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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 17.1919

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Heft 6
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Dresdner, Albert: Kopenhagen, [1]: ein Beitrag zur Kunstgeschichte des Stadtbaues
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https://doi.org/10.11588/diglit.4754#0223
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KOPENHAGEN

EIN BEITRAG ZUR KUNSTGESCHICHTE DES STADTBAUES

VON

ALBERT DRESDNER

I

Kopenhagen hat von je für eine schöne Stadt
gegolten. Man könnte eine ganze Literatur zu
seinem Preise zusammenstellen; schon i 6 i 8 ist es als
„cite belle comme le jour" gefeiert worden; ein jeder
der nicht gerade dumm ist — so heisst es in den
Begleitversen zu dem Stiche Rombouts v.d.Höyen —

. . . doit avoir
Toujours devant ses yeux sa plus naive image,
En tout temps en son coeur le desir de la voir.
Die Kopenhagener selbst, wenngleich sie als ein
kritisch gestimmtes Völkchen mancherlei an ihrer
Stadt zu mäkeln haben, sind doch im Grunde ganz
und gar in sie verliebt, und sie können sich darauf
berufen, dass auch die Künstler ihren Geschmack
teilen. Denn die dänische Malerei ist von ihren
Anfängen bis zur Gegenwart, vom alten Eckersberg
bis zu Wilhelm Hammershöi, voll von Kopen-
hagener Motiven und immer fühlt man diesen

Bildern eine vertrauliche Zärtlichkeit, ein persön-
liches Verhältnis zum Gegenstande an, das sie mit
Wärme erfüllt und ihre Ausdruckskraft erhöht.
Selbst der Wald-, Sumpf- und Wiesentourist pflegt
sich von Kopenhagen sehr eingenommen zu zeigen,
obgleich die Stadt ihm kaum eine jener mit dem
bekannten Doppelstern ausgezeichneten „Sehens-
würdigkeiten" bietet, von denen sich seine Be-
wunderung gern abhängig macht. Überall wird
der Eindruck erkennbar, dass Kopenhagen eine
Stadt von eigenem und tief wirkendem Reize ist.
Eine Quelle dieses Eindruckes drängt sich auch
bei flüchtigster Betrachtung alsbald auf: das ist das
innige und glückliche Verhältnis, in dem die Stadt
zu ihrer Umgebung, zur Natur steht. Vom reizvoll
belebenden Elemente des Wassers ist sie gleichsam
durchdrungen. Weithin schmiegt sie sich an die
Ufer des Sundes, der sich mit zahlreichen Armen

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