Fliegende Blätter (67.1877 (Nr. 1667-1692))

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Ritter Dietrichs Brautfahrt.

Du bändigst, o Miaue, den Wilde»,
Nun hat er im Sinne Mathilden;
Du bändigst den Wilden, o Minne,
Nu» hat er Mathilden im Sinne —
Mathilden im Sinne, juchhe!

Und feierlich schwingt sich Herr Dietrich auf's Roß
Halb Zwölf zur gewähltesten Stunde,

Doch kaum ist er zweihundert Schritte vom Schloß —
Schon klebt ihm die Zunge im Munde.

Ihm wird es vor Durst und vor Liebe so bang,

Er reitet zur lauschigen Schenke,

Nimmt dort einen Bittern, und neuer Elan
Durchrieselt ihn mit dein Getränke.

Er wird nicht zagen, nicht zittern.

Er hat im Magen den Bittern;

Er wird nicht zittern, nicht zagen,

Er hat den Bittern im Magen —

Mathilden im Sinne —

Den Bittern im Magen, juchhe!

Er kniet vor Mathilden, er stammelt das Wort:

„Ich lieb' Euch, mein Fräulein, ich schwöre!"

Ta schnuppert ihr Näschen, sie wendet sich fort:

„Herr Ritter, Ihr riecht nach Liköre." —

Kaum trauet Herr Dietrich dem eigenen Ohr,

Es füllt ihm das Herz in das Beinkleid;

Er wanket und schwanket durch Thür und durch Thor,
Und hinter ihm lacht die Gemeinheit.

Er hört noch die losen Scherze,

Er hat in den Hosen das Herze;

Er hört noch die Scherze, die losen,

Er hat das Herz in den Hosen —

Mathilden im Sinne —

Den Bittern im Magen —

Das Herz in den Hosen, juchhe!

So reitet im lachenden Sonnenschein

Mit niedergeschlagener Seele

Davon Ritter Dietrich vom Durstigenstcin,

Da ward ihm gar trocken die Kehle.

Erschreckendes droben auf keuchendem Roß
Durchbebt das erhitzte Gehirne;

Doch denkt er, wie lang durch die Gurgel nichts floß.
Rinnt kalt ihm der Schweiß von der Stirne.

Die glühenden Schmerzen im Schlunde,

Im Herze» die brennende Wunde;

Im Schlunde die glühenden Schmerzen,

Die brennende Wunde im Herzen —