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Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst- Preis des Bandes (26 Nummern) M. 6.70. Bei directem

Oß Handlungen, sowie von allen Postämtern und 'Mir'«. -M Bezüge per Kreuzband: für Deutschland und Oesterreich s XXVIII

Zeitungs-Erpeditionen angenommen. -L« ^ ^ 7.50, für die anderen Länder des Weltpostvereins ^.8.— J

Erscheinen wöchentlich ein Mal. Einzelne Nummer 30

Wie rs dem Oberst!ieutenant Kreuzschnabel im großen Generalstabc erging.

(Schluß)

Sage mir Keiner, daß ich nicht wisse, diese Ansprache sei

ein wenig zn stark gesalzen. Der Kerl that mir im Grunde
sogar leid. Allein, was wollte ich machen? Ich selbst hatte vom
Verwaltungsdienst keine Ahnung. Der Registrator war meine
Hauptstütze. Wankte die, so stolperte auch ich. Also mußte ich
die Hauptstütze mit dem Schmiedehammer bearbeiten, daß sie scst
wurde wie Stahl. Das verstand ich und das that ich.

Und so sah ich denn zu, wie der Pultdrücker registrirte,
ließ mir von ihm häufig erklären, was er mache und wie er's
mache, und nickte ab und zu mit dem Kopf, als verstehe ich
recht gut, was er mache, warf auch wohl mal eine Frage da-
zwischen und war zufrieden, wenn er eine schnelle bestimmte
Antwort gab. Tiefer hineinsteigen konnte ich nicht in alle
diese Sachen, weil mir nun einmal die Krempstiefel fehlten,
die dem richtigen Revisionsbeamten angeboren zu sein pflegen.

Nach ungefähr sechs Wochen wurde mir eines Tages er-
öffnet, daß ich mich am folgenden Vormittage zum Kriegsspiel
einzufinden habe.

Als ich nun zur festgesetzten Stunde in den Saal trat und
den riesigen Situationsplan im Maßstabe 1: 8000 erblickte,
ans welchem Jnsanteriebataillone mit ihren Tirailleurketten,
Kavallerie-Schwadronen und Batterien in kleinen Bleifigurcn
mit den nöthigen Abständen postirt waren, wurde mir sehr
lächerlich zu Muthe. Ich schüttelte den Kopf und sagte: „Kinder!
nehmt mir's nicht übel. Eigentlich ist's doch eine ganz miserable
Geschichte, daß Ihr mich alten Haudegen auf meine alten Tage
noch auf ein papiernes Schlachtfeld stellt." — „Ja, lieber
Kreuzschnabel", nahm der Oberst von Brause das Wort, „das
papierne Schlachtfeld ist von großer Wichtigkeit. Es ist gar oft
der erfolgreiche Vorläufer des großen Schlachtfeldes gewesen, und
manche Schlacht ist schon ans dem Papiere geschlagen worden.

von denen die Völker und Länder keine Ahnung haben. Hier
heißt's: Im kleinsten Punkt die schwerste Kraft. Und nun,
Kreuzschnabel, haben Sie hier Ihre Disposition, und dort stehen
Ihre Unterbefehlshaber; der Major von Kotzewitz ist Ihr Gegner."

„Nun denn, in’§ Drcitcufels Namen vorwärts!" rief ich
nach einem flüchtigen Blick über die Disposition, nach der mir
zn meinem nicht geringen Schrecken eine Defensivstellung ange-
wiesen war, und das Spiel begann.

Ich suchte natürlich sobald als möglich, meine Defensive zu
verlassen und zur Offensive überzugehen, was der Leitende
durchaus nicht duldete. Nun wollte ich wenigstens eine vor-
geschobene Batterie des Gegners durch meine Kavallerie nehmen
lassen. Doch der Oberst von Brause entdeckte ans der Karte
Sumpf, Wald und sonst conpirtes Terrain, auf dem chic Ka-
vallerie nicht zur Batterie gelangen konnte. Ich nahm nun
Infanterie, löste zwei Füsilier-Bataillone als Plänklerabtheilungen
auf, ließ ein drittes als Soutien folgen und wollte damit direkt
aus den Feind los — und wieder vereitelte der Leitende meinen
Plan. Auf der Karte sollte ein See sein, über einen Kilo-
meter breit; in dem müßten meine Plänkler ersaufen, wenn sie
in der von mir bezeichneten Richtung vorgingen, bemerkte von
Brause. So beschloß ich denn, meine Pontoneure vorzuziehen,
die über den Sec eine Brücke schlagen sollten.

„Unmöglich, Kreuzschnabel! unmöglich," krächzte der Leitende,
„Ihre Pioniere sind mindestens eine Meile weit zurück."

„Dann ziehe ich die Kavallerie-Schwadronen vor, die
Reiter steigen am Ufer ab, cs kommen Jäger und Schützen
auf die Pferde, die Leute werden instruirt, die Zügel los zu
lassen, die Pferde durchschwimmen den See, die Schützen steigen
an's Land und nehmen die feindlichen Kanonen!" Ich setzte
die Bleimaschinerie in Bewegung. „Halt, Herr Oberstlieutenant!
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