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Schuster, Zur Baugeschichte des Freiburger Münsters im 18. Jahrhundert
doch wurde ihm eine gewisse Sonderstellung gegen-
über den andern Tierdarstellungen eingeräumt. Da
unter diesen kein Fisch vorkommt, fehlte die Mög-
lichkeit der Vergleichung der Einzelformen, auch hat
es der Urheber verstanden, sein Werk den alten Ar-
beiten geschickt anzupassen. Für die Entstehung im
18. Jahrhundert sprechen auch die auffallend gute
Erhaltung und in stilistischer Hinsicht die Details
der Schnauze und der Schwanzflosse. Ferner scheint
ein geschichtliches Ereignis dafür zu sprechen.
Schreiber1 berichtet nämlich über verschiedene Un-
glücksfälle während der Belagerung im Jahre 1744
und erwähnt dabei „unter andern wird eine Müllerin,
welche zwischen
zwei Kindern
vor dem Ölberg
des Münsters
betet, durch eine
Statue zer-
schmettert, wel-
che von einer
Kanonenkugel
herabgerissen
wird". Der Öl-
berg, die heutige
Grafenkapelle,
liegt zwischen
zwei Strebepfei-
lern, an deren
östlichem sich
der Fisch und
darüberzweialte
"Wasserspeierals
einzige Skulp-
turen befinden.
Der westliche
Pfeiler hat drei
Wasserspeier
und eine Statue, die jedoch unzweifelhaft alle alt
sind. Das herabgeschossene Bildwerk kann also sehr
wohl der Vorgänger des Fisches gewesen sein. Der
niedere Preis und die Angabe „ohne Steinhauer"
lassen darauf schließen, dass Hörr nur ein Modell
und die letzte Ausarbeitung besorgte, während der
Stein und die gröbere Arbeit von der Münsterbau-
hütte geliefert wurden.
Über den Meister selbst findet sich eine Nach-
richt bei Schreiber*: „Von Bildnern erhielt Joseph
Hör aus Blasiwald im Jahre 1764 diese Auszeichnung
(das akademische Bürgerrecht); wiewohl nur gegen
den Revers, dass er seine Kunst nie handwerksmäßig
1 Geschichte der Stadt Freiburg 4 (1858), S. 311.
2 Geschichte der Albert-Ludwigs-Universität zu Freiburg
im Breisgau 3 (1860), S. 82.
betreiben werde." Im Jahre 1766 schnitzte Hörr ein
Marienbild für den Altar der zweiten Kaiserkapelle,
das 1778 gefasst wurde3, heute aber nicht mehr er-
halten ist. Über seine Mitarbeit am Taufstein wurde
oben berichtet.
5. Der Hochaltar. Im Rechnungsbuch von
1709 findet sich der Betrag von 723 „/Z 12 ß 7V2 è
als „Ausgab-Gelt wegen dem Aufsatz des hohen
Altars in Anno 1709". Die Aufzählung der einzelnen
Ausgaben umfasst nahezu drei Folioseiten. Es geht
aus ihr hervor, dass der Aufsatz reich vergoldet
und bemalt war. Über Abbildungen dieses Auf-
satzes sowie des früheren siehe Münsterblätter 4
S.26 unter „Per-
spektivische
Ansichten der
Turmvorhälle" :
„Perspektivi-
sche Innenan-
sichten" und
„Darstellungen
einzelner Bau-
teile".
Nach F. Pf äff,
Alemannia 20
(1892) S. 116 f.
soll laut Mün-
sterfabrikrech-
nung vom Jahre
1714 das mittlere
Blatt des Hoch-
altars von Hans
Michel Saur
übermalt wor-
den sein. Da
sich zurzeit das
genannte Rech-
nungsbuch im
Münsterarchiv nicht mehr vorfindet, lässt sich der
Sachverhalt nicht näher untersuchen.
Maler Joseph Markus Hermann, geb. 7. Oktober
1732 in Freiburg, gest. daselbst am 14. Februar
1811, erhielt laut Rechnung vom 17. August 1782
„wegen ausgebesserte und refrochirte 10 Stück
Gemalte an dem Hochaltar" die Summe von 79 fi
45 x. In den Jahren 1794 und 1795 besorgte er
Ausbesserungen an nicht näher bezeichneten Glas-
gemälden im Chor.
Von Herrmann ist in Freiburg noch eine ziem-
liche Anzahl Bilder erhalten. Die charakteristischen
Merkmale derselben zeigt auch ein kleines, nicht be-
3 H. Schreiber, Geschichte und Beschreibung des Mün-
sters zu Freiburg (1820) S.263.
7. Wasserspeier aus dem Jahre 1781.
Schuster, Zur Baugeschichte des Freiburger Münsters im 18. Jahrhundert
doch wurde ihm eine gewisse Sonderstellung gegen-
über den andern Tierdarstellungen eingeräumt. Da
unter diesen kein Fisch vorkommt, fehlte die Mög-
lichkeit der Vergleichung der Einzelformen, auch hat
es der Urheber verstanden, sein Werk den alten Ar-
beiten geschickt anzupassen. Für die Entstehung im
18. Jahrhundert sprechen auch die auffallend gute
Erhaltung und in stilistischer Hinsicht die Details
der Schnauze und der Schwanzflosse. Ferner scheint
ein geschichtliches Ereignis dafür zu sprechen.
Schreiber1 berichtet nämlich über verschiedene Un-
glücksfälle während der Belagerung im Jahre 1744
und erwähnt dabei „unter andern wird eine Müllerin,
welche zwischen
zwei Kindern
vor dem Ölberg
des Münsters
betet, durch eine
Statue zer-
schmettert, wel-
che von einer
Kanonenkugel
herabgerissen
wird". Der Öl-
berg, die heutige
Grafenkapelle,
liegt zwischen
zwei Strebepfei-
lern, an deren
östlichem sich
der Fisch und
darüberzweialte
"Wasserspeierals
einzige Skulp-
turen befinden.
Der westliche
Pfeiler hat drei
Wasserspeier
und eine Statue, die jedoch unzweifelhaft alle alt
sind. Das herabgeschossene Bildwerk kann also sehr
wohl der Vorgänger des Fisches gewesen sein. Der
niedere Preis und die Angabe „ohne Steinhauer"
lassen darauf schließen, dass Hörr nur ein Modell
und die letzte Ausarbeitung besorgte, während der
Stein und die gröbere Arbeit von der Münsterbau-
hütte geliefert wurden.
Über den Meister selbst findet sich eine Nach-
richt bei Schreiber*: „Von Bildnern erhielt Joseph
Hör aus Blasiwald im Jahre 1764 diese Auszeichnung
(das akademische Bürgerrecht); wiewohl nur gegen
den Revers, dass er seine Kunst nie handwerksmäßig
1 Geschichte der Stadt Freiburg 4 (1858), S. 311.
2 Geschichte der Albert-Ludwigs-Universität zu Freiburg
im Breisgau 3 (1860), S. 82.
betreiben werde." Im Jahre 1766 schnitzte Hörr ein
Marienbild für den Altar der zweiten Kaiserkapelle,
das 1778 gefasst wurde3, heute aber nicht mehr er-
halten ist. Über seine Mitarbeit am Taufstein wurde
oben berichtet.
5. Der Hochaltar. Im Rechnungsbuch von
1709 findet sich der Betrag von 723 „/Z 12 ß 7V2 è
als „Ausgab-Gelt wegen dem Aufsatz des hohen
Altars in Anno 1709". Die Aufzählung der einzelnen
Ausgaben umfasst nahezu drei Folioseiten. Es geht
aus ihr hervor, dass der Aufsatz reich vergoldet
und bemalt war. Über Abbildungen dieses Auf-
satzes sowie des früheren siehe Münsterblätter 4
S.26 unter „Per-
spektivische
Ansichten der
Turmvorhälle" :
„Perspektivi-
sche Innenan-
sichten" und
„Darstellungen
einzelner Bau-
teile".
Nach F. Pf äff,
Alemannia 20
(1892) S. 116 f.
soll laut Mün-
sterfabrikrech-
nung vom Jahre
1714 das mittlere
Blatt des Hoch-
altars von Hans
Michel Saur
übermalt wor-
den sein. Da
sich zurzeit das
genannte Rech-
nungsbuch im
Münsterarchiv nicht mehr vorfindet, lässt sich der
Sachverhalt nicht näher untersuchen.
Maler Joseph Markus Hermann, geb. 7. Oktober
1732 in Freiburg, gest. daselbst am 14. Februar
1811, erhielt laut Rechnung vom 17. August 1782
„wegen ausgebesserte und refrochirte 10 Stück
Gemalte an dem Hochaltar" die Summe von 79 fi
45 x. In den Jahren 1794 und 1795 besorgte er
Ausbesserungen an nicht näher bezeichneten Glas-
gemälden im Chor.
Von Herrmann ist in Freiburg noch eine ziem-
liche Anzahl Bilder erhalten. Die charakteristischen
Merkmale derselben zeigt auch ein kleines, nicht be-
3 H. Schreiber, Geschichte und Beschreibung des Mün-
sters zu Freiburg (1820) S.263.
7. Wasserspeier aus dem Jahre 1781.