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Der gefährliche Knochen.

D'rum gähnend in rauchiger Höhle
Der arme Verlassene sitzt,

Und mit scharfem Feucrsteinmesser
Am benagten Knochen er schnitzt;

I» schmählicher Langeweile
Haut ans dem Bein er herum,

Kreuz und quer und wirft's dann bei Seite,
Da ihm die Geschichte zu dumm.

Und viele Tausende Jahre
Vergeh'», dal Im düsteren Grund
^incr Höhle, im diluvialen
Gemenge macht man einen Fund:

j Gin Knochen, beschnitten, bekritzelt
Ganz deutlich von Menschenhand,

^-tef aus dem Schooße der Erde
Den Weg zum Tageslicht fand.

! Gleich stürzen drei Dutzend Gelehrte
| Wie die Geier über ihn her,

Ein junger Schauspieler tritt als Diener in einem größeren
auf. Im letzten Akt hat er nur die Worte zu sagen: Mit
^esei» Dolch errette ich Dich. Der junge Mime, welcher

n°ch nie ans einer Bühne gestanden, wird kurz vor stimm 4lns-
tritt von eine»,. furchtbaren Lampenfieber gepackt. Er murn

K a s e r n h o sb lüth en.
Feldwebel (zum Rekruten, der
krumme Beine hat): „Nicht mit
Ihrem rechte», sondern mit Ihrem
Unken Türkensäbel müssen Sie

antretcn!"

Unteroffizier (zu einem Sol-
baten beim Essen-Austheilen): ,.N»,
^st machen ja gerade ein Gesicht
wie die Venus von Milo, als sic
kn den sauren Apfel ans Paris
brißcn sollte!"

Unteroffizier: „Durch eenen
rnzigen Parademarsch könnt Ihr
Aenau so berühmt werden, wie der
Erstorbene Virgil durch seine eene
^ d e c!" (Acnöide.)

Egoistischer Wunsch.

Pferdehändler Jtzig: „Sag
i wer, Schmule, wieso kommt cs, daß
Du dem Baron, welchen Tn immer
in geschimpft hast, sobald er Dir
bnm Pferd etwas abgehandelt hat,
heul' gesagt hast: hundert Jahr soll
nt leben?"

Pferdehändler Schmule:
»Weil er mir dieses Mal schuldig
geblieben ist, und wenn er nicht
n"g leben sollt', krieg ich doch nicht
'"ein Geld!"

Man ist ja umsonst nicht Professor
Und der Casus ist schon, aber schwer!

Nach dem Einen soll es ein „Götze",
Nach dem And'ren ein „Fetisch" nur sein;
„Eine Kuh ist's, ein Fisch!" schrieen Jene,
Und die Jüngsten meinen ein „Schwein" !

Sic schlagen mit dem Objekte
Fast die glänzenden Köpfe sich wund,
Denn es gibt ja der Deutungen viele,
Ach! zu viel für den herrlichen Fund!

Und Meere von Tinte ergießen
Sich über Gebirge Papier's,

Schon fällt manch' Rufer im Streite
Als Opfer des Geisterturnicr's.

Und geht auch die Welt aus den Fugen,
Sie schreiben doch fort! Buch um Buch!
Das ist! prähistorischer Jüngling!
Deiner Langweile dauernder Fluch!!

Fatales Versprechen.

fieberhaft immer die Worte vor sich hin: Mit diesem Dolch errette
ich Dich — da endlich gibt der Regisseur das Zeichen. Wild
stürzt der Mime heraus, umfaßt seine Partnerin, erhebt den Dolch
und ruft mit vollem Pathos: „Mit diesem Rettig erdolch ich
Dich!" Unter donnernden Beisallrufen fällt der Vorhang.

Mutter (Bäuerin, beim Besuche ihres Sohnes in der Universitätsstadt): „Ach, ivie sieht
hier unordentlich bei Dir ans! — Ich freue mich nur, daß D» wenigstens die thcnrc»

Bücher recht geschont hast!
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der gefährliche Knochen" "Naive Anschauung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Kirchner, Eugen
Mandlick, August
Entstehungsdatum
um 1893
Entstehungsdatum (normiert)
1888 - 1898
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 99.1893, Nr. 2506, S. 55

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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