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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 9.1911

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Heft 6
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Holitscher, Arthur: Julius Pascin
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https://doi.org/10.11588/diglit.4706#0298
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JULIUS PASCIN, STRASSE IN RUMÄNIEN. RADIERUNG

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JULIUS PASCIN

VON

ARTHUR HOLITSCHER

etzt man sich hin, um über einen
Künstler mit solch unverkennbarem
Beobachtungsbezirk wie Julius Pas-
cin ein paar Bemerkungen aufzu-
schreiben, so wird man gut daran
thun, damit anzufangen, was er
eigentlich nicht ist. Dem Künst-
ler kommt es selbstredend auf die
Linie und den Ton an, und wenn
der eine seiner Linie und seinem
Ton bis nach Tahiti nachjagen muss, so passiert es
einem anderen, dass er die Chance hat, in seinem
Bette liegend nur die Augen aufmachen zu müssen —■
und schon erblickt er, was seinen Sinnen wohlbehagt.

Eine reiche Natur wie Meunier erlebt das
grösste Glück, dass sich sein soziales Empfinden
damit deckt, was sein künstlerisches Gefühl be-
fruchtet; aus dem zermühten und von der Last der
Getreidesäcke abgeschliffenen Arbeiterkopf „An-
vers", aus der über ein Skelett fallenden Drillich-
jacke und Hose der Grubenarbeiterin von Charleroi
empfängt er zugleich tränenreiches Herzleid, be-
flügelnde Auflehnung und das die ganze Seele er-
füllende Jauchzen: sieh da, diese Leiden sind für
mein Auge ebensogut wie für mein Gewissen ge-
schehen, haltet still! Der sympathische Willette
ist Zeit seines Lebens ein Pierrot gewesen und sieht
heute, an der Schwelle der Greisenjahre, die Welt

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