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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 26.1928

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Heft 2
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7393#0098

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U N S T A U

BERLIN
Arthur Grimm aus Baden-Baden
zeigte in der Galerie Casper eine
Kollektivausstellung. Es war schon
früher Gelegenheit, auf diesen ernst-

haft arbeitenden Maler hinzuweisen;
er bestätigt jetzt die günstige Meinung. Grimm ist, wahr-
scheinlich mit vollem Bewußtsein, ein sekundäres Talent.
Doch ist er es mit Charakter und einem soliden Können.
Seine frühen Bilder bezeugen, was er seinem Lehrer Trübner
verdankt. Wie gut diese Lehre war, beweist die im
Jahre 1911 gemalte, vom Mainzer Museum seinerzeit er-
worbene, mit einem Preis ausgezeichnete Landschaft, die wir
abbilden. In diesem Bild ist wirklich Lehre, nicht Nach-
ahmung. Später ist ein Einfluß hinzugekommen, der zu-
meist vielleicht von Großmann ausging und der die Malerei
Grimms leichter, lockerer, farbiger gemacht hat. Einige der
neueren Landschaften aus dem Schwarzwald und Odenwald
sind ausgezeichnet. Und auch in einigen Blumenstilleben
ist ein gutes Niveau erreicht. Angenehm fällt es auf, daß
dieser Malerei falscher Ehrgeiz fehlt; es ist nichts von KafFee-
hausästhetik darin. Grimms Malerei ist einfach und gesund,
und nicht ohne Geist. Freilich ist sie auch ungleich; doch
tut man gut, sich an das Beste zu halten. Solche Talente,
die intim in ihrer Heimatslandschaft leben, sind immer in
Gefahr, zu sehr im Hintergrund zu bleiben. Vielleicht reift

STELLUNGEN

hier in der Stille und in der Selbstlehre ein guter Lehrer
heran.

In der Viktoriastraße 5 hat Alfred Gold einen intimen
Ausstellungsraum eröffnet. Was er zuerst zeigte und was
wohl programmatische Bedeutung hat, war vielversprechend:
ein guter Monet der besten Zeit, einiges von Renoir, dar-
unter ein schönes Pastellbildnis, Zeichnungen und Bilder von
Degas, ein Utrillo, vor dem man entfernt an Caspar David
Friedrich denkt, ein großer Matisse und noch einiges auf dieser
Linie. Es wird sich als Vorteil erweisen, daß große Räume
in diesem Fall nicht fortgesetzt zu problematischen Aus-
stellungen nötigen. Raum ist in dem kleinsten Zimmer für
Bilder von Qualität.

*

Die Galerie Ferdinand Möller zeigte Graphik, Zeichnun-
gen und Aquarelle von Walter Gramatte. Am besten sind
die Aquarelle, obwohl auch in ihrer Liebenswürdigkeit noch
viel Konstruiertes enthalten ist. Sie sehen aus, als ob der
geistig bewegliche Künstler von einem schon überlebten „Stil"
Abschied nehmen und das Leben unmittelbar suchen möchte,
als ob er aber noch Hemmungen zu überwinden hätte.

*

Neue italienische Kunst wurde bei Neumann-Nierendorf
gezeigt. Es ist ein wenig fruchtbares Gebiet. Um so mehr
ist die Beschränkung und Auswahl zu loben. Es war lehr-

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