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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 26.1928

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Heft 7
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Scheffler, Karl: Die Berliner Sezession: im neuen Hause
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https://doi.org/10.11588/diglit.7393#0299
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LESSER URY, CAFE UNTER DEN LINDEN

AUSGESTELLT IN DER BERLINER SEZESSION

DIE BERLINER SEZESSION
IM NEUEN HAUSE

A lies kommt zu dem, der warten kann. Als sich die Ber-
liner Sezession kurz vor dem Krieg spaltete, traten fast
alle wirklich interessanten Künstler aus. Eines aber behielten
die Zurückbleibenden: den Namen mit seinem Prestige. Daran
haben sie zähe festgehalten, haben die schweren Jahre ge-
duldig über sich dahingehen lassen, haben nach der Auf-
lösung der „Freien Sezession" die nun nicht mehr feindlichen
Brüder zu sich herübergezogen, und haben es jetzt sogar
fertig gebracht, ein eigenes Haus in der Tiergartenstraße zu
erwerben. Von außen gesehen, ist es fast wie vor zwanzig
Jahren. Der Erweiterungsbau mit dem Oberlichtsaal ist vor-
trefflich geglückt und die andern Räume sind auch brauch-
bar. (Darüber spricht ein Architekt an einer anderen Stelle
dieses Heftes.) Die repräsentativen Künstler Berlins sind
als Mitglieder oder Gäste nun wieder vereinigt (Liebermann
und Slevogt sind allerdings nicht dabei), und es steht guten
Ausstellungen eigentlich nichts im Wege. Der preußische
Staat und einige Berliner Firmen haben Preise gestiftet zum
Ankauf von Bildern und Skulpturen, ein Einweihungsfest ist
gefeiert worden mit Reden voller „Ausblicke", und die
öffentliche Meinung reagiert so günstig wie möglich. Den-
noch darf man auf Ausstellungen, wie die Berliner Sezession
sie vor zwanzig Jahren veranstaltete, nicht voreilig hoffen. Es

hat sich Zu vieles geändert, äußerlich und innerlich. Der
Standard des Gesellschaftlichen ist im gewissen Sinne wieder
da; der Standard des Idealismus aber kann nicht so leicht
wieder hergestellt werden.

Die erste Ausstellung im neuen Haus hätte gewichtiger
sein können. Man hörte vorher vom Plan einer Courbet-
Ausstellung. Ein schöner Plan, aber sehr schwer, gut zu ver-
wirklichen. Sollte die erste Ausstellung nur deutsche Kunst
enthalten, so hätte auch dann Bedeutendes gezeigt werden
können. Es ist im wesentlichen bei einer Mitgliederausstellung
geblieben. Die ist besser und lebendiger geraten als in den
früheren Jahren, eben weil sich der Kreis der Mitglieder
wohltätig erweitert hat; doch wirkt das Beieinander der
Kunstwerke immer noch wie etwas halb Zufälliges. Die
Berliner Sezession muß wieder dahin kommen, auch ihre
Ausstellungen wie Kunstwerke zu behandeln, wenn sie ihr
inneres Daseinsrecht immer wieder neu erweisen will. Es
muß dahin kommen, daß die Künstler wie selbstverständlich
ihre besten Arbeiten für die Sezession aufsparen. Mancher
Aussteller ließe sich nennen, der es nicht getan hat. Man
kann nichts anderes ausstellen als da ist, doch könnte man
das Beste des Vorhandenen zeigen. Wodurch das Niveau dann
beträchtlich gehoben würde. Und noch eines: die stark unter-
 
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