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SGESTELLT
VINCENT VAN GOGH, SCHNITTER
IN DER AUSSTELLUNG DES „SONDERBUNDS" IN DÜSSELDORF
DIE AUSSTELLUNG DES SONDERBUNDS
IN DÜSSELDORF
VON
WALTER COHEN
In der städtischen Gemäldesammlung zu Düsseldoif
findet man fünfzehn Ölgemälde und Aquarelle von
Andreas Achenbach, vier Gemälde von seinem Bruder
Oswald, vier von Peter Janssen, drei von Arthur Kampf.
Unter den lebenden Düsseldorfern werden Ernst te
Peerdt, Julius Bretz, August Deusser, deren Werke man
in fast allen rheinischen Museen antrifft, vermisst. Ver-
misst werden drei der grössten Schüler der Düsseldorfer
Akademie: Feuerbach, Böcklin,Thoma; vermisst werden
Menzel, Leibl, Trübner, Liebermann, Uhde. Diese Sta-
tistik ist nicht so leicht an-
zufechten wie die von Karl
Vinnen in seiner Protest-
schrift.
Da also die rheinische
Kunstmetropole denMalern
und Kunstfreunden auf die-
sem Gebiete keine Anregun-
gen zu geben weiss, wird
es jedermann begreiflich
finden, dass dem Düssel-
dorfer Ausstellungswesen
eine viel grössere Wichtig-
keit innewohnt als dem der
übrigen deutschen Kunst-
städte. Der Sonderbund
westdeutscher Kunstfreun-
de und Künstler versucht
ALBERT MARQUET, PARIS VOM QUAI DES AUGUSTJNS
AUSG. IN DER AUSSTELLUNG DES „SONDERBUNDS"
jetzt zum dritten Male, den Rheinländern — hinter
Düsseldorf steht immer die wachsende Kunstliebe der
grössten preussischen Provinz — einen Einblick in die
schaffenden Kräfte des zeitgenössischen Kunstlebens zu
vermitteln. In diesem Jahre hat er sich resolut auf den
Boden der Gegenwart gestellt und neben rheinischen
Künstlern hauptsächlich die jungen von Cezanne und van
Gogh ausgehenden Franzosen eingeladen. Infolgedessen
weckte der Sonderbund den Zorn aller Derer, die das
Monopol der „Düsseldorfer Kunst", wie sie in der
Kunsthalle vertreten ist, fet-
droht sehen,zum andern die
patriotische Entrüstung der
am Rhein besonders thä-
tigen Vinnen-Leute. Die
rheinische Presse, mit ver-
schwindenden Ausnahmen,
hat entweder diese Aus-
stellung totgeschwiegen
oder mit beträchtlichem
Aufwand der bekannten
Redensarten vom „Snob",
„Abhub aus Künstlerate-
liers", „Französischer Win-
kelkunst" und anderen Blü-
ten aus dem Treibhause
unsrer Zeitungs-Kunstkritik
schlechtzumachen versucht.
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SGESTELLT
VINCENT VAN GOGH, SCHNITTER
IN DER AUSSTELLUNG DES „SONDERBUNDS" IN DÜSSELDORF
DIE AUSSTELLUNG DES SONDERBUNDS
IN DÜSSELDORF
VON
WALTER COHEN
In der städtischen Gemäldesammlung zu Düsseldoif
findet man fünfzehn Ölgemälde und Aquarelle von
Andreas Achenbach, vier Gemälde von seinem Bruder
Oswald, vier von Peter Janssen, drei von Arthur Kampf.
Unter den lebenden Düsseldorfern werden Ernst te
Peerdt, Julius Bretz, August Deusser, deren Werke man
in fast allen rheinischen Museen antrifft, vermisst. Ver-
misst werden drei der grössten Schüler der Düsseldorfer
Akademie: Feuerbach, Böcklin,Thoma; vermisst werden
Menzel, Leibl, Trübner, Liebermann, Uhde. Diese Sta-
tistik ist nicht so leicht an-
zufechten wie die von Karl
Vinnen in seiner Protest-
schrift.
Da also die rheinische
Kunstmetropole denMalern
und Kunstfreunden auf die-
sem Gebiete keine Anregun-
gen zu geben weiss, wird
es jedermann begreiflich
finden, dass dem Düssel-
dorfer Ausstellungswesen
eine viel grössere Wichtig-
keit innewohnt als dem der
übrigen deutschen Kunst-
städte. Der Sonderbund
westdeutscher Kunstfreun-
de und Künstler versucht
ALBERT MARQUET, PARIS VOM QUAI DES AUGUSTJNS
AUSG. IN DER AUSSTELLUNG DES „SONDERBUNDS"
jetzt zum dritten Male, den Rheinländern — hinter
Düsseldorf steht immer die wachsende Kunstliebe der
grössten preussischen Provinz — einen Einblick in die
schaffenden Kräfte des zeitgenössischen Kunstlebens zu
vermitteln. In diesem Jahre hat er sich resolut auf den
Boden der Gegenwart gestellt und neben rheinischen
Künstlern hauptsächlich die jungen von Cezanne und van
Gogh ausgehenden Franzosen eingeladen. Infolgedessen
weckte der Sonderbund den Zorn aller Derer, die das
Monopol der „Düsseldorfer Kunst", wie sie in der
Kunsthalle vertreten ist, fet-
droht sehen,zum andern die
patriotische Entrüstung der
am Rhein besonders thä-
tigen Vinnen-Leute. Die
rheinische Presse, mit ver-
schwindenden Ausnahmen,
hat entweder diese Aus-
stellung totgeschwiegen
oder mit beträchtlichem
Aufwand der bekannten
Redensarten vom „Snob",
„Abhub aus Künstlerate-
liers", „Französischer Win-
kelkunst" und anderen Blü-
ten aus dem Treibhause
unsrer Zeitungs-Kunstkritik
schlechtzumachen versucht.
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