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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 6.1910

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Münzel, Gustav: Der Dreikönigs-Altar von Hans Wydyz im Freiburger Münster
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https://doi.org/10.11588/diglit.2638#0019

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Münzel, Der Dreikönig-Altar von Hans Wydyz im Freiburger Münster

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bewirkten Form des Altars von diesen Veränderungen die Flügel gemalt hat, so dass sich die Inschrift
noch die durch Datum und Inschrift bezeugten, näm- „haec tabula per M. Joannem Baer pietà est" nicht nur
lieh die Fassung und Vergoldung der Figuren des auf die Fassung der Figuren, sondern auch auf die Ma-
Schreins und des Aufsatzes sowie die Hinzufügung lerei der Flügel bezieht. Die Darstellung der Patrone
der beiden gemalten Flügel. Basels auf diesen geht also auf Joh. Heinr. Burg-

Ais um das Jahr 1600 der Umbau des Basler knecht zurück, dessen Familie in enger Verbindung
Hofes beendet war, ließ Joh. Heinr. Burgknecht, viel- mit dem Basler Stifte stand.

leicht im Anschluss an eine Renovation der Kapelle, Die oben mitgeteilte Inschrift von Glänz spricht

die genannten Umänderungen an dem Altare vor- nur von einer Vergoldung durch ihn, tatsächlich war
nehmen. Das „hoc scripsit" auf dem Buche des Jo- aber seine Wirksamkeit an dem Altar weit eingreifen-
hannes ist nicht wörtlich, sondern so zu verstehen, der. Schon bei der Übertragung in das Münster
dass Burgknecht die Inschrift hat hinsetzen lassen. 1803 wurden einige Reparaturen an dem Altar vor-
Aus der Tatsache
der Inschrift und
der Persönlichkeit
Burgknechts ergibt
sich dann, dass die

Ausführung der
Arbeiten an dem
Altare auf seine
Veranlassung er-
folgte.

Aus der In-
schrift auf der
Rückseite der Ma-
riengruppe sieht
man, dass Hans
Baer die Figuren
bemalt und Veit
Sigel sie vergoldet
hat1.

Die Flügel, de-
ren Hinzufügen wir
nach dem Datum
1601 auch zu den
durch Burgknecht
veranlassten Ar-
beiten rechnen
müssen, zeigen
keine Signatur,

genommen, doch
waren diese offen-
bar nur unwesent-
licher Art und ver-
änderten seine bis-
herige Form nicht,
denn es wurden
bezahlt für Reini-
gung und Repara-
tur der Fassung des
Altars (den Altar
zu verputzen) 1 fl
12 kr und für Ab-
holen, Aufschlagen

und Ausbessern
des Altars durch
den Schreinermei-
ster S fl 36 kr. Der
ganze heutige Auf-
bau des Altars ist

im wesentlichen
das Werk von Jos.
Glänz. Sein Sohn
Franz Glänz be-
merkt in seinem

Rechnungs- und

Tagebuch2 zum
Jahre 1822: „fer-
wenigstens ist bei ihrem heutigen Zustand keine ner wurde der Heil. Dreikönig-Altar theilweise er-

4. Schmerzensmann mit Maria und Johannes.
Die Aufsatzfiguren des Dreikönig-Altars von Wydyz.

sichtbar. Da nach den Ergebnissen der Nachfor-
schungen über die Persönlichkeit Baers dieser keines-
wegs nur ein Dekorationsmaler, sondern ein zu seiner
Zeit berühmter und sehr geschätzter Künstler ge-
wesen ist, kann man annehmen, dass dieser auch

gänzt und neue Theile dazugemacht, als ein neuer
Schrein und ein neuer Untersatz so wie eine neue
Altartischeinfassung woran die zwölf Apostel nach
Peter Vischer von meinem Vater gefertigt sind, auch
einige neue Theile am Thurmaufsatz — für diese
Arbeit wurde bezahlt = 260 fl."
' Wenn Schreiber mit Berufung auf diese Inschrift in Danach sind alt an dem Altare nur die Skulp-

seiner Münsterbeschreibung (a. a. O. S. 220 f.) sagt, dass der j <-• , j _■• j r-> i •• • l

... . ,, . , , , 1 , ,. , . 8' turen des Schreins und die der Bekronung, wie auch

Altar ein volles Jahrhundert nach seiner Verfertigung vergoldet

und bemalt wurde, so ist das durch nichts gerechtfertigt. Man noch einige Teile des Laubwerks an diesen beiden

muss vielmehr als wahrscheinlich annehmen, dass der Altar von Altarteilen und die durch das neue Antependium

Anfang an bemalt und vergoldet war und diese Fassung nach verdeckte spätgotische Mensa.

rund 100 Jahren einer Erneuerung bedurfte. Wie wenig die Inter-____________

pretation Schreibers berechtigt ist, kann man daran sehen, dass - Das Tagebuch befindet sich im Besitze der Familie Glänz

auch Glänz 1823 hinschrieb: „vergoldet durch Jos. Dom. Glänz." zu Freiburg i. Br.
 
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