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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 4.1908

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Schuster, Karl: Die Umbauten der Vierung des Freiburger Münsters
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https://doi.org/10.11588/diglit.2634#0010

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Schuster, Die Umbauten der Vierung .des Freiburger Münsters

8. Pfosten auf der Kuppel.

ein starkes Gerüst an, von dem jetzt nur noch der
untere, als Schwelle dienende Balken n (Bild 6 und 7)
erhalten ist. Er wurde durch die Untermauerungen o
in der Mitte und an den Enden auf die Höhe der
übrigen Querbalken l gebracht und zeigt auf seiner
Ostseite sechs Einschnitte p (Bild 6), die zur Auf-
nahme von Streben bestimmt waren. Diese bildeten
eine feste Wand q, die auf der Westseite durch zwei
Strebewerke r gestützt wurde (Bild 7). Der Balken n
sowie die drei nächsten Querbalken l zeigen noch
links und rechts von der Mittelachse des Langhauses,
75cm voneinander entfernt, die Einschnitten (Bilde),
welche die Schwellen aufnahmen, von denen aus die
Streben nach der Querwand q liefen. Möglich ist
auch, dass diese Schwellen schon dazu dienten, Bünde
zur Stütze des frühgotischen Walmdachs zu tragen,
doch finden sich keine weiteren Anhaltspunkte für
diese Annahme.

Der Schacht D (Bild 5) kam jetzt unter das Dach
zu liegen. Man führte daher auf dem Pfeiler C eine
Mauer aus Quadern bis unter das Dach auf, um den
entstandenen offenen Zwickel nach außen zu schließen;
die Kuppelfenster der westlichen Diagonalseiten büßten
damit ihr Licht vollständig ein. Die Treppentürm-
chen erhielten gegen das Dach zu kleine Pultdächer;
durch die Fenster h wurden steinerne Rinnen zur
Ableitung des Regenwassers eingeschoben (Bild 6).

Dritter Umbau.

Mit der Vollendung des spätgotischen Chors
zu Anfang des 16. Jahrhunderts (die Gewölbe des
Hochchors tragen die Jahreszahl 1510) erfuhr die
Vierung ihre letzte Umgestaltung. Auf der östlichen
Wand des Tambours wurde ein Giebel s (Bild 7) in
Bruchsteinen aufgeführt, an den das neue Chordach
anschließt. Das Achteck der Kuppel wurde auf der
Ostseite durch die Wände t aus Bruchsteinen zum
Viereck ergänzt und das Dach des Mittelschiffs bis
an den neuen Chorgiebel verlängert. Da das Dach
jetzt hier eine feste Stütze fand, konnte das oben
erwähnte Gerüst entfernt werden. Die Kuppel ver-
lor nun auch die drei Fenster der östlichen Hälfte,
hatte also kein direktes Licht mehr.

Von den Treppentürmchen wurden nach Osten
Laufgänge der Kuppel entlang bis zu den Hahnen-
türmen geführt. Von dort gelangt man über einige
Stufen durch die Fenster in die Türme selbst und
von diesen weiter auf den Laufgang, der den ganzen
spätgotischen Chor
umzieht. Da der
Laufgang entlang
der Kuppel etwas
höher zu liegen
kam als der alte
auf der Wand des

Langhauses, so
führte man die
Treppen in den
Türmchen entspre-
chend weiter hin-
auf (in Bild 6 bei
u durch Schraffie-
rung angedeutet)
und benutzte das
Fenster g als Türe
auf den neuenLauf-
gang. Dass die Er-
höhung bei u nicht

ursprünglich ist,
zeigt sich im nörd-
lichen Türmchen
auf den ersten Blick
daran, dass die obe-
ren Tritte profiliert
sind, während die
unteren keine Pro-
file haben. Im süd-
lichen sind die bei-
den obersten Tritte
zwar ebenfalls un-
profiliert, sie bin-

9. Treppentürmchen auf der Südseite.
 
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