gut!
Llevsieurs, wir verschieben die Hasenjagd,
Llessieurs, nur schnell den Tornister gepackt!"
Und er stülpte den Hut auf das Haupt verkehrt
Und stürzte hinaus und warf sich auf's Pferd
Und jagte davon — und hinterdrein
Mit Heuten und Fluchen und Lärmen und Schrei'n
Die tapfern Generale, achttausend Mann —
Und näher und näher kam's heran:
„Trari, trara, tratarantanta.
Der Seydlitz ist da, der Seydlitz ist da!"
Der Marschall Soubise, der tapfere Held,
Zog gegen den alten Fritz zu Feld;
Viel' hundert Kanonen waren beim Heere,
Und Köche und Mohren, Schauspieler, Friseure,
Feldpater und Dirnen, Zofen, Lakaien
Und Pudel und Affen und Papageien —
Und hinterdrein mit Ach und Weh
Zog des römischen Reiches Rcißausarmce.
Herr Soubisc saß auf dem Gothaer Schloß;
Achttausend Mann und der 'ganze Troß
Lagen umher in der Stadt gemüthlich
Und thaten in reichen Quartieren sich gütlich.
Auf dem Schlosse aber war große Cour:
„Llessieurs, dem Llarguis de Brandenbourg
Thun wir galant die große Ehre,
De faire gegen ihn une especo de guerro!
Zwar wird cs uns bringen nur wenig gloire.
Denn klein ist der Feind und gering die Gefahr,
Doch wird cs ein lustik amusement sein,
Die Hasen alle zu fangen ein —
Attention, daß uns Keiner entgeh'!
Jetzt aber zu Tische, s’il vous platt!"
So sprach der Marschall und setzt sich zum Mahle,
Und mit ihm die tapferen Generale,
Und ein wackeres Schmausen und Trinken begann.
Und da ritt er auch schon herein durch das Thor,
Den Hut ein wenig gerückt auf das Ohr,
Im Munde den kurzen Pfeifenstummel,
Und lachjc vergnüglich ob all dem Rummel:
Denn in den Straßen die Kreuz und die Quere
Raunten und heulten die Köche, Friseure,
Feldpater und Dirnen, Mohren, Lakaien
llnd Pudel und Asten und Papageien —
Hier nannte ein Pater mit seinem Brevier
Und trug einen Affen im Skapulicr,
Ein anderer schleppt' eine Dirne am Arm,
Dort drückte ein Mohr sich durch den Schwarm,
©ctjbliij in Gotha.
Doch kaum eine Viertelstunde verrann.
Da hob sich draußen verworrenes Schrei'n,
Und es stürzte der Wachoffizicr herein
Und rief: „Herr Marschall, allez vous-en,
Les Prussiens, les Prussiens!"
Jäh fuhren die Herren Franzosen empor.
Und von Ferne schon klang es an jedes Ohr:
„Trari, trara, tratarantanta,
Der Seydlitz ist da, der Seydlitz ist da!"
Herr Soubise wurde so bleich ivie die Wand,
Und Messer und Gabel entfiel seiner Hand,
Er saß eine Weile ganz starr und stumm.
Dann band er die Serviette sich um
Statt der Schärpe und griff nach dem Marschallshut:
„Mit dem Seydlitz dinircn, das thut nicht gut!
Llevsieurs, wir verschieben die Hasenjagd,
Llessieurs, nur schnell den Tornister gepackt!"
Und er stülpte den Hut auf das Haupt verkehrt
Und stürzte hinaus und warf sich auf's Pferd
Und jagte davon — und hinterdrein
Mit Heuten und Fluchen und Lärmen und Schrei'n
Die tapfern Generale, achttausend Mann —
Und näher und näher kam's heran:
„Trari, trara, tratarantanta.
Der Seydlitz ist da, der Seydlitz ist da!"
Der Marschall Soubise, der tapfere Held,
Zog gegen den alten Fritz zu Feld;
Viel' hundert Kanonen waren beim Heere,
Und Köche und Mohren, Schauspieler, Friseure,
Feldpater und Dirnen, Zofen, Lakaien
Und Pudel und Affen und Papageien —
Und hinterdrein mit Ach und Weh
Zog des römischen Reiches Rcißausarmce.
Herr Soubisc saß auf dem Gothaer Schloß;
Achttausend Mann und der 'ganze Troß
Lagen umher in der Stadt gemüthlich
Und thaten in reichen Quartieren sich gütlich.
Auf dem Schlosse aber war große Cour:
„Llessieurs, dem Llarguis de Brandenbourg
Thun wir galant die große Ehre,
De faire gegen ihn une especo de guerro!
Zwar wird cs uns bringen nur wenig gloire.
Denn klein ist der Feind und gering die Gefahr,
Doch wird cs ein lustik amusement sein,
Die Hasen alle zu fangen ein —
Attention, daß uns Keiner entgeh'!
Jetzt aber zu Tische, s’il vous platt!"
So sprach der Marschall und setzt sich zum Mahle,
Und mit ihm die tapferen Generale,
Und ein wackeres Schmausen und Trinken begann.
Und da ritt er auch schon herein durch das Thor,
Den Hut ein wenig gerückt auf das Ohr,
Im Munde den kurzen Pfeifenstummel,
Und lachjc vergnüglich ob all dem Rummel:
Denn in den Straßen die Kreuz und die Quere
Raunten und heulten die Köche, Friseure,
Feldpater und Dirnen, Mohren, Lakaien
llnd Pudel und Asten und Papageien —
Hier nannte ein Pater mit seinem Brevier
Und trug einen Affen im Skapulicr,
Ein anderer schleppt' eine Dirne am Arm,
Dort drückte ein Mohr sich durch den Schwarm,
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Seydlitz in Gotha"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 64.1876, Nr. 1590, S. 14
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Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg