E i n H c irathsgc s ch ä f t.
Ihrer Fräulein Tochter Natälia 3000 Thaler mehr Mitgift
geben, freut mich nur aus dem Grunde, weil ich daraus ersehe,
welchen Werth Sie auf das angebetcte Wesen legen, was auch
meinerseits der Fall ist. — Ich bin nicht im Stande vor dem
Klopfen meiner Seele einen Tropfen Tinte an das Halde Ge-
schöpf, worunter ich Ihr Fräulein Tochter Natalia verstehe, zu
richten, aber heute Abend werde ich so frei sein, die Innerlich-
keiten meiner Person gegen meine zukünftige Frau auszuschütten.
In dieser Erwartung bleibe ich in der Hoffnung, daß Sie
sich keine großen Auslagen mit dem Abendbrod machen werden,
da ich kein großer Esser bin und mit warmen Fleischspeisen
vorlicb nehme, mit Kuß an diese Zeilen und besonderer Begrüß-
ung an Ihr Fräulein Tochter Natalia
Ihr sehnsüchtiger Schwiegersohn
Emil Süßherzcl.
-7-—
Fräulein, Natalia Nlniuenliolin an ihre Fmuuliu Neliorine.
Wie überglücklich bin ich, theucrstc Herzensfreundi», Dir
nnbei meine Verlobungskarte zusenden zu können. Emil ip j
das Muster von einem Engel und so tüchtig im Geschäft.
Dabei hat er großen Respect vor mir und hat mich noch nicht
geküßt. Ich möchte nur wissen, was ihm an mir gefallen hat.
Deine glückliche Freundin und Braut
Natalia. j
P. 8. Soeben tritt mein Emil ein und überrascht mich !
mit zwei Baisers vom Hofconditor. Seinesgleichen muß man
suchen. Ich habe heute 7 Paar Hosenträger verkauft.
_ L. M.
Preisfrage.
Der Müller wär' ein rechter Narr,
Ließ' gch'n die Mühl' er blos um's Klapper»;
Was. «bcr ist d i e ganze Schaar,
Die's Maul nur regt blos um zu plappern?
__ Cricssus.
Klage.
„Wenn Eine einen General hcirathct, so wird sic Frau
Gcneralin; wenn Eine einen Rath hcirathct, so wird sic Frau
Räthin; wenn Eine einen Direktor hcirathct, so wird sic Frau
Direktorin; und ich Hab' einen Wittwer geheirathet und bin
alleweil »och keine Wittwc!"
Auf der Eisenbahn.
Reisender: „Sic, ist der nächste, nach N. abgehendc Zug
ein Bummelzug?" — Beamter: „Nein, das gerade nicht, aber
er nimmt trotzdem Bummler mit!"
Der letzte Gulden.
Da steh' ich nun allein noch hier im Süden
Der Letzte meines viel verzweigten Stamm's.
Noch kurze Frist, und mich, den lebensmüden.
Ereilt das Schicksal eines Opferlamm's.
Die Lieben alle, die mit mir verkehrten
So fröhlich auf dem alten Guldenfuß,
Sind eingezogen! Liebliche Gefährten,
Euch weih' ich diesen letzten Abschiedsgruß!
Der letzte Gulden. - 51
Ihr Sechser all, ihr Kreuzer und ihr Groschen,
Die ihr umgabt mich, wo ich mich befand,
War längst auch euer Wappenschild erloschen,
Ihr zöget leicht mit mir von Hand zu Hand.
Ein muntres Volk aus aller Herren Ländern
Man nimmt euch mir von meiner Seite fort.
Beschnitten und beöhrt, mit Schmutzgewändern,
Ihr folgtet mir getreu von Ort zu Ort.
Nicht kann ich länger gleich dem Thaler weile»,
Umsonst ist auch der äußerste Versuch,
Ich lasse nimmer mich in Marken theilcn.
Und thüt ich's je, nicht ging' cs ohne Bruch.
Zu stolz bin ich, um länger so zu dienen,
So lebe wohl denn ungetreue Welt.
Es spricht der Tod aus meinen bleichen Mienen,
Denn mit dem Gulden stirbt das alte Geld.
Versucht es, lebet flott und machet Schulden,
Doch treibet euer» Luxus nicht zu stark,
Denn wer nicht reichte mit dem alten Gulden,
Der wird noch minder reichen mit der Mark.
Nichts trotzet dieser Zeit bewegter Welle,
Ein jeder Tag bringt ncugcträumtes Glück.
Es schied das Pfund, die Maß, cs schied die Elle,
Zur Münze kehrt das letzte Guldenstück.
- c>. Miris.
7
Ihrer Fräulein Tochter Natälia 3000 Thaler mehr Mitgift
geben, freut mich nur aus dem Grunde, weil ich daraus ersehe,
welchen Werth Sie auf das angebetcte Wesen legen, was auch
meinerseits der Fall ist. — Ich bin nicht im Stande vor dem
Klopfen meiner Seele einen Tropfen Tinte an das Halde Ge-
schöpf, worunter ich Ihr Fräulein Tochter Natalia verstehe, zu
richten, aber heute Abend werde ich so frei sein, die Innerlich-
keiten meiner Person gegen meine zukünftige Frau auszuschütten.
In dieser Erwartung bleibe ich in der Hoffnung, daß Sie
sich keine großen Auslagen mit dem Abendbrod machen werden,
da ich kein großer Esser bin und mit warmen Fleischspeisen
vorlicb nehme, mit Kuß an diese Zeilen und besonderer Begrüß-
ung an Ihr Fräulein Tochter Natalia
Ihr sehnsüchtiger Schwiegersohn
Emil Süßherzcl.
-7-—
Fräulein, Natalia Nlniuenliolin an ihre Fmuuliu Neliorine.
Wie überglücklich bin ich, theucrstc Herzensfreundi», Dir
nnbei meine Verlobungskarte zusenden zu können. Emil ip j
das Muster von einem Engel und so tüchtig im Geschäft.
Dabei hat er großen Respect vor mir und hat mich noch nicht
geküßt. Ich möchte nur wissen, was ihm an mir gefallen hat.
Deine glückliche Freundin und Braut
Natalia. j
P. 8. Soeben tritt mein Emil ein und überrascht mich !
mit zwei Baisers vom Hofconditor. Seinesgleichen muß man
suchen. Ich habe heute 7 Paar Hosenträger verkauft.
_ L. M.
Preisfrage.
Der Müller wär' ein rechter Narr,
Ließ' gch'n die Mühl' er blos um's Klapper»;
Was. «bcr ist d i e ganze Schaar,
Die's Maul nur regt blos um zu plappern?
__ Cricssus.
Klage.
„Wenn Eine einen General hcirathct, so wird sic Frau
Gcneralin; wenn Eine einen Rath hcirathct, so wird sic Frau
Räthin; wenn Eine einen Direktor hcirathct, so wird sic Frau
Direktorin; und ich Hab' einen Wittwer geheirathet und bin
alleweil »och keine Wittwc!"
Auf der Eisenbahn.
Reisender: „Sic, ist der nächste, nach N. abgehendc Zug
ein Bummelzug?" — Beamter: „Nein, das gerade nicht, aber
er nimmt trotzdem Bummler mit!"
Der letzte Gulden.
Da steh' ich nun allein noch hier im Süden
Der Letzte meines viel verzweigten Stamm's.
Noch kurze Frist, und mich, den lebensmüden.
Ereilt das Schicksal eines Opferlamm's.
Die Lieben alle, die mit mir verkehrten
So fröhlich auf dem alten Guldenfuß,
Sind eingezogen! Liebliche Gefährten,
Euch weih' ich diesen letzten Abschiedsgruß!
Der letzte Gulden. - 51
Ihr Sechser all, ihr Kreuzer und ihr Groschen,
Die ihr umgabt mich, wo ich mich befand,
War längst auch euer Wappenschild erloschen,
Ihr zöget leicht mit mir von Hand zu Hand.
Ein muntres Volk aus aller Herren Ländern
Man nimmt euch mir von meiner Seite fort.
Beschnitten und beöhrt, mit Schmutzgewändern,
Ihr folgtet mir getreu von Ort zu Ort.
Nicht kann ich länger gleich dem Thaler weile»,
Umsonst ist auch der äußerste Versuch,
Ich lasse nimmer mich in Marken theilcn.
Und thüt ich's je, nicht ging' cs ohne Bruch.
Zu stolz bin ich, um länger so zu dienen,
So lebe wohl denn ungetreue Welt.
Es spricht der Tod aus meinen bleichen Mienen,
Denn mit dem Gulden stirbt das alte Geld.
Versucht es, lebet flott und machet Schulden,
Doch treibet euer» Luxus nicht zu stark,
Denn wer nicht reichte mit dem alten Gulden,
Der wird noch minder reichen mit der Mark.
Nichts trotzet dieser Zeit bewegter Welle,
Ein jeder Tag bringt ncugcträumtes Glück.
Es schied das Pfund, die Maß, cs schied die Elle,
Zur Münze kehrt das letzte Guldenstück.
- c>. Miris.
7
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der letzte Gulden"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 64.1876, Nr. 1595, S. 51
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg