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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 26.1928

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Heft 7
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Scheffler, Karl: Die Berliner Sezession: im neuen Hause
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Berliner Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7393#0300

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ERICH WASKE, SCHIFFE AM MEER

AUSGESTELLT IN DER BERLINER SEZESSION

strichene Dankbarkeit Corinth gegenüber ist
erfreulich; die Verehrung sollte nun aber auch
nicht programmatisch so stark übertrieben
werden, daß das Augenmaß darunter leidet.

Eine Kritik im einzelnen ist nicht nötig.
Sie würde nur oft Gesagtes neu abwandeln
müssen. Denn von den Künstlern, deren Ar-
beiten zumeist interessieren, von Max Beck-
mann, Walter Bondy, Ch. Crodel, Artur Deg-
ner, Otto Dix, Ernst Fritsch, George Grosz,
Rudolf Großmann, Karl Hofer, Willi Jaeckel,
Bruno Krauskopf, Rudolf Levy, Hans Meid,
Alfred Partikel, Max Pechstein, Hans Purrmann,
Wolf Röhricht, Walter Trier, Lesser Ury, Erich
Waske, Karl Albiker, de Fiori, Georg Kolbe,
Renee Sintenis u. a., war in diesen Heften ja
schon oft die Rede.

Die Berliner Sezession tritt mit neuem
Anspruch und auch mit einem gewissen neuen
Ansehen auf. Es liegt jetzt bei ihr, nach
dem Wahlspruch zu verfahren: „Noblesse
oblige." Karl Scheifler.

BERLINER AUSSTELLUNGEN

Mit dem Namen Dietz Edzard verband sich vor Jahren die
Vorstellung einer prärafFaelitisch frömmelnden Malerei.
Gewandelt zeigt er sich jetzt in einer Ausstellung bei Flecht-
heim. Seine Palette ist pariserisch kultiviert, sein Pinselstrich
geschmeidig, die Oberfläche seiner Bilder geschmäcklerisch
elegant. Seine Kunst knüpft an den frühen Picasso an, seine
Auffassung erschöpft sich in einer müde sentimentalen Geste.
Durch die neue Maske lugt das alte Gesicht
der schmachtenden Heiligen.

Eine Welt trennt Edzard von Paul Klein-
schmidt, der in der gleichen Galerie aus-
stellt. Hier ist strotzendes Leben nicht nur
in den frechen Motiven feister Weiber, son-
dern in dem kühnen Griff, mit dem ein Vor-
wurf gepackt wird. Hier ist Malerei, die aus
der vollen Sinnlichkeit eines starken Künstler-
temperamentes quillt. Hier sind koloristische
Reize, die nicht auf der Palette entstanden
sind, sondern einem sehr eigenartigen, natür-
lichen Farbenempfinden entstammen. Klein-
schmidts Bilder haben für den ersten Blick
etwas Erschreckendes. Dem Verweilenden
enthüllen sie Reize eigener Art.

Mit den Bildern Wilhelm Schmids, die
in der Galerie Internationale gezeigt werden,
taucht man zurück in die Atmosphäre einer
wohltemperierten Geschmackskunst. Ein in
kunstgewerbliche Reize biedermeierlicher Bil-
der verliebter Enkelschüler Cezannes zeichnet
und malt Stilleben und Landschaften und Por-

träts in untadelig sauberer Haltung, sachlich und kühl, von
keinem Ausbruch des Temperamentes bedroht.

Bei Ferdinand Möller begegnet man wieder einmal den
Bildern Otto Müllers, deren dekorative Anmut nun schon
seit Jahrzehnten auf den gleichen Ton jünglinghaft eckiger,
tänzerischer Bewegtheit gestimmt ist. Müller ist der heutigen,
was Ludwig von Hofmann der vorigen Generation gewesen

KARL HOFER, LANDSCHAFT

AUSGESTELLT IN DER BERLINER SEZESSION

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