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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 12.1916

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Herder, Hermann: Das Grab eines französischen Offiziers im Freiburger Münster. Eine Erinnerung aus dem Dreißigjährigen Krieg (1638)
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https://doi.org/10.11588/diglit.2548#0052

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Herder, Das Grab eines französischen Offiziers im Freiburger Münster

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das uralte Pfarrkirchlein, dessen Mittelbau romanische Das Jahr 1638 fällt in die für uns so trübe Zeit der

Formen zeigt, während spätere Anbauten aus der zweiten Hälfte des Dreißigjährigen Krieges, als
gotischen Bauzeit stammen und die heutige innere Bernhard von Sachsen-Weimar für König Ludwig XIII.

von Frankreich und im Auftrag von dessen Minister
Richelieu den Krieg am Oberrhein führte, die
Kaiserlichen bei Rheinfelden geschlagen hatte und
Breisach belagerte. Er ließ zu diesem Zweck ober-
halb der Festung eine Schiffbrücke über den Rhein
schlagen und begann die Stadt regelrecht einzu-
schließen. Da die Kaiserlichen sich aber wacker
zur Wehr setzten, sah sich Bernhard von Weimar
veranlaßt, aus Frankreich Verstärkungen zu erbitten,
und es wurden ihm die Infanterieregimenter de Vandy
und de Melun zu Hilfe geschickt. Mit deren Unter-
stützung gelang es ihm, am 9. August bei Wittenweier
am Rhein einen Angriff der Kaiserlichen zurückzu-
schlagen1, wobei die letzteren 1500 Mann verloren
haben sollen und 500 Gefangene in den Händen
des Feindes ließen; aber auch Bernhard verlor 1000
Mann. Der Generalmajor Taupadel geriet in die
Gefangenschaft der Kaiserlichen, und der Oberst
des Regiments de Vandy, Jean d'Apremont, wurde
schwer verwundet und starb am 8. September in
Freiburg, wohin man ihn verbracht hatte.

Grabinschrift des Jean d'Apremont.

Nach einer Zeichnung von Architekt W. Mersch-Freiburg.

Ausstattung den modernen französischen Geschmack
aufweist, der unser deutsches Auge nicht recht be-
friedigen kann. Eine schwarze Marmorplatte mit In-
schrift, die zerbrochen und unbeachtet in einem
Winkel am Boden lag, ist durch die Fürsorge des
deutschen Ortskommandanten, Hauptmanns Wieder-
mann, im Sommer 1916 wieder zusammengesetzt und
an geeigneter Stelle in die Wand der Kirche einge-
lassen worden. Sie erinnert an einen Offizier aus
dem Dreißigjährigen Krieg, den Gutsherrn von Vandy,
Jean d'Apremont. Er war ein Sohn von René
d'Apremont und dessen Gattin Louise Gräfin von
Joyeuse aus Grandpré. Sein Geburtsjahr, das ins
letzte Viertel des 16. Jahrhunderts fallen muß, ist nicht
bekannt, doch wissen wir, daß er sich im Jahre 1615
mit Innocente, einer Tochter Jean-Louis de Marillac,
Marschalls von Frankreich, verheiratete und von ihr
5 Kinder hatte. Durch die Verschwägerung mit der
Familie de Marillac trat er auch in verwandtschaft-
liche Beziehungen zu einer Cousine seiner Frau,
Madame Le Gras geb. de Marillac, welche vom
heiligen Vinzenz von Paul als erste Oberin mit der
Leitung des um jene Zeit gegründeten Ordens der
Barmherzigen Schwestern betraut wurde. In Vandy
ist daher auch eine der frühesten Niederlassungen
dieser Schwestern errichtet worden.

Im Jahre 1638 finden wir Jean d'Apremont als
Gouverneur der Festung Toul und Obersten eines
Infanterie-Regiments von 20 Kompanien im Dienste
des Königs von Frankreich.

1 Vgl. Theatrum Europaeum. III. Teil. Franckf. 1644 S. 963
bis 966.

Winkel der Kirche in Vandy mit Grabsehrift des
Jean d'Apremont.
 
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