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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 25.1927

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Heft 5
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Liebermann, Max: Claude Monet
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https://doi.org/10.11588/diglit.7392#0187
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CLAUDE MONET

VON

MAX LIEßERMANN

M

it Claude Monets Hinscheiden hat sich auf
ewig der Ring geschlossen, der ihn mit sei-
nen großen Landsleuten Manet, Degas, Renoir, Ce-
zanne, Pissarro und Sisley unter dem Namen „Die
Impressionisten" verband: nach Begabung und Tem-
perament einer vom anderen himmelweit verschie-
den, doch in dem einen sich gleichend, daß sie als
geborene Maler in der Nachahmung der Natur ihr
Ideal sahen. Sie wollten keine religiösen oder histo-
rischen Bilder malen, keine Landschaften oder Stil-
leben, sondern das, was sie sahen, wie Manet sei-
nem Lehrer Couture sagte; kurz, sie waren naiv
oder wollten möglichst naiv sein, was höchst
natürlich und einfach klingt und doch die größte
Evolution (um nicht zu sagen Revolution) her-
vorgebracht hat, die die Kunst seit dem Rokoko
erlebt hat.

Solange es Kunst gibt, seit den prähistorischen
Wandmalereien, die man in den Höhlen Süd-

frankreichs aufgedeckt hat, seit den Malereien,
die in ägyptischen Särgen gefunden wurden, von
Piero de la Francescas Fresken in Arezzo bis zu
Frans Hals und van Gogh, hat es stets Impressio-
nismus in der Kunst gegeben. Was nun, wird
man fragen, ist das Neue im französischen Im-
pressionismus des neunzehnten Jahrhunderts? Das
Neue, das zuerst die größte Entrüstung und dann
die höchste Bewunderung der ganzen Welt erregt
hat und noch erregt, das ewig bleiben wird, dem
eitlen Geschwätz einiger Kunsthistoriker und Ga-
leriedirektoren zum Trotz, das Neue beruht in
nichts anderem, als in dem uralten Streben, das
ewig neu bleiben wird, Leben im Bilde in feste
Form zu bannen, in „geprägte Form, die lebend
sich entwickelt". — Ich weiß wohl, daß alle gro-
ßen Maler vor den Impressionisten das auch wollten;
aber die historische wie die religiöse Malerei und
auch die Landschaftsmalerei, kurz die sogenannte

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