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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 26.1928

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Heft 5
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Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.7393#0226

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CORNEILLE DE LYON, JACQUELINE DE ROHAN

CORNEILLE DE LYON, BILDNIS EINES EDELMANNS

SAMMLUNG M. FRIEDSAM SAMMLUNG JULES S. BACHE

AUSSTELLUNG FRANZÖSISCHER PRIMITIVER IN NEW ORK, KLEINBERCER GALLERIES

CHRONIK

DEUTSCHE EINBLATTHOLZSCHNITTE
DES 16. JAHRHUNDERTS
TAer Meisterholzschnitt der ersten Hälfte des sechzehnten
Jahrhunderts stellt ein Ruhmesblatt deutscher Kunst
dar. In keinem anderen Lande hat der Holzschnitt unter den
Händen großer Künstler einen so bedeutenden Aufschwung
genommen wie in dem Deutschland Dürers und Cranachs.
Der ganze drängende Reichtum spätgotischer Linienfreude
hat sich in dieser besonderen Kunstart gesammelt, hat sich
in dem Holz ein ihm gemäßes Ausdrucksmittel geschaffen.

Man hat erst in neuer Zeit den Holzschnitt seiner Bedeu-
tung entsprechend schätzen gelernt. Während er von den
älteren Sammlern neben dem Kupferstich als die minder
edle Technik geachtet wurde, geben ihm viele heute um
seiner charaktervollen Größe willen den Vorzug. Der Dürer
des Holzschnitts steht uns näher, erscheint uns lebendiger als
der Dürer des Kupferstichs, und neben Dürer stellen sich Meister
wie Cranach, Baidung, Burgkmair, die nur selten in Kupfer ge-
stochen, aber ein großartiges Holzschnittwerk hinterlassen ha-
ben. Man glaubte, ihr Werk zu kennen, man hatte es aber, da
manche Blätter nur in wenigen oder gar nur in einem einzigen
Exemplar erhalten sind, noch niemals in seiner ganzen Fülle so

zu überblicken vermocht wie in der großen Veröffentlichung,
die unter der Leitung Max Geisbergs in dem Verlage von
Hugo Schmidt in München erscheint. Es kommt hinzu, daß
von dem ausgezeichneten Kenner in langjähriger Vorbereitung
die besten Exemplare ausfindig gemacht worden sind, und
daß man in den technisch hervorragenden und in allen Fällen
originalgroßen Wiedergaben, deren Zahl, wenn das Werk
vollendet vorliegt, sechzehnhundert betragen wird, somit
eine Sammlung besitzt, wie sie nicht nur in gleicher Voll-
ständigkeit, sondern auch in ähnlicher Vollkommenheit bisher
an keiner Stelle überblickt werden konnte.

Im Lichthofe des ehemaligen Kunstgewerbemuseums zu
Berlin hat die Staatliche Kunstbibliothek jetzt einen Teil
des Geisbergschen Werkes zur Ausstellung gebracht. Erst
hier wird vielen die Bedeutung dieser Veröffentlichung offen-
bar geworden sein, da die Holzschnitte, die zum Teil bis
in riesenhafte Formate sich steigern, in der Tat die Wand
verlangen, um zur rechten Wirkung zu kommen. Die Aus-
stellung hat das Dürerjahr würdig eingeleitet. Denn steht
Dürer als Maler für sich, steht er auch als Kupferstecher
allein, so erscheint er als Holzschnittmeister der größte in
einer Gemeinschaft großer Zeichner seiner Epoche. G.

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