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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 4.1908

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Stehlin, Karl: Über die alten Baurisse des Freiburger Münsterturms
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https://doi.org/10.11588/diglit.2634#0024

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Stehlin, Über die alten Baurisse des Freib'urger Münsterturms

der Strebepfeiler angebracht sind; so etwas kann nicht
frei erfunden werden, sondern wir haben es ganz
augenscheinlich mit einer unverstandenen Übertragung
der beiden ähnlichen Baldachine aus dem Rahnschcn
Aufrisse zu tun. Der Mollersche Aufriss ist eine
Stilübung nach der Vorlage des Rahnschen
Aufrisses, und zwar eine schlechte. Für die Bau-
geschichte des Freiburger Münsters ist er ohne Wert.

Schlussfolgerungen aus den Baurissen.

Am Turme des Freiburger Münsters glauben wir,
wie zu Eingang dargelegt, in der halben Höhe des
Uhrgeschosses eine Veränderung des Bauplanes kon-
statieren zu müssen. Die Baurisse geben eine Dar-
stellung, welche bis fast zur gleichen Höhe, nämlich
bis zum Fußgesimse des Uhrgeschosses, eine Auf-
nahme des heutigen Gebäudes enthält, während der
obere Teil, in den Grundformen mit dem bestehen-
den Aufbau nahe verwandt, als eine unvollkommenere
Variante desselben erscheint. Die Folgerung liegt auf
der Hand, dass die Zeichnungen sich auf den gleichen
Planwechsel beziehen, dessen Spuren wir am Turme
selbst erkennen; sie sind offenbar ein erster Versuch,
den sternförmigen Grundriss dem älteren Unterbau
anzupassen.

Der Meister, dem diese Aufgabe zufiel, hatte,
wie wir nach unsern früheren Nachweisungen an-
nehmen müssen, den Turm bis mindestens zur halben,
wahrscheinlich sogar bis zur ganzen Höhe des Uhr-
geschosses ausgeführt vorgefunden. In seinem ersten
Projekte ging er zunächst so vor, dass er das Uhr-
geschoss abtrug, sei es nun, weil er die Oberkante
des St. Michaelsgeschosses als das richtige Maß des
Unterbaues ansah, sei es, dass ihm das Vorhanden-
sein eines kurzen dritten Geschosses überhaupt nicht
gefiel. Den Unterbau umsäumte er mit einer Galerie,
welche notwendigerweise um die an dieser Stelle
noch stark ausladenden Strebepfeiler herumgeführt
werden musste, und stellte nun auf die so ge-
schaffene Plattform nebeneinander einesteils den
zwölfeckigen Stern mit den schon zu Anbeginn vom
Hauptkörper losgelösten Dreikantspitzen, und andern-
teils die Bekrönungen der Strebepfeiler, die er in
Anbetracht der oblongen Standfläche aus zwei hinter-
einander stehenden Körpern zusammensetzte. Da
aber diese Anordnung den sternförmigen Grundriss
an seinem Ursprung fast gänzlich verschleierte, legte
er oberhalb des Glockenhauses eine zweite, die Um-
risse des Sternes markierende Galerie an, durch
welche die freistehenden Nebentürmchen noch ein-
mal an den Hauptturm angebunden werden. Wenn
wir untersuchen wollen, wie sich die Höhen- und
Breitendimensionen des Entwurfes zueinander ver-
halten, so müssen wir die Turmbreite im Pergament-

riss nicht am Unterbau abgreifen, welcher infolge der
bekannten Ungenauigkeiten zu schmal geraten ist
sondern am Achteck, wo das Maß, in guter Überein-
stimmung mit dem bestehenden Bau, der halben
Höhe der beiden ersten Geschosse gleichkommt.
Legt man das Breitenmaß des Achtecks zu Grunde
so beträgt die Höhe des neuen Oberbaues ungefähr
572, die des ganzen Turmes ungefähr 7V2 Turm-
breiten. Bei solch ungeraden Bruchzahlen tut man
in der Regel gut, nicht an ein mathematisch berech-
netes, sondern an ein nach dem Augenmaß heraus-
gegriffenes Verhältnis zu glauben. Dagegen scheint
es, dass nach der Absicht des Planverfassers der Fuß
des Helmes (Oberkante der Galerie) in der Mitte
zwischen dem St. Michaëlsgeschoss und der Turm-
spitze liegen sollte.

Man begreift, dass die Art, wie in diesem ersten
Versuch der alte und der neue Teil des Turmes
zusammengefügt sind, nicht befriedigte und dass eine
bessere Lösung gesucht wurde. Dies ist, nebenbei
gesagt, wohl auch der Grund, weshalb gerade diese
Zeichnungen bis auf uns gekommen sind; während
der nachherige, endgültige Plan in der Bauhütte zur
Auftragung der Werkrisse benützt, dabei abgegriffen,
beschmutzt, zerstoßen wurde und schließlich zu-
grunde ging, blieben die Blätter des verworfenen
Projektes in einem Schubfache beiseite gelegt, so dass
sie noch in späterer Zeit von Liebhabern der Baukunst
abgezeichnet oder auch gestohlen werden konnten.

An dem Entwürfe missfällt uns schon im geo-
metrischen Aufriss die ungebührliche Häufung von
Tabernakeln und Fialen über der ersten Galerie.
Dem Verfasser des Projektes hatte wohl der Ge-
danke vorgeschwebt, eine Art gegenseitiger Durch-
dringung des unteren und des oberen Grundrisses
herbeizuführen, indem er den Anfang des zwölf-
eckigen Sterns und die Bekrönungen der Strebe-
pfeiler eine Strecke weit nebeneinander aufsteigen
ließ; der Versuch ergab, dass dabei etwas Ver-
worrenes herauskommt und der sternförmige Grund-
riss nur ungenügend und viel zu spät in die Erschei-
nung tritt. Der letztere Mangel wird noch viel deut-
licher, wenn man sich den Turm des Entwurfes in
perspektivischer Untensicht vorzustellen sucht; man
empfindet auf das bestimmteste, dass diejenige Galerie,
welche den Stern umsäumt und hervorhebt, nicht
erst oben bei seinem Ausklingen, sondern möglichst
nahe bei seinem Ursprung angebracht werden sollte.
Das Unbefriedigendste von allem aber ist wohl
das, dass der sternförmige Grundriss die Funktion
gar nicht erfüllt, zu der er sich in so unvergleich-
licher Weise eignet: eine sanfte und allmähliche
Überleitung aus dem Viereck in das Achteck und
die Nebentürmchen zu vermitteln.

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