Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 12.1916

DOI Artikel:
Albert, Peter P.: Abel Stimmer als Maler für das Freiburger Münster
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2548#0050

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Albert, Abel Stimmer als Maler Für das Freiburger Münster

43

über, wo er bereits am 29. Dezember in der Maler-
zunft „zur Stelzen" das Bürgerrecht erwarb1, nahe-
zu zwei Jahre vor seinem Bruder Tobias, der, obwohl
schon seit 1570 in Straßburg ansässig, erst am 22. Ok-
tober 1582 dort ins Bürgerrecht eintrat. Zu Baden-
Baden scheint er dann sein Leben beschlossen zu
haben.

Von Abel Stimmers Freiburger „Contrafetun-
gen" scheint allem nach so wenig mehr vorhanden zu
sein und wieder zum Vorschein kommen zu wollen
wie sein Altargemälde in der Kaiserkapelle des
Münsters.

Manches Werk der Renaissancekunst im Münster
ist wohl schon während des Dreißigjährigen Krieges
zu Grunde gegangen. Damals war wegen Mangel an
Mitteln der bauliche Zustand verschiedener Chor-
kapellen bereits so schadhaft, dass durch das ein-
dringende Regen- und Schneewasser Gewölbe, Ge-
mälde und Epitaphien, Kisten und Kasten ver-
dorben, verwüstet und zum Faulen gebracht wurden2•
Vieles ist auch der um die Wende des 18. Jahr-
hunderts von dem Apotheker, Münsterbaupfleger»
städtischen Bauherrn und Bürgermeister Johann
Christoph Rieher in fast unbeschränkter Gewalt ge-
übten Neuerungssucht und überschwenglichen Vor-
liebe für Stuck und Zopf zum Opfer gefallen3. Den
Rest hat dann die Münster-Bau- und Verschöne-
rungskommission von 1819 vollends beseitigt.

Zur Beurteilung von Stimmers hier zu Freiburg
geübter Kunst bliebe sonach weiter kein unbedingter
Anhalt als das eine und andere ans Licht zu ziehende

camersecretari 1587 Januar 23 und Juli 14; Titus Stymmer,
Gerichtsschreiber zu Kestenholz, Kreis Schlettstadt, 1593 Ok-
tober 25 und seine Witwe Anna geb. Armbruster, Schwester des
Münsterpfarrers Johann Armbruster, 1599 August 2; Andreas
Stimmer Ensisheimensis wird an der Universität zu Freiburg
immatrikuliert am 29. August 1602; Katharina Stimmerin 1612
Mai 17; Franz Christoph Stymmer, freiherrlich Frobergischer
Amtmann 1661 Dezember 7, der ein paar Büffelhörner im Wappen
führt; endlich die Witwe (Maria) Veronika Stymmer geb. Baum-
hauerin 1673 August 29; Franz Stimmers Erben 1680 Dezember 3.

1 Bechtold a. a. O. 36, 323.

- Vgl. oben S. 11 und 13.

3 Vgl. Münsterblätter 3 (1907) S 85 f.

Epitaph seiner Hand. Eine fachmännische Unter-
suchung verdienten diese aber nicht bloß um ihrer
selbst und ihres Schöpfers willen, sondern auch als
etwaige Wegweiser zur Erschließung jener andern
seiner Werke, seiner Altartafel und Konterfeien.

Zu den bessern Freiburger Malern dieses Zeit-
raumes darf wohl auch noch der oben als Geselle
Heinrich Stüdlins genannte Konrad Ebert von Frank-
furt gerechnet werden, über dessen Person und eine
ihm übertragene größere Arbeit ein Ratsbeschluß
vom 31. August 1590 einiges Licht verbreitet.
„Conrat Ebert dem moler", heißt es da1, „soll bei straf
des turns eingebunden werden, nach verrihtung des
urenwerks an St. Martinsturn ohne alle ferrere arbeit
alsbald die Verfertigung des verdings der tafel und [des]
molwerks herrn Wilhelm Böckhlins chörlins für hand zu
nemen oder dasselbig alsbald wider herausgeben, damit
es ein anderer machen könde."

Ob Ebert aufgrund dieser bisher allein stehenden
Nachricht als Maler der im Stil der Spätrenaissance
gehaltenen meisterhaften Dreifaltigkeitsdarstel-
lung in der Villinger- oder Böcklinkapelle5, wenn
auch nur in Nachschaffung etwa eines italienischen
Vorbilds, angesprochen werden darf oder aber ob
dafür aufgrund dieser gleichzeitigen Quellenstelle im
Hinblick auf die darin enthaltene Forderung des
„Herausgebens" (der Vorlage oder des Entwurfs) im
Falle der Nichtausführung des Auftrags vielmehr der
Ravensburger Hans Baer, dessen Künstlerstern da-
mals bereits in Freiburg aufgegangen war, anzunehmen
ist, muss vorerst noch dahingestellt bleiben. Auf
jeden Fall scheint mir jedoch der Kreis der Frei-
burger Kunstmaler des ausgehenden 16. Jahrhunderts
durch den Namen Konrad Ebert erweitert werden
zu müssen.

1 Stadtarchiv. Ratsprot.-B 35 (1589-90) Bl. 412v.

5 Neben dem Denkmal des Magdeburger Dompropsts Wil-
helm von Böcklin, gest. 14. Oktober 1585, befindet sich „rechts
in reichem, reliefiertem, bemaltem und vergoldetem Rahmen
eine Darstellung der Trinität, ein Bild voll Ernst und Würde,
das in seiner ganzen Behandlung italienische Schulung verrät:
Gott Vater mit der päpstlichen Tiara hält den toten Heiland in
seinem Schöße; oben links ist der Heilige Geist in Gestalt der
Taube sichtbar". Fr. Kempf und K. Schuster, Das Freiburger
Münster (1903) S. 196.
 
Annotationen