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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 10.1914

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Schuster, Karl: Der unterirdische Gang in das Münster. Zum Verständnis der Sage
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Schuster, Karl: Baugeschichtliches über das Freiburger Münster aus alten Chroniken
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https://doi.org/10.11588/diglit.2546#0099
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Kleine Mitteilungen

schwere gotische Aufbau auf den romanischen Teil sichtlich, mit welchen Mitteln die Wiederherstellung

des Turmes aufgesetzt wurde. Gefährlich ist der erfolgte.

Zustand keineswegs. Von Bauschäden in der Nähe Die Entstehung der Sage kann wohl aus den

des südlichen Hahnenturms spricht auch ein Eriass angeführten Tatsachen einigermaßen erklärt werden,

des Bischofs Burkhard von Konstanz vom 29. No- Der unterirdische Gang und die verborgenen Reich-

vember 1465 (Münsterblätter 8,70); doch kann man tümer sind wohl hier ebensogut wie an vielen an-

sich daraus kein genaues Bild des Zustandes machen dem Orten ins Reich der Fabel zu verweisen.
und es ist auch an Ort und Stelle nicht mehr er-

Baugeschichtliches über das Freiburger Münster aus alten Chroniken.

Nachtrag von

Kunstmaler Karl Schuster.

jvWJg^n meinem so betitelten Aufsatz im 7.Jahr-
<I>W gang der „Münsterblätter" (S. 33 42)
i~H "ttS fin(^et s'cn S. 42 der folgende Bericht:
/fB^Mf „12, Engelstatuen im Chor, Adreßbuch
' 1897 S. 26: ,Im Septembris [1792] wurde
in dem Chor neu gehauene Engel in der nemblichen
Gröse wie die 12 Apostel aus der Kirchen hinweg
gekommen gemacht'; welche Kirche gemeint ist, geht
aus der Aufzeichnung nicht hervor. Im Chor des
Münsters sind jedenfalls keine steinernen Engelfiguren
aus dem Ende des 18. Jahrhunderts erhalten. Eine
Aufklärung dieser Sache ist nur dann möglich, wenn
noch weitere Nachrichten aufgefunden werden."

In der Geissingerschen Handschrift (Universitäts-
bibliothek Nr. 498) S. 72 (Bl. 40v.) sind vier Wappen
abgebildet, darunter das des Johanns der Lülche, jetzt
unter der Christusstatue am südöstlichen Vierungs-
pfeiler, und des Johannes Küchlin, jetzt unter der
St. Thomasstatue am nordöstlichen Vierungspfeiler.
Über diesen beiden Wappenzeichnungen steht die Auf-
schrift: „Wappen unter den beiden Engeln im Chor".
Danach läßt sich die Sache mit ziemlicher Sicherheit
folgendermaßen erklären: Die Reihenfolge der Sta-
tuen an den Pfeilern wird wohl ursprünglich die
nämliche gewesen sein wie jetzt: die beiden Engel
links und rechts vom inneren Hauptportal, Christus

und Thomas an den beiden östlichen Vierung'pfeilern.
Als der Lettner erbaut wurde, also bald nach 1579,
wurde die Reihenfolge der Statuen unterbrochen und
es mögen schon damals die Engelsfiguren an die
Vierungspfeiler und Christus und Thomas neben dem
Hauptportal aufgestellt worden sein. Sicher geschah
dies aber, als Altermadt 1667 oder bald nachher den
Lettner umbaute und die Figuren weiter östlich an
der Chorwand anbrachte (siehe „Münsterblätter" 1
S. 58 und Abbildung ebenda S. 49 und 61, wo un-
richtigerweise Christus und Thomas dargestellt sind).
Geissinger, dessen Schrift aus dem Jahre 1787 da-
tiert ist, fand also die Engel im Chor auf den Trag-
steinen mit den Wappen der Lülch und der Küchlin
vor. Im Jahre 1789 wurde der Lettner abgebrochen
und im Querschiff wieder aufgestellt. Die Tragsteine
kamen wieder an die Vierungspfeiler und die Engel
wieder neben das Hauptportal.

Der Chronist spricht allerdings von „neu gehaue-
nen" Engeln, sein Irrtum ist aber leicht erklärlich,
da er das Alter der Statuen kaum richtig beurteilen
konnte, und durch den Abbruch und die Wieder-
aufstellung des Lettners sowie den Anstrich aller
Hausteine im Innern und die Wiederherstellung der
Gewölbe im Jahre 1792 das Innere des Münsters ein
wirres Durcheinander dargestellt haben muß.
 
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