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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 26.1928

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Heft 3
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Meier-Graefe, Julius: Böcklin
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https://doi.org/10.11588/diglit.7393#0117
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OLAF GULBRANSSON, ZEICHNUNG FÜR DEN SIMPLIZISSIMUS

AUSGESTELLT IM VERLAG BRUNO CASS1RER, BERLIN

B O C K L I N

VON

JULIUS MEIER-GRAEFE

~\ Tot hundert Jahren kam er zur Welt, und um
* 1855 entstanden seine ersten eigenen Bilder,
die niemand beachtete und die zu seinen besten
gehören; Idyllen von zurückhaltender Romantik.
Sie erinnern an seinen Lehrer Schirmer und zu-
weilen an Corot. Er hat lange warten müssen,
viel länger als der um zwölf Jahre ältere Menzel.

Anmerkung der Redaktion: Dieses ist der Auszug
eines Aufsatzes, den Julius Meier-Graefe für die Frankfurter
Zeitung geschrieben hat. Meier-Graefe hat vor etwa zwanzig
Jahren das Entscheidende getan, um den „Fall Böcklin" zu
klären. Mit dem Erfolg, daß er maßlos angegrifFen wurde.
Heute scheint es uns nur loyal zu sein, daß wir seinen
Worten weitere Verbreitung geben und uns mit aller Deut-
lichkeit zu seiner Grundauffassung bekennen.

Erst die Generation von 1890, die für Wagner
und Nietzsche brannte, erkor ihn als dritten. In-
zwischen hatten die Bilder die Zurückhaltung ab-
gestreift. Damals feierte er Triumphe, wie sie nur
den ganz großen Unwahrheiten zuteil werden.

Heute ist diese rauschlustige Epoche ein wenig
von uns abgerückt. Die Bilder hängen in den Mu-
seen neben vielen anderen. Zuweilen tritt ein Paar
auf der Hochzeitsreise vor das Spiel der Wellen.
Sie schmiegt sich sehnend an ihn, und es wird
ihr ganz anders, und er plätschert an ihrem Arm-
chen herum und sehnt sich ebenfalls. Der eigent-
liche Kult hat sich in das Vaterland des Meisters
zurückgezogen und wird dort mit schweizerischer

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