Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]: Die Graphischen Künste (11.1888)

Israels, ■» Das schlasende Kind«, Radiruvg von PJt. Zücken,

Von der Edinburger Internationalen Ausstellung.


wei Jahre nach der grossen Edinburger Ausftellung von 1886, welche hervorragende Werke moderner
französischer und niederländischer Maler zusammensührte, ist von David Douglas ein bei T. & A. Conftable
in Edinburg gedruckter »Memorial Catalogue« herausgegeben worden. Herr W. M. Conway hat diefem
Musterkatalog in der dritten Nummer unserer »Chronik sür vervielsältigende Kunft« eine eingehende Besprechung
gewidmet, welche der künstlerifchen Ausllattung des Werkes und dem einführenden und begleitenden Text
W. E. Henley's hohes Lob spendet, so dass wir an dieser Stelle von einer näheren Würdigung Umgang nehmen dürsen.
Zwei Künstlern, dem Engländer William Hole und dem Holländer Philipp Zücken dankt der Band eine reiche
und in vieler Hinlicht vorzügliche Illustration: sie zierten ihn mit einer Anzahl Zeichnungen und Radirungen nach
den ausgestellten Bildern. Von jenen haben wir bereits in der Chronik einige Proben mitgetheilt, von den Radirungen
legen wir zwei der besten, nach Gemälden Bosboom's und Israels', unferen Lefern vor.
Johannes Bosboom, der am 18. Februar 1817 im Haag geboren wurde, hat sleh vornehmlich als Architektur-
maler einen verdienten Ruhm erworben. Seine 1843 gemalte »Lieve-Vrouwenkerk te Breda« mit dem berühmten
Grabmal Engelbrecht's II. (im Amfterdamer Rijks-Mufeum), seine »Protestantische Kirche in Amfterdam« lind
Meisterwerke und auch das Aquarellbild eines Kircheninneren, das William Hole radirt hat, gibt eine gute Vor-
stellung von der Kunst, mit der Bosboom Lichtwirkungen im gefchlossenen Raum zu behandeln vermag. Der Kamps
des Lichtes im Innern malerifcher Kirchen, die zarten Abstufungen in der Atmosphäre weiter Hallen mit ihren
Durchblicken und schummrigen Winkeln, das war es, was von Anbeginn an seine künfllerifche Thätigkeit rege hielt.
Mit gleicher Meifterfchaft beherrfcht Bosboom die Ol- und die Aquarelltechnik und wenn er nicht immer das Beste