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Tilly und dcr Abt von Sanct Emmcran.

Schreck dcr Antipapisten, —

Du sieggekrönter Feldherr sei
Willkommen bei der Klerisei
Des Klosters von Sankt Emmcran:

Heil Deiner Rast, Du tapfrer Mannt"

So sprach das wack're Pfäfflcin und —

Trank leer den Becher bis zum Grund.

Füllt d'rauf den riesigen Pokal
Mit goldncm Wein zum andern Mal
Und recket ihn dem Gaste hin,

Bescheid zu thun mit Biedersinn.

Jedoch der alte Tilly spricht
Mit grämlich ernstem Angesicht:

„Schön' Dank, Herr Abt, wollt mir verzeih'».
Ich trank und trinke niemals Wein!"

Dcß wundert sich der Abbas sehr:

„Herr Ritter, Euer Wort in Ehr',

Doch will mich's schier bedünkcn.

Das; solch ein Ausspruch thöricht war',

Gibt's solchen Wein zu trinken.

Er kömmt von einem wackern Man»,

Vom Abte zu Sanct Kilian,

Dcr ihn zum öftcrn selbst erprobt,

Und ihn — die Jungfrau sei gelobt —
Liebfrauenmilch benannte.

D'rum trinket, lieber Hcrre" — wandte

Er dringlich sich zu Tilly — „wcnn's
Viellcichtcn ein Verlöbnis; ist,

Das; Ihr dem Wein entsagen müßt,

Ertheil' ich selber Euch Dispens:

Te voto ego libero,

D'rum seid des Weines wieder froh!"

Da zuckte cs den; finstern Gast
Durch's Antlitz wie ein Lächeln fast
Und zu dem Abt er freundlich spricht:

„Mich bindet ein Gelübde nicht, —

Aus freiem Antrieb und Entschluß
Entsage ich dem Wcingeuuß,

Und tränk' ich jetzt: fürwahr ich wär'

Der alte Tilly nimmermehr.

Wißt: dreier Dinge rühmen kann
Ich mich, >vie wohl kein and'rer Manu:

Ich trank nie. Wein, berührte
Kein Weib, und rctirirte
Niemals besiegt vom Kampfesfeld! —
Das ist mein Stolz," so schloß dcr Held,

„Dieß will ich, daß man von mir sage
Bis an das Ende meiner Tage!"

Da schüttelte der Abt das Haupt
Und sprach: „Herr Fcldmnrschall, erlaubt,

Ihr seid ein großer Kricgcsheld,

Wie keinen größer sah die Welt;

Doch könnt' ich heute Tilly sein.

Und müßte missen, was Ihr meidet, —

Ich ließ den Ruhm Euch unbeneidct
Und spräch' für alle Zeiten: Nein!

Da bin ich lieber — frei fortan

Sag' ich's — Abt von Sanct Emmcran!"

M. Kärillk.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Tilly und der Abt von Sankt Emmeran"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Harburger, Edmund
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Prinzip
Abstinenz
Sexuelle Abstinenz
Kloster <Motiv>
Nonne <Motiv>
Nahrungsaufnahme <Motiv>
Genuss <Motiv>
Sankt Emmeram (Regensburg)
Kutte
Karikatur
Trinkspruch
Nahrung <Motiv>
Krug <Motiv>
Abt <Motiv>
Satirische Zeitschrift
Tilly, Jean T'Serclaes de

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 67.1877, Nr. 1679, S. 101

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