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Maffei-Lokomotive im Bau

Heinrich Kley (München

durch Zeremonie erreicht werden kann wie im
Ingenieurberufe.

Die Welt des Seins, für die der Satiriker
kämpft, ist eine Welt des Seins und nicht des
Gewesenseins. Er ist der Feind aller sinnlosen
Ueberbleibsel der Vergangenheit, aller traditio-
nellen Konventionen, aller nur historischen Au-
toritäten, alles Moders, Perückenstaubes und
geschichtlichen Gespensterspukes. Diese Feind-
schaft gegen die heiligende Kraft des Jahres
charakterisiert auch den Ingenieur. Eine neue
Macht ist mit dieser Schicht emporgekommen,
die keine Ahnen in der Zeit des Feudalismus
hat und die das Märchen widerlegt, daß nur
die Aristokratien untergegangener Zeiten kultur-
fördernd zu wirken vermöchten. Fast alles
Neue in unserer Zeit, die Steigerung der Lebens-
ansprüche, die Ausdehnung des Reiseverkehres,
die Ausbildung der Großstädte mit ihren tausend-
fältigen Wirkungen und Kontrasten hat in den
Fortschritten der Technik seine unerläßliche Ent-
stehungsbedingung gehabt. Der Gegensatz zwi-
schen heutigen Verhältnissen und früheren Zeiten
ist auf keinem Gebiete so scharf ausgeprägt wie
aus dem Schaffensgebiete des Ingenieurs, der
an die Stelle des Werkzeuges die Maschine,
an die Stelle der früheren rohen Empirie die
wissenschaftliche Durchdringung des Produktions-
prozesses gesetzt hat.

Weil der Satiriker wider den Schein und
wider den Despotismus der Vergangenheit für
Wahrheit und für Freiheit der Lebendigen
streitet, ist er ein Bruder des wissenschaftlichen
Forschers, aber er ist nicht blind gegen den

Götzendienst, den manchmal sein Verwandter
treibt. Die fröhliche Wissenschaft ist schon so
manches Mal gegen die Leistungen und Träger
der Afterwissenschaft vorgegangen, gegen dis-
putierende, sterile Rechthaberei, gegen den Dünkel
der Cliquenhäupter und gegen das Helotentum
der Koteriebediensteten, gegen die wortreiche,
aber gedankenarme Dunkelheit, gegen weltliche
Antimodernisteneide, gegen die gelehrte Zunft,
die Wissenschaft nach Art der Männer in dem
alchymistischen Laboratorium mit seinen ver-
schnörkelten Retorten und mit ihren zünftigen
Zaubersprüchen treiben. Der Ingenieur arbeitet
nicht mehr so, wie seine den Stein der Weisen
suchenden Vorläufer einst taten. Kein Gebiet
der Wissenschaft dürfte so frei sein vom Prunken
mit toter Büchergelehrsamkeit, von dialektischen
Spielereien, von Versuchen, Scheinwahrheiten
unter der Flagge der guten Gesinnung und tak-
tischer Pfiffigkeit einzuschmuggeln, als der Kom-
plex der Wissenschaften, die dem Ingenieur sein
wissenschaftliches Rüstzeug geben.

Man stellt sich die Männer, die mit diesem
Rüstzeuge ausgestattet sind, manchmal als nüch-
terne Nützlichkeitsfanatiker, als einseitige Teil-
menschen vor. Gerade neue Regungen inner-
halb der Reihen der Ingenieure sind geeignet,
diese Vorstellung zu erschüttern. Immer weitere
Kreise unter ihnen werden von dem doppelten
Bestreben erfüllt, zu ihren technischen Kennt-
nissen geschäftliche Kenntnisse sich zu erwerben
und über den Sinn orientiert zu werden, der
ihrem Tun im Weltganzen zukommt. Zwar
arbeitet das erste Bestreben auf die Austilgung

des phantasievollen, in kaufmännischen Dingen
kindlich unerfahrenen Typus hin, den Zola in
der Gestalt des Ingenieurs Hamelin seines
„L’Argent“ gezeichnet hat, und dieses erste Be-
streben wäre an sich nur eine Ausdehnung der
Kenntnisse, die den Ingenieur zur besseren Wahr-
nehmung seines materiellen Nutzens befähigt.
Aber mit diesem Bestreben mischt sich bei vielen
unter ihnen heute die Sehnsucht, zu wissen, von
welchen nichttechnischen Faktoren ihr Schaffen
bestimmt wird, wie es rückwirkt auf das Glück
der Menschheit. Der starke Drang in vielen
Menschen unserer Zeit, über die Schranken ihres
täglichen Berufes hinausblicken zu können und
vor sich selbst Rechenschaft darüber oblegen zu
können, ob man nicht nur sich selbst, sondern
auch der Allgemeinheit nützt, das Verlangen der
Menschen unserer Tage, die Konflikte unseres
Innenlebens zu schlichten, durchdringen auch die
Männer, deren Beruf die Umgestaltung der
Außenwelt ist. Damit wird ihre Immunität
gegenüber der Satire verstärkt, die sowohl gegen
uferlosen Polyhistorismus als auch gegen eng-
brüstiges Spezialistentum, gegen platten Utili-
tarismus wie gegen seelenlose Berufsausübung
ihre Pfeile abschnellt.

Es ist kein Zufall, daß das Maschinenzeit-
alter auch ein Zeitalter verstärkter satirischer
Regsamkeit ist. Wenn die Satiriker auch nicht
viel von den Technikern reden, so gehören sie
doch zusammen. Beide sind Soldaten in jenem
Heere, das für eine schlichte und echte, freie
und ursprüngliche Kultur, für eine auf der
Natur aufgebaute und von ihr durchtränkte
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Heinrich Kley: Maffeilokomotive im Bau
 
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