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Lieder eines fahrenden Schülers.
Nonnen?Bad.
Dann rauscht die Woge mit dem Südwindhauch
An's grüne Ufer, an das fchilfnmsäumte;
Vom Fels hernieder hing der Haselstrauch,
Und an dem Ufer lag ein Mann und träumte.
Die Woge sang: Ich Hab' ein Weib geseh'n.
Die ist noch schöner, als die Wasserfrauen,
Ich sah sie schweigend in die Fluthen geh'n.
Die ist die schönste, die die Sterne schauen.
Ihr Heller Leib erglüht von Jugendlust,
Es lacht ihr Auge unter dunklem Bogen;
Und an die Wogen ihrer weißen Brust
Ergossen jauchzend sich die blauen Wogen.
Die Welle rauscht, es weht der Südwindhauch
An's grüne Ufer, an das schilfumsäumte.
So sprach die Woge zu dem Haselstrauch — —
Und an dem Ufer lag ein Mann und träumte.
Stille P fade.
Unter'm Schatten am Gestade
Lag ich so im Traumesbann;
Und mir träumt': auf stillem Pfade
Zögen wir durch grünen Tann,
Du und ich — die Blümlein nicken —
Du und ich — der Tag verglüht —
Kosend noch mit Mund und Blicken,
Minne wird nicht wandermüd!
Tief im Wald liegt unsre Hütte,
Auf dem Boden braunes Laub;
Und zu deinen Füßen schütte
Jauchzend ich des Waldes Raub.
Unser Feuer, lustig spriiht es
Von der Herdstatt breitem Stein,
Und in deinen Wangen glüht es:
Minneglanz und Feuerschein!
Erwachen.
Ich bin vom Schlummer nufgewacht;
Der Sonne Pfeil
Er traf aus blauer Morgenpracht
Erträumtes Heil.
Des Grases Blumen, wo ich lag.
Sind all' zerdrückt —
Die Wonne, deren kaum ich pflag
Ist all' entrückt.
Und um des Klosters grau' Gestein
Rauscht tiefer See.
O blauer Tag, o Sonnenschein,
Wie thust du wch!
U nbezwinglich.
Das ist der Brauch der Minne,
Ein Brauch so arg und alt:
Wer ihrer je wird inne.
Der leidet von ihr Gewalt.
Sie näht und zieht von dannen.
Sie schwindet und wird groß;
Kein König kann sie bannen.
Kein Papst spricht von ihr los;
Kein Wächter kann dir wachen.
Daß sie dein Herz nicht zwingt.
Ihm Weinen oder Lachen,
Weh' oder Wonne bringt.
Wer wähnt wohl, daß er wende
In hoher Lust den. Pfeil?
Er fliegt stets an sein Ende,
Sei's Unheil oder Heil.
(Schluß folgt.)
Ausverkau f.
Wegen gänzlicher Aufgabe des Geschäftes offerire angehenden
Dichtern eine Parthie noch auf Lager habender
moderner Stoffe
zum Selbstkostenpreise. Beifolgend einige Proben.
Wäfferlich,
Dichter für Alles.
Probe Nr. 1. Criminal-Novelle.
Comtesse Melitta von Hasenpfeffer geht zu Bett.
Ihr Vater schließt vorsichtig hinter ihr ab; denn Melitta ist
schön und schläft in dem Schloßflügel allein. Beim Entkleiden
sieht die Comtesse mit Entsetzen die zwölfzölligen Stiefel eines
Lieder eines fahrenden Schülers.
Nonnen?Bad.
Dann rauscht die Woge mit dem Südwindhauch
An's grüne Ufer, an das fchilfnmsäumte;
Vom Fels hernieder hing der Haselstrauch,
Und an dem Ufer lag ein Mann und träumte.
Die Woge sang: Ich Hab' ein Weib geseh'n.
Die ist noch schöner, als die Wasserfrauen,
Ich sah sie schweigend in die Fluthen geh'n.
Die ist die schönste, die die Sterne schauen.
Ihr Heller Leib erglüht von Jugendlust,
Es lacht ihr Auge unter dunklem Bogen;
Und an die Wogen ihrer weißen Brust
Ergossen jauchzend sich die blauen Wogen.
Die Welle rauscht, es weht der Südwindhauch
An's grüne Ufer, an das schilfumsäumte.
So sprach die Woge zu dem Haselstrauch — —
Und an dem Ufer lag ein Mann und träumte.
Stille P fade.
Unter'm Schatten am Gestade
Lag ich so im Traumesbann;
Und mir träumt': auf stillem Pfade
Zögen wir durch grünen Tann,
Du und ich — die Blümlein nicken —
Du und ich — der Tag verglüht —
Kosend noch mit Mund und Blicken,
Minne wird nicht wandermüd!
Tief im Wald liegt unsre Hütte,
Auf dem Boden braunes Laub;
Und zu deinen Füßen schütte
Jauchzend ich des Waldes Raub.
Unser Feuer, lustig spriiht es
Von der Herdstatt breitem Stein,
Und in deinen Wangen glüht es:
Minneglanz und Feuerschein!
Erwachen.
Ich bin vom Schlummer nufgewacht;
Der Sonne Pfeil
Er traf aus blauer Morgenpracht
Erträumtes Heil.
Des Grases Blumen, wo ich lag.
Sind all' zerdrückt —
Die Wonne, deren kaum ich pflag
Ist all' entrückt.
Und um des Klosters grau' Gestein
Rauscht tiefer See.
O blauer Tag, o Sonnenschein,
Wie thust du wch!
U nbezwinglich.
Das ist der Brauch der Minne,
Ein Brauch so arg und alt:
Wer ihrer je wird inne.
Der leidet von ihr Gewalt.
Sie näht und zieht von dannen.
Sie schwindet und wird groß;
Kein König kann sie bannen.
Kein Papst spricht von ihr los;
Kein Wächter kann dir wachen.
Daß sie dein Herz nicht zwingt.
Ihm Weinen oder Lachen,
Weh' oder Wonne bringt.
Wer wähnt wohl, daß er wende
In hoher Lust den. Pfeil?
Er fliegt stets an sein Ende,
Sei's Unheil oder Heil.
(Schluß folgt.)
Ausverkau f.
Wegen gänzlicher Aufgabe des Geschäftes offerire angehenden
Dichtern eine Parthie noch auf Lager habender
moderner Stoffe
zum Selbstkostenpreise. Beifolgend einige Proben.
Wäfferlich,
Dichter für Alles.
Probe Nr. 1. Criminal-Novelle.
Comtesse Melitta von Hasenpfeffer geht zu Bett.
Ihr Vater schließt vorsichtig hinter ihr ab; denn Melitta ist
schön und schläft in dem Schloßflügel allein. Beim Entkleiden
sieht die Comtesse mit Entsetzen die zwölfzölligen Stiefel eines
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Lieder eines fahrenden Schülers"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1881
Entstehungsdatum (normiert)
1876 - 1886
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 74.1881, Nr. 1859, S. 82
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg