Rekord der Sittsamkeit
„Jestallen jnädiges Fräulein, daß ick mit Ihnen uff der jleichen Woge schaukle?“
„Ausgeschlossen mein Herr, dazu kennen wir uns noch zu wenig!“
Das Telephon läutet. Schlemil nimmt den
Hörer und meldet sich.
„Wenn Sie die Fernsprechrechnung bis
morgen inittag nicht bezahlt haben, müssen wir
Ihnen leider den Anschluß sperren", sagt
jemand.
„Gewiß", murmelt Schlemil, „natürlich",
blnd hängt ab. Dann schenkt er sich den vierten
Magenbittern ein. „Nun also auch das
Telephon..."
In diesem Augenblick läutet es znm zweiten-
mal. Bevor Schlemil den Hörer nimmt, trinkt
er den fünften Magenbittern.
„Hier ist Self & Co.", meldet sich eine
Stimme. „Sie sind uns von RegierungSrat
Nartfchorek empfohlen worden. Können Sie
sofort zu uns kommen?"
„Natürlich", sagt Schlemil, „gern, mit dem
größten Vergnügen. Was ist denn loS?"
„Ist dort Herr Schlemil persönlich?" fragt
die Stimme zurück.
„Aber sicher", sagt Schlemil, „ich selbst bin
am Apparat."
„Nun also", fährt die Stimme fort, „aus
dem Schreibtisch unseres Prokuristen sind elf-
tansend Mark gestohlen worden. Gestern
mittag. Der Regierungsrat Nartfchorek hat
Sie als Privatdetektiv empfohlen. Also
Z wie Zinnober
Don Hans Riebau
kommen Sie? blnser Büro befindet sich Hohe
Allee 24."
Schlemil zögert einen Augenblick. „Aber
natürlich", sagt er dann, „ich komme sofort."
Zehn Minuten später steht er vor dem Hause
Hohe Allee 24. Eine Frau schrubbt den Bürger-
steig. „Self & Co.?" fragt Schleinil und zieht
das Gesicht in kriminalistische Falten.
„Zweiter Stock", sagt die Frau und hört
mit dem Schrubben auf. „Ach — Sie kommen
wohl von der Polizei?"
„Jawohl", nickt Schlemil, „ich komme von
der Polizei."
„Na", sagt die Frau, „— das ist doch
niemand anders als der Lüritz gewesen."
„Was?" fragt Schlemil. „Wer?"
„Na, der das Geld geklaut hat", lacht die
Frau. „Der hat schon mehr auf dem Kerbholz,
Herr Inspektor. Dein brailcht iiian bloß in
die Augen zu gucken, bind seit gestern riecht er
nach Kognak, und sonst immer nach Fusel, zehn
Pfennig das Glas, jaivoll. Wenn das nicht der
Lüritz gewesen ist, will ich Hiiiialaja heißen."
„Schon gut", nickt Schlemil und steigt die
Treppen hinauf. Der Prokurist von Self &
Co. empfängt ihn. „Dies ist der Schreibtisch",
sagt er. „Das Schloß ist aufgebrochen worden."
„Aha", lächelt Schlemil und beugt sich zu
dem Schloß. „Wenn das nicht Lüritz gewesen
ist, will ich Himalaja heißen. Haben Sie viel-
leicht einen Angestellten, der Lüritz heißt?"
Der Prokurist ist sehr blaß geworden. „Aller-
dings", flüstert er, unser Bürodiener heißt
Lüritz. Aber woher wissen Sie-? Wie ist
es möglich, daß Sie —?"
„Bin ich Detektiv oder bin ich keiner?" fragt
Schlemil. Und dann fährt er fort: „Bringen
Sie mir den Lüritz herein."
Lüritz kommt. Als er Schlemils kriminalisti-
schen Blick sieht, fängt er an zu zittern.
„Also gestehen Sie schon", sagt Schlemil.
„Wenn Sie sofort gestehen, sieht Ihr Chef
vielleicht von einer Strafanzeige ab. Gestehen
Sie nicht, lasse ich Sie sofort verhaften."
Lüritz fängt an zu schwanken. Dann bricht
er zusammen, blnd dann gesteht er.
Schlemil bekoinmt fünfhundert Mark
Honorar, bezahlt seine Telephonrechnung, guckt
im Fernsprechverzeichnis unter N nach und rnff
den RegierungSrat Nartfchorek an.
„Mein Name ist Schlemil", sagt er,
„Schlemil! Sie haben mich der Firma Self &
Co. als Privatdetektiv empfohlen. Darf ich
fragen, wie-"
„Jestallen jnädiges Fräulein, daß ick mit Ihnen uff der jleichen Woge schaukle?“
„Ausgeschlossen mein Herr, dazu kennen wir uns noch zu wenig!“
Das Telephon läutet. Schlemil nimmt den
Hörer und meldet sich.
„Wenn Sie die Fernsprechrechnung bis
morgen inittag nicht bezahlt haben, müssen wir
Ihnen leider den Anschluß sperren", sagt
jemand.
„Gewiß", murmelt Schlemil, „natürlich",
blnd hängt ab. Dann schenkt er sich den vierten
Magenbittern ein. „Nun also auch das
Telephon..."
In diesem Augenblick läutet es znm zweiten-
mal. Bevor Schlemil den Hörer nimmt, trinkt
er den fünften Magenbittern.
„Hier ist Self & Co.", meldet sich eine
Stimme. „Sie sind uns von RegierungSrat
Nartfchorek empfohlen worden. Können Sie
sofort zu uns kommen?"
„Natürlich", sagt Schlemil, „gern, mit dem
größten Vergnügen. Was ist denn loS?"
„Ist dort Herr Schlemil persönlich?" fragt
die Stimme zurück.
„Aber sicher", sagt Schlemil, „ich selbst bin
am Apparat."
„Nun also", fährt die Stimme fort, „aus
dem Schreibtisch unseres Prokuristen sind elf-
tansend Mark gestohlen worden. Gestern
mittag. Der Regierungsrat Nartfchorek hat
Sie als Privatdetektiv empfohlen. Also
Z wie Zinnober
Don Hans Riebau
kommen Sie? blnser Büro befindet sich Hohe
Allee 24."
Schlemil zögert einen Augenblick. „Aber
natürlich", sagt er dann, „ich komme sofort."
Zehn Minuten später steht er vor dem Hause
Hohe Allee 24. Eine Frau schrubbt den Bürger-
steig. „Self & Co.?" fragt Schleinil und zieht
das Gesicht in kriminalistische Falten.
„Zweiter Stock", sagt die Frau und hört
mit dem Schrubben auf. „Ach — Sie kommen
wohl von der Polizei?"
„Jawohl", nickt Schlemil, „ich komme von
der Polizei."
„Na", sagt die Frau, „— das ist doch
niemand anders als der Lüritz gewesen."
„Was?" fragt Schlemil. „Wer?"
„Na, der das Geld geklaut hat", lacht die
Frau. „Der hat schon mehr auf dem Kerbholz,
Herr Inspektor. Dein brailcht iiian bloß in
die Augen zu gucken, bind seit gestern riecht er
nach Kognak, und sonst immer nach Fusel, zehn
Pfennig das Glas, jaivoll. Wenn das nicht der
Lüritz gewesen ist, will ich Hiiiialaja heißen."
„Schon gut", nickt Schlemil und steigt die
Treppen hinauf. Der Prokurist von Self &
Co. empfängt ihn. „Dies ist der Schreibtisch",
sagt er. „Das Schloß ist aufgebrochen worden."
„Aha", lächelt Schlemil und beugt sich zu
dem Schloß. „Wenn das nicht Lüritz gewesen
ist, will ich Himalaja heißen. Haben Sie viel-
leicht einen Angestellten, der Lüritz heißt?"
Der Prokurist ist sehr blaß geworden. „Aller-
dings", flüstert er, unser Bürodiener heißt
Lüritz. Aber woher wissen Sie-? Wie ist
es möglich, daß Sie —?"
„Bin ich Detektiv oder bin ich keiner?" fragt
Schlemil. Und dann fährt er fort: „Bringen
Sie mir den Lüritz herein."
Lüritz kommt. Als er Schlemils kriminalisti-
schen Blick sieht, fängt er an zu zittern.
„Also gestehen Sie schon", sagt Schlemil.
„Wenn Sie sofort gestehen, sieht Ihr Chef
vielleicht von einer Strafanzeige ab. Gestehen
Sie nicht, lasse ich Sie sofort verhaften."
Lüritz fängt an zu schwanken. Dann bricht
er zusammen, blnd dann gesteht er.
Schlemil bekoinmt fünfhundert Mark
Honorar, bezahlt seine Telephonrechnung, guckt
im Fernsprechverzeichnis unter N nach und rnff
den RegierungSrat Nartfchorek an.
„Mein Name ist Schlemil", sagt er,
„Schlemil! Sie haben mich der Firma Self &
Co. als Privatdetektiv empfohlen. Darf ich
fragen, wie-"