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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 9.1911

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Heft 1
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Rumpf, Fritz: Posdam
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https://doi.org/10.11588/diglit.4706#0037
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FRITZ RUMPF, VOR DEM NEUEN GARTEN IN POTSDAM, RADIERUNG

POTSDAM

VON

FRITZ RUMPF

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' wllK' einane das Schlimmste, was sich
i MjÄ der Kunst nachsagen lässt, sind
v '■ die Beschuldigungen: sie sei ge-
' knechtet und beeinflusst durch
i:\\ die Willkür eines mächtigen
C*|| Auftraggebers, oder sie stehe
J\M nicht im Zusammenhang mit
ijjfhW den Forderungen ihrer Zeit und
'"' 0^f^'z^^'^if<ßC ihrer Umgebung, sie sei eine
• VC*' tote Nachahmung fremder, ver-
alteter Formen, oder sie sei nicht wahrhaft sie
gefalle sich in Ausserlichkeiten, die nicht im Ein-
klang stehen mit dem inneren Gehalt, dem Zweck
des Werkes.

Einer dieser Vorwürfe genügt schon, um ein
vernichtendes Urteil über ein Kunstwerk zu fällen.
Wenn alle zusammen mit Recht gegen eine Lei-

stung erhoben werden dürfen, dann sollte man
meinen, dass in dieser auch keine Spur von Kunst,
von anziehender Eigenart zu finden sein könne.

Man soll aber keine Regel verallgemeinern;
Kunstregeln erst recht nicht.

Potsdam, ein kleines märkisches Landstädt-
chen, war niemals reich, kaum wohlhabend. Im
Mittelalter mögen dürftige Spuren von Kultur
dort zu finden gewesen sein, denn der Ort lag
nicht ungünstig vor einem Havelübergang, auf der
grossen Strasse, die aus Sachsen nach dem Teltow
führte, zwischen einem wendischen und einem
germanischen Fischerdorfe. Eine Burg stand dort
wohl schon im Mittelalter, aus der dann, nach
mancherlei Umbauten, das „aide Hauss" der Kur-
fürsten wurde. Aber Seuchen, Feuersnot und
Kriegsgreuel verschonten Potsdam ebensowenig

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