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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 5.1909

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Kempf, Friedrich: Neue Nachrichten über zwei Wiener Goldschmiedearbeiten aus dem Jahre 1770 im Freiburger Münster
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https://doi.org/10.11588/diglit.2635#0076

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Kempf Neue Nachrichten über die zwei Wiener Goldschmiedearbeiten aus dem Jahre 1770 im Freiburger Münster

69

Verzeichnis

der aus dem Kirchen-Depositorium von der hiesigen

Münsterkirche einzutauschenden silbernen Ampel

vom Königlichen Bild gegen anderem Silber und

Kirchenparamenten etc.

Aus dem Kirchen-
Depositorium:

Eine silberne Ampel von
der aufgehobenen Wall-
fartskirche zum Königl.
Bild bei Burgau wiegt
an Gold 40 Kronen à
3 fi. 20 xr......

An Silber à 1 fi. 8 xr. . .

Münsterpfarrkirche:

Eine silberne Lunula ver-
goldet und mit falschen
Steinen besetzt, beiläufig

Item altes Silber à 1 fi. 3 xr.

Item ein silberner Rosen-
kranz à 54 xr.....

Item altes Silber à lfl. 6 xr.

Item ein rot damastener
neuer Rauchmantel und
mit weißen Blumen und
gelbem Ausschlag von
Stoff und falschen Silber-
borten ......

Item ein weiß damastener
do. mit rothem Ausschlag
von Silber Stoff mit fal-
schen Goldborten . .

Item ein blau geblümt at-
lassener Rauchmantel mit
gelbem Ausschlag von
Attlas und neuen falschen
Silberborten1 . . . .

Item ein Rauchfaß mit
Schissel von Mössing .

Item ein weiß und blau
damastenes Velum mit
guten Silberborten und
Franzen ......

Item zur Ausgleichung an
barem Geld ....

Summa:

Ge-
wicht

U | Loth

9 16l/,

Schätzung der

ein-
zutau-
schenden
Ampel

fi-

xr.

auszu-
tauschen-
den
Stücke

133

345

20

9

»6 V«

478

26







3





5

30

8

77,





274

4072



87,





7

39



n



— 10

357,









SO
40









~~

20

2

30









10



-



_ _

57(317,

8

2878





478

26

1 Einige der hier genannten Gegenstände, nämlich die
silbervergoldete Lunula, ein Teil des alten Silbers, der silberne
Rosenkranz und der blau geblümte atlassene Rauchmantel waren
vorher von dem Kloster Adelhausen zu dem Zweck des Aus-
tausches erworben worden.
Freiburger Münsterblätter V, 2

Daß vorbeschriebene Kirchengerätschaften zwi-
schen k. k. v.-öen Kirchendepositenkommission und
der hiesigen Münsterpfarrkirchen aus- und ein-
getauschet, auch hiefür wegen ausgeglichener Schät-
zung von der Münsterpfarrkirche in barem Gelde
57 fi 31 '/, xr an die k. k. v.-öe Religionsfondskasse ab-
geführt worden, wird anmit bezeuget.

Freyburg den 24ten September 1789.

Jos. Jäger
k. k. Kirchendepositen-Kommission.

Mit dem Ursprung und der Geschichte der Wall-
fahrtskirche „zum Königlichen Bild" bei Burgau hat
es kurz folgendes Bewandtnis1:

Maria Eleonora Erzherzogin von Österreich,
Tochter Kaiser Ferdinands III. und Schwester Kaiser
Leopolds L, hatte sich 1670 mit Michael Wisniowicki
oder Koributh, König von Polen, dem Vorgänger von
Joh. Sobieski, und als dieser 1674 starb, 1678 mit
Karl V., Herzog von Lothringen vermählt. Auf der
Reise von ihrem früheren Aufenthaltsorte Günzburg
nach Innsbruck war die Königin Eleonora am 20. Feb-
ruar 1679 an jener Stelle angelangt, an der sich die
Seitenstraße nach Limbach von der Hauptstraße ab-
zweigt (etwa in der Mitte zwischen Günzburg und
Burgau), als sie fühlte, dass ihr heißer Wunsch, dem
Gemahle Nachkommenschaft zu schenken, in Erfül-
lung gehen werde. Sie ließ sogleich den Wagen
halten, um ein Dankgebet zu verrichten, und gelobte,
an diesem Orte eine Kapelle zu Ehren der aller-
seligsten Jungfrau errichten zu lassen. Im Mai des-
selben Jahres wurde das Gelübde eingelöst und zu-
nächst eine kleine Kapelle erbaut, in welche die
Stifterin am 15. Juli 1679 ein Bild der heiligen Fa-
milie, wegen der königlichen Stifterin das
„Königin-Bild" genannt, aufstellen ließ. Dieses
wurde nach einem Original Anton van Dyks, das
sich jetzt in der Galerie Dulwich bei London be-
findet, von Johannes Brandenberg (wahrscheinlich in
Günzburg) gemalt.

Am 11. September 1679 genas Eleonora eines
Prinzen, des nachmaligen Herzogs Leopold I. von
Lothringen.

Da der Besuch der Kapelle rasch sich mehrte
und vielerlei Segnungen dort erwirkt wurden, so ließ
Eleonora im Jahre 1682 die Kapelle um mehr als die
Hälfte vergrößern. Bei stets zunehmender Andacht
der Gläubigen wurde sodann in den Jahren 1691 bis
1692 die Kapelle durch eine größere Kirche ersetzt.
Die geistliche Leitung der Wallfahrt übernahm der
Pfarrer von Limbach. Um jedoch der Seelsorge

' Nach einer gefälligen Mitteilung des Herrn Benefiziaten
Joseph Stahlhuth in Burgau, dem auch an dieser Stelle wärmster
Dank gesagt sei.

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