Selbstverrath.
17
Assessor um so gefaßter entgegennahm, als
er vorsorglich bereits durch ein Frühstiick
im Weinrestaurant sich für alles Kommende
präparirt hatte. Der Rehschlegel erwies sich
allerdings wieder zäh und ohne jede Würze
- aber der Gatte hütete sich, davon eine
Silbe zu sagen und brachte mit schein-
barem Appetit und geheuchelter Anerkenn-
ung auch einige Bissen hinunter — dann
jedoch ging's nicht mehr. Er wollte schon
trotz ihres mißtrauisch auf seinem Antlitz
ruhenden Blickes die Gabel weglegcn — da
schellte es außen. Er sprang auf und hin-
aus. „Ach Kind", rief er, als er zurückkehrte,
„denke Dir nur, unsere arme Wäscherin,
die sieben Kinder und seit Monaten einen
kranken Mann hat, ist wieder außen; sie
jammert, daß sie schon seit zwei Tagen
nichts zu essen mehr im Hause hätten!
Wenn ich mir vorstcllc, daß wir da so
schlemmen, und Andere leiden die bitterste
Roth ... Weißt Du was, die armen Leute
sollen's auch einmal gut haben: Begehen
wir eine heroische That, geben wir der
Wäscherin den Rchschlegcl!"
Und mit gutgespielter Begeisterung er
griff er die Platte und wollte schon damit
hinauseilcn — da fiel sic ihm in den Arm
und rief entsetzt: „Um Gottcswillen nicht,
Hugo — die richtet mich ja sonst bei
allen Bekannten aus!"
bringen?" — „'mal Seebad gehen!"
— „Aha, Herr Lieutenant wollen wohl
ein Bischen Scclöwc spielen!"
Bedenkliche Ermunterung.
Ein junger Mann besucht einen bekann-
ten Kritiker und gesteht ihm erröthcnd, daß
er heimlich dichte. Gleichzeitig über-
reicht er demselben ein Heft voll von Versen
mit der Bitte, ihm rundweg zu sagen, ob
er weiter dichten solle oder nicht.
Einige Tage später erhält er sein Heft
zurück mit dem Vermerk: „Dichten Sic
nur getrost weiter, aber — heimlich!"
„Nun, Herr Lieutenant, wo werden Sic dieses Jahr ^hrcn Urlaub vcr-
Auf Umwegen.
Herr: „Haben Sie vielleicht die patcn
tirten „Luna" Hosenträger von Müller & Co.
aus Wien?" — Kaufmann: „Bedauere,
die führen wir nicht!" — Herr: „O, das
ist schade!" — Kaufmann: „Soll ich
Ihnen vielleicht lvclchc bestellen?" — Herr:
„Ja, sehr gerne! Ich bin nämlich der
Reisende dieser Firma .. . hier sind
meine Muster!"
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Assessor um so gefaßter entgegennahm, als
er vorsorglich bereits durch ein Frühstiick
im Weinrestaurant sich für alles Kommende
präparirt hatte. Der Rehschlegel erwies sich
allerdings wieder zäh und ohne jede Würze
- aber der Gatte hütete sich, davon eine
Silbe zu sagen und brachte mit schein-
barem Appetit und geheuchelter Anerkenn-
ung auch einige Bissen hinunter — dann
jedoch ging's nicht mehr. Er wollte schon
trotz ihres mißtrauisch auf seinem Antlitz
ruhenden Blickes die Gabel weglegcn — da
schellte es außen. Er sprang auf und hin-
aus. „Ach Kind", rief er, als er zurückkehrte,
„denke Dir nur, unsere arme Wäscherin,
die sieben Kinder und seit Monaten einen
kranken Mann hat, ist wieder außen; sie
jammert, daß sie schon seit zwei Tagen
nichts zu essen mehr im Hause hätten!
Wenn ich mir vorstcllc, daß wir da so
schlemmen, und Andere leiden die bitterste
Roth ... Weißt Du was, die armen Leute
sollen's auch einmal gut haben: Begehen
wir eine heroische That, geben wir der
Wäscherin den Rchschlegcl!"
Und mit gutgespielter Begeisterung er
griff er die Platte und wollte schon damit
hinauseilcn — da fiel sic ihm in den Arm
und rief entsetzt: „Um Gottcswillen nicht,
Hugo — die richtet mich ja sonst bei
allen Bekannten aus!"
bringen?" — „'mal Seebad gehen!"
— „Aha, Herr Lieutenant wollen wohl
ein Bischen Scclöwc spielen!"
Bedenkliche Ermunterung.
Ein junger Mann besucht einen bekann-
ten Kritiker und gesteht ihm erröthcnd, daß
er heimlich dichte. Gleichzeitig über-
reicht er demselben ein Heft voll von Versen
mit der Bitte, ihm rundweg zu sagen, ob
er weiter dichten solle oder nicht.
Einige Tage später erhält er sein Heft
zurück mit dem Vermerk: „Dichten Sic
nur getrost weiter, aber — heimlich!"
„Nun, Herr Lieutenant, wo werden Sic dieses Jahr ^hrcn Urlaub vcr-
Auf Umwegen.
Herr: „Haben Sie vielleicht die patcn
tirten „Luna" Hosenträger von Müller & Co.
aus Wien?" — Kaufmann: „Bedauere,
die führen wir nicht!" — Herr: „O, das
ist schade!" — Kaufmann: „Soll ich
Ihnen vielleicht lvclchc bestellen?" — Herr:
„Ja, sehr gerne! Ich bin nämlich der
Reisende dieser Firma .. . hier sind
meine Muster!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Selbstverrath" "Erkannt"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1893
Entstehungsdatum (normiert)
1888 - 1898
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 99.1893, Nr. 2502, S. 17
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg