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148 Die Wunder

Ich Hütte selbst jroße Blühe, nicht mit Lachen herauszuplatzen,
wie ich meinen Waldmnnn als Hase so langsam durch die
Kartoffelfnrchcn hinwatschcln sah. Zar nicht lange aber dauerte

es, so tauchte in einer andern Furche ein richtiger Hase ans,
der den sonderbaren Ankömmling höchst verwundert betrachtete.
Bald kamen noch drei, vier andere Hasen hinzu, die jetzt auf
einem Flecke vereint, ihr jrößtes Erstaunen zu erkennen gaben,
denn ein früheres Wunder als ein Hase mit krummen Beinen
und hernbhüngcndcn Ohren war ihnen doch noch niemals vor-
jekommen. Mein Waldmann geht nun immer näher zu den er-
staunten Hasen und setzt sich endlich vor seine jradbemigen

der Dressur.

Kollegen hin, die sich ihrerseits vor Lachen über die sonderbare
Erscheinung den Bauch halten wollen. Waldmann aber denkt
janz ruhig: das Lachen will ich euch schon vertreiben; — mit
einem Sprunge hat er den feistesten Hasen hinten beim Jenick und
macht ihm mit einem einzigen Bis; den Garaus. Die andern
Hasen sind janz steif vor Entsetzen über diesen grausamen
Brudermord, aber in demselben Augenblicke hat Waldmann

auch schon den zweiten abjcthan, woraus die übrigen janz ent-
setzt die Flucht crjreifen. Ich selbst aber feierte den jrößten
Triumph; das Jroßartigstc war jelungen, einen Dachshund
zum Hasenfänger zu machen! Ich nahm die zwei erlegten
Hasen als Beute und belohnte Waldmann, nachdem ich ihn
von seinem Hascnfelle befreit, mit der versprochenen Wurst. —
Aus dieselbe Weise habe ich dann mehrere Monate lang täglich
zwei bis drei Hasen erhalten, ohne auch nur einen Schuß
Pulver daran zu wenden. — Wie jesagt, mein Waldmann
war ein jeradezu unschätzbares Wesen, und doch sollte ich ihn
noch in demselben Winter auf eine wahrhaft tragische Weise
einbüßen. Wie ich schon jesagt habe, so verstand Waldmann
jedes Wort, das ich zu ihm sprach, und ich meinerseits wußte
auch janz jenau alles, was er mit seinem Bellen, Knurren
oder dergleichen ausdrücken wollte. Eines Nachmittags, als
Waldmnnn wieder sein Hascnkostnm anjelegt hatte und nun
im Feld herumstreicht, muß ihm doch das Malheur passiren,
daß beim Ueberspringen eines Grabens ihm das Hasenfell mitten
durchplatzt und verloren jcht. Ich ivundcrte mir janz jewaltig,
wie mein Waldmann, den ich eben erst als Hasen entlassen,
jetzt als Dachshund zurückkoinmt und sich janz zerknirscht vor
meinen Füßen krümmt und windet. Ich bin nun leider von
Natur sehr heftig, nehme also eine Ruthe und verabreiche
meinem winselnden Waldmann eine Anzahl Hiebe. Zugleich
aber sage ich zu ihm: Pfui, schäme dir, du willst ein je-
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Wunder der Dressur"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Oberländer, Adolf
Entstehungsdatum (normiert)
1881 - 1881
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Jagd <Motiv>
Hase <Motiv>
Dackel <Motiv>
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 74.1881, Nr. 1867, S. 148

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
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