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Bücherstube Hans Götz <Hamburg> [Hrsg.]
Die Bibliothek der Grafen von Blome auf Schloss Salzau in Holstein: alte Reisebeschreibungen, Americana, Chroniken des 15. bis 18. Jahrhunderts, Kupferstichwerke d. 17. u. 18. Jahrhdts., französische, englische, italienische u. deutsche Literatur bis z. Romantik, botanische und zoologische Werke mit kolorierten Kupfern, Erstausgaben, Geschichte, Religion, Jura, Theater ; Versteigerung ... in Hamburg ... durch die Bücherstube Hans Götz (Band 1): Versteigerung am 12. und 13. April in Hamburg ... im Hotel Esplanade (Katalog Nr. 45) — Hamburg, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.6652#0005
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VORWORT

Als ich vor zwei Jahren mit der Aufgabe betraut wurde, die Blome’sche
Bibliothek auf Schloß Heiligensfedten aufzulösen, leitete ich den
Katalog mit folgenden Worten ein: „Eine Schlobbibiiothek, die sich in ihrer
Abgeschiedenheit vom groben Verkehr entwickelt und erhalten hat, kennen zu
lernen, muß für jeden Bücherfreund einen eigenen Reiz haben. Allerlei Ver-
mutungen über Anzahl, Schönheit und Geistesrichtung der Schabe werden
wach. Und welch’ neuer Reiz, wenn die Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern
sogar übertroffen werden .. .1“
Ich zitiere mich nur, weil ich die Stimmung andeuten möchte, in der ich
nach Schlob Salzau fuhr, um den hier vorliegenden Katalog vorzube-
reiten. Als Führer diente mir ein handschriftlicher, höchst lakonisch abgetaner
Katalog aus dem Jahre 1909, der aber die Eigentümlichkeit hat, eine Rubrik
mit Schätzungspreisen zu besten. Man wird verstehen, dab ich mir
nach diesem Verzeichnis vom Charakter der Sammlung kaum ein zutreffendes
Bild machen konnte, wenn ich beispielsweise verrate, dab darin Lafontaines
c o n t e s, 2 Bde. vor der bescheidenen Preisziffer von zwei Mark figu-
rieren und wenn ich berichte, dab es sich dabei um ein Exemplar der be-
rühmten „fermiers-generaux“-Ausgabe von 1762 in zeitgenössischen Maroquin-
bänden handelt. Das „Dixhuitieme“ scheint sich überhaupt nicht der „Meinung"
des damaligen Taxators erfreut zu haben, da er auch in vielen anderen Fällen
den Band nicht höher als durchschnittlich eine Reichsmark einschäbt. Wesent-
lich höher bewerfet er exakte Literatur, verhältnismäbig teuer namentlich
juristische Kompendien, die nach heutigen Begriffen als Makulatur anzu-
sprechen sind. Die kuriosen Beispiele zu vermehren, würde zu weit führen. Ich
wollte auch nur die Entdeckerfreuden und Überraschungen charakterisieren,
die mir die schwierige Bestandaufnahme und den langen Aufenthalt in den
ungeheizten Bibliotheksräumen des Schlosses würzten.
Einschalten möchte ich in diesem Zusammenhang, dab die Bände wie
durch ein Wunder durch die lange Verzauberung und die heftigen Temperatur-
unterschiede kaum gelitten haben. Bis auf wenige Ausnahmen sind sie von
Stock- und Wasserflecken verschont geblieben. Auch Wurmfrab ist erfreulicher-
weise eine Seltenheit. Dagegen fand ich die Deckel der marmorierten Kalb-
lederbände gering angekrabt. Zwar sind die Schädlinge durch Abreiben be-
seitigt worden, ich hielt es aber für richtig, derartige Einbände im Katalog als
„beschabt“ zu bezeichnen. Ich möchte betonen, dab solche Stücke durchaus
nicht unansehnlich sind. Sie bedürfen höchstens der Auffrischung durch ein
bibchen Fett, um den alien Glanz zurück zu erhalten.
Die Fleiligenstedter Sammlung konnte ich vor zwei Jahren behindert durch
Raum und Terminschwierigkeifen nur in Teile zerlegt anbieten. Diesmal bin
ich in der Lage den Bücherbestand auf Schlob Salzau geschlossen zu

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