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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 25.1927

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Heft 7
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Ein Manet-Bildnis von Degas
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https://doi.org/10.11588/diglit.7392#0272
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EDGAR DEGAS, BILDNIS MANETS

MIT ERLAUBNIS DER D. D. A. (GALERIE A. FLECHTHEIM, BERLIN')

EIN MANET-B ILDNIS VON DEGAS

Tn seinem Buch über Degas (Deutsch bei Bruno Cassirer) er-
zählt Vollard von dem hier oben wiedergegebenen Bild.
Vollard schreibt: „EinesTages bemerkte ich bei ihm (beiDegas)
an der Wand ein Bild von seiner Hand, das einen Mann dar-
stellte, der auf einem Sofa sitzt und neben ihm eine Frau, die
in der Mitte, von oben nach unten, durchgeschnitten war." Ich:
„Wer hat dieses Bild zerschnitten?" Degas: „Ist es zu glau-
ben, daß Manet es getan hat! Er fand, daß Frau Manet
schlecht wirkte. Na... ich werde nun versuchen, Frau Manet
wiederherzustellen. Aber können Sie sich denken, wie mir
zu Mute war, als ich meine Studie bei Manet wiedersah?...
Ich bin, ohne ein Wort zu verlieren, mit meinem Bild unter
dem Arm fortgegangen. Nach Haus gekommen, nahm ich
ein kleines Stilleben, das er mir einmal geschenkt hat, von
der Wand. „Sehr geehrter Herr," schrieb ich ihm, „hiermit
schicke ich Ihnen Ihre ,Pflaumen' zurück."

Das Bild war im Jahre 1924 in einer Ausstellung von
Werken Degas' bei Georges Petit ausgestellt. In dem ausführ-
lichen Katalog ist es genau beschrieben. Frau Manet saß
ursprünglich am Klavier. Zum Schluß heißt es: „Ölgemälde
auf Leinwand, nicht signiert. Das rote Auktionssiegel auf dem
angesetzten Stück Leinwand. 65X71 cm." Hinzugefügt ist
folgende Erläuterung: „Degas hatte dieses Bild Manet ge-
schenkt, der Frau Manet dann durchschnitt — da ihm diese
Hälfte des Bildes nicht gefiel —, und zwar so, daß von dem
Gesicht nichts mehr zu sehen war. Degas sah das Bild bei
Manet in diesem zerstörten Zustande und forderte es, sehr
aufgebracht, zurück. Ein Bruch erfolgte, der einige Zeit dauer-
te. Degas ließ ein Stück Leinwand der rechten Seite ansetzen,
in der Absicht, die fehlende Hälfte von Frau Manet zu er-
gänzen. Dieser Vorsatz blieb, wie so viele andere Vorsätze,
unausgeführt."

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