54 Verwechselt.
Der Herr Doktor sagt, als er Abends ausgehen will, zu seiner
neuen Aufwärterin: „Johanna, füllen Sie die Wärmflasche und stellen
Sie sie auf den Ofen, und nachher wärmen Sie mir mein Bett!" !
— Wie der Herr Meyer spät nach Hause kommt, findet er richtig
die Wärmflasche auf dem Ofen, und die Aufwärtcrin liegt in
seinem Bett und wärmt es!
Das Schwert des Damoklcs.
Vor Speisen, stachelnd das Verlangen,
Sitzt Damoklcs von Angst verzerrt,
Denn über sich erblickt er hangen
An einem Haar ein blitzend Schwert.
So hat es der Tyrann ersonnen,
„Er soll vor dem erlesnen Mahl,
Von kalter Todesfurcht umsponnen.
Verschmachten in des Hungers Qual;"
Und Dionys, sich zu ergötzen,
Späht, von Verlangen scharf gespannt,
Bald Gier zu schau'n und bald Entsetzen,
Am Lauscherplatze an der Wand.
Das Schwert des Damoklcs.
Lang regungslos saß der Gequälte,
Gleich einer Säule stumm und starr,
Bis mälig sich sein Blick erhellte,
Als schreck' ihn nicht mehr die Gefahr.
„Hängt denn an diesem Haar mein Leben,
Muß, eh' das Schwert herniederstürzt.
Nicht Atropos die Scheere heben,
Die meinen Lebensfaden kürzt?
Sieht nicht, gleich mir, ob Jedem dräuen
Ein blitzend Schwert der gcist'ge Blick?
Nicht Einer könnte sich erfreuen
An flücht'ger Stunde kurzem Glück',
Wenn nicht der Götter Gunst verhüllte
Dem Menschenauge solchen Gräu'l,
Daß er sich sorglos, gleich dem Wilde,
Froh tummelt vor des Jägers Pfeil;
Und also will auch ich erblinden,
Nachtdunkel soll es um- mich sein.
Dann wird Entschlossenheit sich finde»,
Des Augenblickes sich zu freu'n."
Kaum hat die Augen er verbunden,
Sieht nicht des Schwertes Funkeln mehr,
Ist ihm auch jede Angst entschwunden.
Frisch geht cs über's Essen her;
Der Feuerwein aus gold'ncn Kannen
Erhebt erst recht ihm das Gcmüth,
Er singt dem besten der Tyrannen
Ein hochbcgeistert Dankeslicd;
Der Götter Gnade zu erbitten
Für Dionys singt er und trinkt,
Bis in des schönsten Liedes Mitten
Sternhagelvoll vom Sitz' er sinkt.
Der Herr Doktor sagt, als er Abends ausgehen will, zu seiner
neuen Aufwärterin: „Johanna, füllen Sie die Wärmflasche und stellen
Sie sie auf den Ofen, und nachher wärmen Sie mir mein Bett!" !
— Wie der Herr Meyer spät nach Hause kommt, findet er richtig
die Wärmflasche auf dem Ofen, und die Aufwärtcrin liegt in
seinem Bett und wärmt es!
Das Schwert des Damoklcs.
Vor Speisen, stachelnd das Verlangen,
Sitzt Damoklcs von Angst verzerrt,
Denn über sich erblickt er hangen
An einem Haar ein blitzend Schwert.
So hat es der Tyrann ersonnen,
„Er soll vor dem erlesnen Mahl,
Von kalter Todesfurcht umsponnen.
Verschmachten in des Hungers Qual;"
Und Dionys, sich zu ergötzen,
Späht, von Verlangen scharf gespannt,
Bald Gier zu schau'n und bald Entsetzen,
Am Lauscherplatze an der Wand.
Das Schwert des Damoklcs.
Lang regungslos saß der Gequälte,
Gleich einer Säule stumm und starr,
Bis mälig sich sein Blick erhellte,
Als schreck' ihn nicht mehr die Gefahr.
„Hängt denn an diesem Haar mein Leben,
Muß, eh' das Schwert herniederstürzt.
Nicht Atropos die Scheere heben,
Die meinen Lebensfaden kürzt?
Sieht nicht, gleich mir, ob Jedem dräuen
Ein blitzend Schwert der gcist'ge Blick?
Nicht Einer könnte sich erfreuen
An flücht'ger Stunde kurzem Glück',
Wenn nicht der Götter Gunst verhüllte
Dem Menschenauge solchen Gräu'l,
Daß er sich sorglos, gleich dem Wilde,
Froh tummelt vor des Jägers Pfeil;
Und also will auch ich erblinden,
Nachtdunkel soll es um- mich sein.
Dann wird Entschlossenheit sich finde»,
Des Augenblickes sich zu freu'n."
Kaum hat die Augen er verbunden,
Sieht nicht des Schwertes Funkeln mehr,
Ist ihm auch jede Angst entschwunden.
Frisch geht cs über's Essen her;
Der Feuerwein aus gold'ncn Kannen
Erhebt erst recht ihm das Gcmüth,
Er singt dem besten der Tyrannen
Ein hochbcgeistert Dankeslicd;
Der Götter Gnade zu erbitten
Für Dionys singt er und trinkt,
Bis in des schönsten Liedes Mitten
Sternhagelvoll vom Sitz' er sinkt.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Verwechselt" "Das Schwert des Damokles"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 64.1876, Nr. 1595, S. 54
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg