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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 3.1907

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Flamm, Hermann: Zur Geschichte der St. Michaelskaplanei im Münsterturm
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https://doi.org/10.11588/diglit.2398#0086

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82

Kleine Mitteilungen und Anzeigen

phrund zu sant Michel so weiland unser vordem erzher-
zogen zu Österreich gestift haben" l.

Die Obliegenheiten des Inhabers der Pfründe
waren nicht groß. Sie bestanden nach dem Urbar
von 1666 in der persönlichen Residenzpflicht und in
der Verpflichtung, dreimal in der Woche und be-
sonders am St. Michaelsfest und Gründonnerstag zu
zelebrieren. Die Pfründe war daher, wie leicht
begreiflich, gesucht. Als Inhaber derselben konnten
bis jetzt mit den schon genannten Männern nach den
Akten des Stadtarchivs3 und des Universitätsarchivs3
ermittelt werden: 1295 Nicolaus clericus dictus de
Lar, magister filiorum comitis Egenonis. Da 13031
schon ein Hermannus als „magister comitum de Fri-
burg" unter den Studenten in Bologna erscheint,
dürfte Nicolaus die Pfründe nicht lange inne gehabt
haben. Vielleicht ist er, der nach der Urkunde von
1295 seine Studien noch nicht vollendet hatte, iden-
tisch mit dem Nicolaus de Friburg, der 1301"' als
Studierender in Bologna erwähnt wird. Ob der
Burgkaplan Peter, ein Priester, der 1314 und 13236
genannt wird, die Lamberts- oder Michaelspfründe
oder vielleicht gleichzeitig beide versah, lässt sich
nicht feststellen. Soweit bekannt, sind die weiteren
Pfründinhaber: 1400 Johannes Üringer; 1445 Ale-
xander Los; 1483 Antonius Kolbing7; vor 1536
Christoph Goggl aus Landsberg in Oberbayern;

1 Stadtarchiv: Beneficium St. Michaelis. Auf diese Über-
sendung einer Kopie der Urkunde von 1295 geht jedenfalls der
Eintrag ins Repertorium des Schatzarchivs im Stadthalterei-
archiv zu Innsbruck III 651 mit der Jahreszahl 1285 zurück;
vgl. Regesta episcoporutn Constantiensium 1 Nr. 2617.

- Stadtarchiv: Beneficium St. Michaelis.

;i Universitätsarchiv: III bs, Parochia Friburgensis.

' G. Knod, Deutsche Studenten in Bologna 1289—1562.
Berlin 1899. Nr. 946.

5 Knod Nr. 950.

6 Pfarrarchiv St. Martin; vgl. Mitteilungen d. Bad. Hist.
Kommission Nr. 8 (1887) S. m 34 f.

' Freiburger Diözcsanarchiv 24, 225.

vor 1539 Meister Martin Hublein, Pfarrherr zu Benn-
felden; bis 1552 Priester Hans Werttwein; 1552
Philipp Streit; 1559 Nicolaus Gieresien (?); um 1577
war die Pfründe längere Zeit unbesetzt, weshalb die
Regierung Beschlag auf Güter und Einkommen legte;
um 1570—1580 Martinus Schwartzach dictus Spinn-
ler, parochus in Benefeld. Seit 1591 soll nach einer
Notiz des Münsterpfarrers von 1710 die Michaels-
pfründe dem Münsterpfarrer zur Erhöhung seines
geringen Einkommens verliehen worden sein. Als
Inhaber der Pfründe werden dabei genannt Jo-
hann Weiß, Nicolaus Locherer, Johann Werthwein,
Dr. Feucht, Dr. Villinger und Dr. Julier, die nur
zum Teil Pfarrer von Freiburg waren und zudem
nicht alle nach 1591 lebten. Vergessen ist dabei der
Münsterpfarrer Dr. Georg Hänlin, der 1592—1603
die Pfründe inne hatte. Ihm folgte als Kaplan der
Michaelskaplanei der Professor Dr. Johann Andreas
Zimmermann bis 1646. Im Jahre 1723 verwandte sich
die Stadt für den Zunftmeistersohn Johann Michael
Hayl, Kandidaten der Theologie. Während des
18. Jahrhunderts wurden sodann nach dem Münster-
chronisten Geisinger* die etwa 200 fi betragenden
Einkünfte der Kaplanei zur Besserung der Triberger
Pfarrstelle verwendet, auch ein Hüttenherr soll ein-
mal die Pfründe erhalten haben. Der letzte Inhaber
war der Präsenzherr Ignaz Andreas Weiß, nach
dessen Tod die Kaplanei durch Hofdekret vom Jahr
1783 aufgehoben und die Einkünfte derselben, die
nach einer Notiz des Pfarrherrn Dr. Galura9 noch
67 fl 511/2 kr betrugen, dem Religionsfonds zugewiesen
wurden.

s J. Felizian Geisinger, Abschriften von Epitaphien oder
Grabschriften in U. L. Frauen Münster 1787: Universitätsbiblio-
thek H. Nr. 498 S. 25.

'•' Vgl. überdie Aufhebung Stadtarchiv: Benef. St. Michaelis;
außerdem Freiburger Diözcsanarchiv 22, 287 und Freiburger
Adresskalender 1897, Historische Beilage S. 23 zum Jahr 1790.
 
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