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Gerhard, Eduard
Auserlesene Griechische Vasenbilder, hauptsächlich Etruskischen Fundorts (Band 2): Heroenbilder — Berlin, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.24596#0155
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DREIFUSSRAUB.

151

Göttin für eine Schußwaffe — der brustbedeckenden Aegis (29) gleichgel-
tend — nehmen, in Bezug auf Herakles aber sowohl seines Kindermords f3 °)
als der darauf erfolgten Raserei (3 l) gedenken, zu deren Bändigung Pallas
selbst Hand anlegen rnufste (32); nicht nur ein unserm Bilde ganz ähnlicher
Kampf (33), sondern auch jene Rasereif34) finden in andern Denkmälern
manche Analogie Als Herakles in Folge der vorgedachten Blutschuld
x^pollo’s Orakel befragte, schwieg ihm die Priesterin und es folgte der oben
besprochene Tempelraub; dieser Raub scheint hier angedeutet durch die
auf dem Boden liegenden schlangengeschmückten Kessel, deren Doppelzahl
allenfalls auf die Annahme zweier Dreifüfse sich zurückführen läfstf35).
Pallas Athene, die in den Darstellungen des Dreifufsraubs nicht nur als
Helferin ihres Schützlings, sondern auch ihn abmahnend erscheint (36),
weist auf unserem Bild mit gewaffneter Kraft ihn zurück; diese Nothwehr
geht aus ihrer Bedeutung als delphische Tempelhüterin, als Athene Pro-
naiaf37), her\or. Hinter ihr eilt auch Poseidon herbei, den Tempel zu
schützen, auf den er ein altes Anrecht hat(38). Nur eine vierte Figur
bleibt uns noch räthselhaft; es ist die oberwärts ergänzte einer Frau.

(**) Alylq, Ziegenfell.

(30) Serv. Aen. VIII, 300: Lycum regem, qui
se apud inferos constituto Megnrnm uxoreni eins
1 entavernt, reversus peremil, propter cuius necetn
Juno ei insnninm immisit, ut uxoreni necaret uc
fdios. Oui post . . .

(31) Servius 1. c: Qui post rcceptnm Sanitätern

cum expiationem parricidii ab Apolline petiisset,
ira concitus cortinam ipsam et tripodem ... (A,nm. 2).
Vgl. Hygin. Fab. 34 (Oben Anm. 9).

(3J) Eurip. Here. für. 982 (1002): dH’ yk&tv
ilxoiv, wq oqüv lyulvixo, JlaXXdq r.Qudulvovo3 l'yx0i
tnl Xocpw y.iaQ, xuyqixps nirQov ovigrov tlq IIqu-
■Af'ovq. Nämlich den Stein (Paus.

IX, U, I).

(33) Die Mittelgruppe unsres Bildes kehrt in
ähnlicher Weise wieder, mit figurenveicher, obwohl
wenig bedeutsamer, Umgebung — jederseits eine
Mantelfigur, einem unbekleideten und einem rofs-
führenden Jüngling —, auf einem archaischen Sky-

phos mit Deckel in der Casuccini’sohen Sammlung
zu Chiusi. R. Kämpfergruppe, umgeben von Man-
telfiguren. Der Styl dieses Gefäfses ist ziemlich
fein, so dafs er dem verkünstelten tyrrhenischen
ähnelt.

(s4) Lanzi Saggio II, p. 20G ff. Vgl. meine
Abhandlung Über die Metallspiegel Anm. 102. Die
dort berührten Spiegel werden von Millin (Gail.
119, 457) und selbst von Müller (Handb. 410, 5)
auf Dejanira gedeutet. Vgl. Braun Tages Taf. III,
S. 7.

(35) Etwa den zwei dodonischen Tauben und
der Doppelzahl des Palladiums vergleichbar.

(*6) Pallas abmahnend: oben Anm. 16 g.

(37) Athene Hqovoiu (Paus. X, 8, 4) oder 17qo-
vala: Müller Pallas §. 44. Vgl. Eurip. Ion. 1556;
IJuXXuq ÖQopw onivouo AnolXoivoq tiuqu.

(38) Paus. X, 24, 4: cri t6 pavriTov ro uq-
yuiöxuTOv xrijgu xal Jloondiuvoq. Vgl. Mon.
d. Inst. II, 60. Forchhammer Apollons Ankunft in
Delphi S. 20.
 
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