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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 10.1914

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Kempf, Friedrich: Das Freskogemälde über dem Triumphbogen im Freiburger Münster
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https://doi.org/10.11588/diglit.2546#0023

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Kempf, Das Freskogemälde über dem Triumphbogen im Freiburger Münster

Friedrich III. als die geeignetste Persönlichkeit er-
scheinen, bei verschiedenen Höfen, u. a. denen von
Frankreich und Savoyen, für Teilnahme an einem Kreuz-
zug gegen die Türken zu werben. Auf dem Wege
nach Rom zu Papst Calixt V. überfiel den Mark-
grafen in Moncallieri in Piemont eine heftige Krank-
heit, der er am 15. Juli 1458 erlag1. Im Jahre 1769
wurde er selig gesprochen.

Gegenüber auf der andern Seite, in grünem
Gewände, mit Stab und Palme des Martyriums ausge-
zeichnet, erscheint zunächst der Stadtpatron Lambert.

Lambert war zu Mastricht vornehmer Eltern
(Asper und Herisplindis) zwischen 633 und 638 ge-
boren. Seine Erziehung erhielt er in der Umgebung
des Bischofs Theodard von Lüttich an dem Hofe
Childerichs IL, Königs von Austrasien (merowingi-
sches Ostreich mit der Hauptstadt Metz). Nach dem
Tode Theodards (er wurde 665 ermordet) ist Lambert
sein Nachfolger geworden. Eine Zeitlang zog er sich,
vom bischöflichen Stuhle vertrieben, in das Benedik-
tinerkloster zu Stablo zurück. Nach Absetzung seines
widerrechtlichen Nachfolgers wurde Lambert unter
Pipin IL von Heristal 682 wieder zum Bischof von
Mastricht eingesetzt. Trotz seiner Tugenden und
Verdienste fiel Lambert als Opfer seiner Pflicht: er
machte nämlich Pippin wegen eines Verhältnisses
mit Alpais als gegen die Gebote Gottes und der
Kirche verstoßend Vorhalt, weshalb er sich den Hass
des ehebrecherischen Weibes zuzog und auf deren
Anstiften von ihrem Bruder Dodo am Grabe Theo-
dards ermordet wurde (709). Sein Tod wurde vom
christlichen Volke, das den Bischof für heilig hielt,
tief beklagt. An dem Orte, wo er umkam, errichtete
man eine Kirche. Später verbrachte man seine Ge-
beine nach der Stätte, wo er unter Mörderhand fiel.
Die Translation gab die Veranlassung, den Sitz des
Bistums von Mastricht nach Lüttich zu verlegen, das
dadurch zu einer ansehnlichen Bischofsstadt empor-
wuchs. Lambert ist Schutzheiliger des Bistums Lüt-
tich und außerdem in Westfalen hoch geehrt.

Durch Rudolf von Zähringen, der den bischöf-
lichen Stuhl von Lüttich eine längere Reihe von
Jahren einnahm (1168—1191), kam eine Reliquie des
hl. Lambert, nämlich ein Stück seiner Hirnschale,
nach Freiburg (1190), wo er ebenfalls als Stadtpatron
verehrt wird.

Zuerst kam die Reliquie auf die gräfliche Burg
auf den Schlossberg, wo ihr zu Ehren eine Kapelle
gebaut wurde. Eine Lambertskapelle enthielt die
Burg schon 1245ä. Auch in den Urkunden vom

1 Vgl. O. Ringholz, Der selige Markgraf Bernhard von Baden.
Einsiedeln 1892.

2 Vgl. Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 9 (Karlsr.
1858) S. 324.

12. Mai 1302 und vom 19. Juni 1335 wird „zu
sante Lamprechtes kapellen uf der Burg zu Freiburg"
genannt.

Die Reliquie, welche in einem Reliquiar in Form
einer Büste des Heiligen verwahrt war, kam später,
vielleicht anlässlich der Zerstörung der Burg, in den
Besitz des Münsters.

Die Schatzkammer des Münsters verwahrt ein
Reliquiar, ein in Silber getriebenes Brustbild des Hei-
ligen, welches bei dem Fronleichnamsfeste und bei
dem Feste der Stadtpatrone in feierlicher Prozession
mitgetragen wird. Man nimmt allgemein an, dass
das Reliquiar, dem man von jeher ein lebhaftes
Interesse zugewendet hat, aus dem Jahre 1468 stammt.
Diese Annahme entspricht, soweit sie die Büste be-
trifft, nicht der Tatsache, und wir möchten diesen
Anlass benützen, den Irrtum richtig zu stellen.

Auf einem Streifen des Untersatzes befindet sich
eine, weil nicht mehr zutreffend, teilweise zerstörte
Inschrift. Zu lesen ist noch auf der Vorderseite
einerseits: „Als man zalt M0CCCC°LXVlIIn jar ist

dies werch getr.....", anderseits: „junkher Hanns

Urrich Meyernies, Clewie von Ougspurg und Micheln
Mittag der zit . . . lieben frouen pflegern und Hans
Heininger."

Auf diesem datierten Untersatz ruht die Büste
des Heiligen, dargestellt im Pontifikalgewand. Sein
Haupt trägt die mit einer Darstellung der Verkündi-
gung und Edelsteinen geschmückte Mitra. Schon bei
einer flüchtigen Betrachtung des ganzen Reliquiars
gewinnt man den Eindruck, dass der Untersatz älter
als die Büste und nicht für diese geschaffen ist.
Sieht man die Einzelheiten der Büste näher an, so
die Art der Behandlung des Ornaments in der Kehle
des Fußes, die Zeichnung der Damaszierung der Ge-
wänder und das ganze Gepräge des Hauptes, so
kann es keinem Zweifel unterliegen, dass die Büste
eine spätere Arbeit, als des Jahres 1468, sein muss.

Eine authentische Bestätigung hiefür gibt uns
eine Notiz im „Liber actorum chori sive praesentiae
Friburgensis" (im Münsterarchiv), worin dasjahr 1514
als die Zeit der Fertigung der Büste angegeben wird
mit den Worten: „Anno domini 1514 haben gedachte
pfleger sant Lamprechts haupt lassen in silber fassen.
Halt 49 mark und 6 lot."

Diese Datierung wird auch durch einen Vermerk
des alten Schatzverzeichnisses bestätigt, wie es uns
in dem sogenannten Anniversarbuch I der Münster-
fabrik, Blatt 59 ff. überliefert ist3. Unter den Nach-
trägen von 1512 und 1513 liest man: „Item ein kelch,
hat meister Prothasius yberantwurt den pflegern, ist
an sant Lamprechts haupt komen."

8 Vgl. Münsterblätter 2, 76.
 
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