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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 40.1929

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Adler, Leo: Funktion und Schmuck
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Rathenau, Walther: Meisterschaft
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https://doi.org/10.11588/diglit.10701#0052
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INNEN-DEKO RATION

fritz gross. wandlampe, wao- u. senkrecht verschiebbar

FUNKTION UND SCHMUCK

Die Bedeutung der baulichen Proportionen
für die ästhetisch-wirksame Gestaltung ist
mit darauf zurückzuführen, daß für die Erscheinung
des Menschen selbst die »formale Differenzie-
rung der Körperteile« nach allen Richtungen
hin bedeutsam ist. Doch eine Einschränkung ist
nötig: nicht die tatsächlichen Maß Verhältnisse des
Leibes, sondern ihre durch die Kleidung erfolgte
Zurschaustellung ist uns in erster Linie maßgebend
für die Erscheinung der menschlichen Gestalt.
Selbst diese ist durch die Mode in ziemlich weiten
Grenzen in ihren sichtbar - ausgedrückten Maß-
verhältnissen veränderlich..............

Nicht allein wandelt sich das Ideal der mensch-
lichen Körper-Schönheit im Laufe der Zeiten ent-
sprechend der historischen Situation des ästhe-
tischen Geschmackes —, die Mode zwingt tat-
sächlich dem Körper, namentlich dem des Weibes,
die der Zeit gerade zusagenden Körper-Verhält-
nisse in hohem Maße auf. Unzweifelhaft aber be-
weist jede sich einbürgernde Kleidermode eben
dadurch, daß sie sich einbürgert, ihren positiven
ästhetischen Sinn und Gehalt. Unterstützt wird
die Wirkung der durch die Mode beeinflußten

Körper-Proportionen durch den Geschmack, der
Gliederungen durch Schmuck betont und her-
vorhebt: Beziehungen zu Zentralpunkten schafft.
Die Gesetze von Körperschmuck und Bau-
Ornament erweisen sich ursprünglich weitgehend
als die gleichen. Der Schmuck des Leibes ist
entweder »Flächen-Schmuck« oder »Funk-
tions-Schmuck«. Der erste schmückt bedeut-
same Flächen als bloße Zier, hebt sie für den Be-
trachter hervor, zieht seine Aufmerksamkeit auf
sich. Funktions-Schmuck aber lenkt die Aufmerk-
samkeit auf jene Punkte, da »Gelenke« die Be-
wegung ermöglichen. Und als drittes gesellt sich
dazu der Schmuck, der die »Richtung« betont. . .

Sobald der Schmuck sich nicht mehr um die
Grenzen konstruktiver Teile kümmert, sondern
eigener Symbolik folgend alles überspinnt, sind
da rein inhaltliche Momente maßgebend, die mit
einer künstlerischen Formgebung nur noch losen

Zusammenhang haben......... Dr. leo adler.



MEISTERSCHAFT. Den Meister macht Er-
fahrung und Vorstellungskraft. Aber selbst
Meisterschaft ist nicht Selbstzweck, sondern unent-
behrliches Mittel um, ungehindert von der Materie,
der Empfindung Ausdruck zu geben.. w. rathenau.

fritz gross. schre1b-t1schlampe mit leuchtröhren
 
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