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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 6.1910

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Schuster, Karl: Wappen vom Freiburger Münster
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https://doi.org/10.11588/diglit.2638#0060

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Laubfries unter der Largschiff'-Galerie der Nordseite.

Wappen am Freiburger Münster.

Von

Kunstmaler Karl Schuster.

ie hier dargestellten Wappen bilden nur
einen kleinen Teil des reichen Wappen-
schmuckes in und am Münster, stehen
aber zu den übrigen in einem ausge-
sprochenen Gegensatze. Während näm-
lich die Wappen auf Grabmälern sich von selbst er-
klären und auf Kunstwerken den Stifter bezeichnen
oder die Münsterpfleger, unter deren Amtsführung das
Werk errichtet wurde, liegt bei den hier behandelten
der Grund der Anbringung nicht klar zu Tage. Sie
beziehen sich jedenfalls nicht auf Gräber und nur die
im Innern des Münsters angebrachten können viel-
leicht auf die Stiftung von (nicht mehr erhaltenen)
Altären, vielleicht aber auch auf die Bezeichnung der
Plätze für die Wappeninhaber bezogen werden. Die
am Äußern befindlichen Wappen haben sicherlich
mit Stiftungen für den Bau nichts zu tun, da sie alle
an Bauteilen vorkommen, die schon längst vollendet
waren, als das Wappen angebracht wurde. Merk-
würdig ist an ihnen das oft mehrmalige Auftreten
dicht nebeneinander, das sich jedoch ersichtlich nicht
durch dekorative Rücksichten erklären lässt. In-
schriften fehlen völlig, in einem einzigen Falle ist
eine Jahreszahl (1537) beigegeben. Da die Zünfte
sich bei Feuers- und Feindesnot auf dem Münster-
platze versammelten, könnte man zunächst annehmen,
dass die Wappen die Versammlungsplätze bezeichnen,
dem steht aber entgegen, dass sich auch Wappen von
Einzelpersonen vorfinden und dass, wenigstens nach

Freiburger Münsterblätler VI, 2.

dem heutigen Bestand zu urteilen, nicht alle zwölf
Zünfie vertreten waren. Vier Wappen auf der Süd-
seite sind nur noch in den Umrisslinien zu er-
kennen, aber wenn sie sich alle zusammen auf Zünfte
bezogen, kommen nur neun bis zehn Stück heraus.
Dabei wären bei der Heiliggrab-Kapelle vier Zünfte
zusammengedrängt gewesen, während andere Plätze
freiblieben.

Die Bestimmung unserer Wappen hat mancherlei
Schwierigkeiten. Zunächst führten die Zünfte nicht
nur Schilde mit dem Handwerkszeug als redende
Wappen, sondern noch außerdem den Schild ihres
Zunfthauses. Außer den eigentlichen Zünften gab es
noch eine große Anzahl von Bruderschaften, die sich
an das Münster oder an Klöster anschlössen. Im
Münster befanden sich nach H. Schreiber1 im 18. Jahr-
hundert noch die drei Bruderschaften Corporis Christi,
die Skapulier-Bruderschaft der Schmiedegesellen und
Kaufleute und die St. Anna-Bruderschaft der Wund-
ärzte, Bartscherer, Bader usw., die 1748 einen eigenen
Altar in das Münster stiftete. Eine besondere Bruder-
schaft bildeten die Granatschleifer, denen die 1748
abgebrochene St. Andreaskapelle auf dem nördlichen
Münsterplatz gehörte. Die Gesangs-Bruderschaft
(Meistersinger) war vereinigt mit der Bruderschaft
des Rosenkranzes bei den Dominikanern; sie bestund
hauptsächlich aus Mitgliedern der Zunft der Tuch-

1 Geschichte der Stadt Freiburg 4, 277.
 
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