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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 8.1912

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Flamm, Hermann: Hans Diesenberger von Graz, Werkmeister des Freiburger Münsterchors 1471-1491
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https://doi.org/10.11588/diglit.2636#0089

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Flamm, Hans Niesenberger von Graz, Werkmeister des Freiburger Münsterchors 1471 — 1491

betten nie gehört, daz diener so guet weren als gesellen die
Ion empfiengen, derglich wort sagt meister Mathis Steinmetz in

pflicht thon hab und daz er die schuldigung siner wort wol für-
bracht hab mit dem, wann man Ion unverdient emphah, sig
sinen worten glich.

Meister Hans sig nit ein meister, sonder ein knecht, dann
er nein Ion, deßglich der barlier nem 2 ô somer, winter 4 â>,
nit umb risen, daz gehör meister Hansen zw, der barlier sig
unser frowen knecht und schuldig anzebringen und der meister
hab im nit urlob zw geben, sonder der barlier hab gewalt den
dienern urlob zu« geben; daz sig nit beschehen, daruß hab er
die wort geredt.

In hoffnung wir sigen bericht, daz unser frowen ir gelt
unverdient abgenomen und daz er im weder kerung noch wandeis
schuldig sig und sin fürbringen wol thun hab.

Meister Hans. Keiner in der geleiten kuntschaft sag, daz
er unser frowen daz ir schantlich abgenomen, in hoffnung er
hab nüt unzimlichs gehandelt. Item die knecht sigen geflissner,
der knecht im andern br[ief], der vier jar bedingt hat.

In meinung er hab sin fürbringen nit thon und soll im
kerung und wandeis schuldig sin und soll alles das liden, daz
er hett müssen liden, ob er überwunden were.

Zum Teil besser formuliert werden ein Teil der Partei-
reden fol. 123 und 126 wiederholt. Meister Hans wöll hoffen,
daz nüt durch in gehandelt sig, denn wie sölhs nach irs hand-
werk gewonheit gebrucht werd und hab sich verbunden nach
lut eins briefs knecht zu endern. Nu hab Paule die wort vor
jaren gebrucht, er stell lerknecht an und nem knechtlon von
in, darinn hab er nit anders dann wies im gebruch anderswo
geübt wirf, nu understand sich Paule nüt deßglich, langte an
si ouch und Iostent in, der geb in underscheid, er stalte kein
lerknecht an, sonder meisterknecht, die quader wisten zu howen
und witer kunst lernen uf ander höher kunst, dieselben knecht
sigen ouch nützer dann ander knecht, die taglon nemen und
müssen sich verschriben zu nutz unser frowen, si sigen ouch
nützer dann andere. Uf sölh bericht wurd mit im geredt, der
knecht müssig ze ston, nachred zu vermiden, die jetz entstand,
und meint, waz im umb sin kunst on schaden möcht ervolgen,
daz sölt im gönnt werden, und ob er untruw gesch[riben], hett
er bill ich den pflegern langest anbracht, und es soll sich niener
anders finden, denn wie sin red sig gewesen, und begert zu be-
stimmen, die knecht, von den er meidung tët, und dwil er nit
ends zu tag bring, so wellen si hoffen, er soll in ein widerruf
tu'-n nach recht.

[Hans Paule]: Er hab die ding nit verhalten, sonder dem
lonherren anbracht; waz irs handwerk gewonheit sig, wiss er
nit, ob es aber sölhs uf im trag lerknecht anzestellen, bedunk
in nit gut gewonheit, und redt wie vor, uß gurten truwen hab
er die ding anbracht, aber kurzlich umb s. Michels tag sig einer
abgangen und rüm, ein knecht von Tann, der hab ein stein
17 wuchen uf der arbeit ligen gehept und 14 wuchen daran
gehowen, denselben stein mög man besehen, und könn die
3V»C gulden bestimmen an wen und wie... Die Fortsetzung,
auf die mit einem Zeichen verwiesen ist, hat sich nicht ge-
funden.

Paulus antwort, er hab nit minder ouch gelopt unser frowen
nutz zu* fürdern, und wenn er schaden gesch[riben], hab den
pflegern anbracht und geredt, er wolt lieber, meister Hans wer
zugegen als uf ein mal geschehen sig, und demnach witer
gesch[riben] und gehört, daz der balier uf ein mal 5 lerknecht
eins mais bestelt, dero einem gib meister Hans ein ganz jar
2 gulden und nem er ganzen Ion, und wollen demnach nit ge-
bunden sin ze werken als ein bewerter gesell oder knecht, so
im daz lang gewert und der balier daz ouch gesch[riben], die
lerknecht behalten und (am Rand: on wissen der pfleger, scheint
hierher zu gehören) den guten knechten urlob geben, und daruf
geredt, unser frowen werd daz ir schantlich lasterlich und besch-
lich abgenommen, daz treff sich ob ß'/s1' gulden, und meint,
es soll sich mit guter rechnung finden, ee wiß er die knecht

schrift, ward ouch vor uns verlesen1, so gestunden unser frowen
buws pfleger, Hans Paule hett inen von wegen des berürten
buws truwen dienst glopt nutz zu fürdern, schaden zu wenden
und anzebringen waz schädlich were, und fürtragen wie er zum
teil melden ließ, darumb sig meister Hans begegnet so wit, daz
er sich derselben diener abtët, es were ouch nit wider sin ver-
schribung. Item meister Hans gestund selb der obgeschriben
sagen, doch mit underscheid in siner nachred gelutert, und leit
darzu uf Paulis ervordern zwen brief dar, die begriffen under
anderm, wie meister Hans zwen gesellen in verding und arbeit
genomen, kunst gelert und ir einem jars 2 gulden geben hat etc.
Uf verhör diser zügnüs gab Paule zue erkennen, wiewol im
diener nit so gu^t weren als beleüt gesellen, nit minder hett
meister Hans diener angestelt, ganzen Ion für si empfangen,
einem jars 2 gulden geben, die wem nit so geflissen wie beleüt
knecht und wölten ungestraft sin in meinung, dwil er dis an-
bringen nit anders wann us truwen und pflicht gethon hab und
meister Hansen sust nit unerlichs zilt, wir sollen us den sagen
bericht sin, daz unser frowen daz ir unverdient abgenommen
werd und daz er wol fürbracht hab nach lut der gemelten urteil
und soll kerung und wandeis nit schuldig sin. Meister Hansen
und sinem barlier ward mit recht gönnt hiegegen zu* reden;
dero fürsprech meldet, an verhörter und ingeleiter kuntschaft
wurd niendert vermacht, daz si unser frowen daz ir schantlich
lasterlich und boschlich abgenommen hetten, si weren ouch des
ganz unschuldig und sölt sich niemer erfunden, dann die diener,
so umb hoher kunst lernend, sigen us ir verschribung, die si
gebent, geflissner, mussent gehorsam sin, er mög si ouch heissen
und mit in schaffen me und witer wann mit beleüten gesellen,
deshalb er uf der wegen wol warheit Sprech, dieselben diener
sigen nutz und besser denn beleute knechte, der arbeit zu
disem buw wol bericht und hab keinen angestelt, der von nüwen
dingen an dem buw lern stein howen; an disen dingen allen
mögen wir merken, daz von in nit unzimlich gehandelt ist, ouch
nach der buwherren begegnen kein diener me angestelt, in ver-
truwen, Hans Paule hab nit fürbracht nach sag der urteil und
soll inen beiden kerung und wandel nach ir eren notturft
schuldig sin und dagegen alles daz liden waz si hetten müssen
nach recht dulden, ob sölh furbringen uf si ervolgt were. Als
nu beid teil, besonder Hans Paule vil wort usserhalb recht zu
der sach nit dienend redten und den handel aber zu unserm
rechtspruch satzten, hand wir uf verhorung kuntschaft und
allem furwenden zue recht erkennt: Hans Paule hab nit für-
bracht nach inhalt der vorgesprochnen urteil und geben des zu
urkund den teilen uf ir beger brief under unser stett secret
versigelt uf fritag vor der heiligen drivaltikeit tag im LXXVIIII.

Stadtarchiv: Missiven 4 Bl. 84f.

4.

1481 September 10.

Beleidigungsklage Niesenbergers gegen den Bild-
hauer Konrad Nüchter.

Wir burgermeister und rat zu Fryburg im Brisgöw tuent
kunt menglichem mit dem brief, das für uns zu angesetztem
rechttag komen sind meister Hans Niessenberg von Gräcz und
hat durch sin angedingten fürsprechen lassen fürtragen, meister

wol zu bestimmen, in meinung er sig des schuldig gewesen,
und ziehen die ding unbillich so hoch an, und wöll die wort
geredt haben, in hoffnung daz er daran nit unrecht ton hab,
und wöll meister Hans sich des annemen, wöll er noch witer
sagen.

Meister Hans begert als ein unverlumbter nu zu sagen,
vindt sich dann, das muß er liden, und begert zu öffnen. Nota
urteil.

1 Diese Aussage, von Vogt und Gericht von Emmendingen
beglaubigt, liegt auf losem Zettel bei. Meister Matiß Steinmetz
von Trier sagt „bi siner: das er nie hab erhört, das ein diener
als guüt si als ein gesell, uf den meitag im 1XXIX jor".
 
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